Operation Overlord USA 2018 – 110min.

Filmkritik

Ins Herz des Grauens

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

Hat er es wieder getan? Schon kurz nach der Ankündigung, dass Lost-Mastermind J. J. Abrams einen im Zweiten Weltkrieg angesiedelten Zombie-Thriller produzieren würde, lief die Spekulationsmaschinerie heiß. Nicht wenige glaubten, Operation Overlord könnte ein neuer Teil der lose zusammenhängenden Cloverfield-Reihe sein. Der fertige Film lässt diese Vermutungen jedoch ins Leere laufen und präsentiert sich als eigenständiger, beinharter Action-Schocker mit einigen einprägsamen Schreckensbildern.

Im Zuge der 1944 stattfindenden Operation Overlord, der Landung der alliierten Streitkräfte im Norden Frankreichs, soll ein Militärtrupp einen deutschen Radioturm zerstören. Als das Flugzeug abgeschossen wird, in dem sich unter anderem die Soldaten Boyce (Jovan Adepo) und Ford (Wyatt Russell) befinden, schlagen sich die überlebenden Kämpfer zu einer kleinen, von den Nazis okkupierten Ortschaft durch, wo sie der hilfsbereiten Chloe (Matilde Ollivier) begegnen, die ihnen Unterschlupf gewährt. Ford will trotz der zahlenmäßigen Unterlegenheit unbedingt an ihrem Auftrag festhalten und entsendet den verunsicherten Boyce, um den nahegelegenen Turm genauer in Augenschein zu nehmen. Auf seiner Erkundungstour stolpert der junge Mann in den Kellern des Gebäudes über geheime Labore, in denen ein skrupelloser Arzt (Erich Redman) wahnwitzige Experimente durchführt.

Geschichten aus der Nazi-Zeit, in denen Zombies oder mutierte Menschen auftauchen, haben ihre Heimat eigentlich im Trash-Bereich und sind an Lächerlichkeit manchmal nicht zu überbieten. Regisseur Julius Avery (Son of a Gun) und Produzent J. J. Abrams nehmen ihre reißerische Prämisse allerdings erstaunlich ernst und servieren dem Zuschauer einen Film, der sich zunächst auf das Grauen des Krieges konzentriert. Im Verlauf der ersten Stunde streuen die Macher nur kleine Hinweise aus, die in die spätere Horror-Richtung deuten.

Die Protagonisten mögen skizzenhaft entworfen sein, heben sich aber dennoch vom genreüblichen Kanonenfutter ab und rufen beim Zuschauer durchaus Anteilnahme hervor. Zum Mitfiebern verleitet freilich auch die routiniert-intensive Inszenierung, wobei vor allem der Beschuss des Flugzeugs zu Beginn und die Flucht des Zauderers Boyce durch die Gänge des Laborkomplexes im Gedächtnis haften bleiben. Je deutlicher der bei den Menschenversuchen herangezüchtete Schrecken zu Tage tritt, umso mehr bekommen die Make-up-Künstler Gelegenheit, ihr Können zu demonstrieren. „Operation Overlord“ hat einige wahrlich monströse Effekte zu bieten und dürfte zartbesaitete Kinogänger nachhaltig erschüttern.

Im Showdown lassen sich Avery und Abrams leider zu einem überzogenen Actionfeuerwerk hinreißen, das die beklemmende, kammerspielartige Stimmung spürbar untergräbt. Schade ist darüber hinaus, dass der Film die gelegentlich durchscheinenden Ambivalenzen der Handlung – etwa während einer Folterszene – nicht entschlossen genug verfolgt, was dem grimmigen Kriegsschocker sicher zusätzlichen Reiz verliehen hätte.

20.02.2024

3

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Kommentare

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Barbarum

vor 5 Jahren

Für alle, die sich schon immer gewünscht haben, "Saving Private Ryan" möge mehr ein Zombie-Splatterfest sein, wäre "Overlord" eigentlich genau der Film, käme er nicht des Öfteren - vor allem was die Dialoge betrifft - eher wie ein Videospiel daher.


StrKritiker

vor 5 Jahren

Eigentlich ein toller Film aber leider viel zu viel typischer amerikanischer Quatsch wie ein Kind oder eine Hauptdarstellerin die über ein Schlachtfeld laufen und von ausgebildeten Schützen aus nächster Entfernung nicht getroffen werden und wenn sie selber mal schiessen treffen sie immer... Zum Kotzen.Mehr anzeigen


nick74

vor 5 Jahren

Naja, gesehen und gleich wieder vergessen. Nicht schlecht aber auch nicht gut.


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