Talk to Me Australien 2022 – 95min.

Filmkritik

Wenn der Teufel dich bei der Hand nimmt

Théo Metais
Filmkritik: Théo Metais

Die berühmten YouTube-Zwillinge Philippou erobern die grosse Leinwand mit ihrem höllisch effektiven Horrorfilm. Ein weiteres Grusel-Juwel von A24, perfekt für eine Mitternachtsvorstellung.

Eine Gruppe von Freunden entdeckt eine verfluchte Hand, mit der sie Geister beschwören können. Sie mischen das Okkulte des Objekts mit ihrer Fantasie und haben dabei viel Spass. Solange sie die Séancen gut kontrollieren, bleiben sie unverletzt. Doch eines Tages überschreiten sie die Grenze und setzen eine furchterregende übernatürliche Kraft frei. Dabei vergessen sie jedoch, die Tür zwischen den beiden Welten wieder zu verschliessen.

Als diese Hand in das Leben der kleinen Gruppe tritt, stellt «Talk to Me» die Nerven und die Netzhaut auf eine harte Probe, bis zum Punkt des Zusammenbruchs. Bereits zu Beginn, an der Quelle des Bösen, geht es in «Talk to Me» dämonisch und unheilvoll zu. Der Ablauf ist einfach: Man muss nur diese Hand ergreifen und ihr die drei Worte "Talk to Me" zuflüstern, damit ein Wesen von dem Körper Besitz ergreift. Ähnlich wie bei Vampiren müssen aber auch Geister eingeladen werden; für noch mehr Nervenkitzel sage man also "I let you in". Kurz darauf ist der Teilnehmende der Séance dem Dämon, der ihn heimsucht, ausgeliefert. Die Pupillen weiten sich und der Körper verkrampft sich. Eine Art Horror-Peep-Show, Snapchat reibt sich die Hände, die Videos gehen viral und so erschreckend der Walzer mit den Toten auch sein mag, die Eingeweihten kehren jedes Mal lachend und mit Adrenalin vollgepumpt zurück.

Ein Spaziergang, der nach Blut und Albträumen riecht. Die beiden australischen Zwillinge, die den Kanal RackaRacka betreiben, haben dank ihres Erfolgs auf Youtube viel Know-how gesammelt. Der Film wird wieder zu einem technischen Handwerk, das die Generation Z auf eine andere Weise zu beherrschen scheint. Das Okkulte dient als visuell malerische und grandiose Spielwiese. Das Drehbuch ist flüssig und reibungslos, doch die gierige und gnadenlose Regie packt dich an der Halsschlagader und führt dich zurück in den Horror von Trauer, Reue und Selbstaufgabe.

Dieser Aspekt wird vor allem von der beeindruckenden und spielfreudigen Sophie Wilde verkörpert. Die Tragödie wird von dem jüngeren Bruder ihrer besten Freundin angekündigt, der sich freiwillig für ein Rodeo mit dem Jenseits gemeldet hat und dessen Abstieg in die Hölle unter die Haut geht. Der Film der Philippou-Zwillinge, der sich mit der Metaphysik des Horrors befasst, bietet gelungene Unterhaltung, wenn auch vielleicht auf Kosten einer etwas ausführlicheren Kritik an den Auswüchsen sozialer Netzwerke.

Nachdem Danny und Michael Philippou das amerikanische Sundance-Festival in Erstaunen versetzt hatten, gönnten sie sich bei den renommierten Berliner Filmfestspielen eine Europapremiere. Die Filmemacher haben ihren zahlreichen YouTube-Fans ein grosses Kino-Projekt geliefert. Fernab vom Experimentellen, erfüllt von einer gewissen Modernität und einer unverhohlenen Freude an Jump-Scares, wird der Film nicht nur ihren Altersgenossen gefallen. So einfach seine Prämisse auch sein mag, «Talk to Me» bleibt ein beklemmender Film, in dem sich die rote Flut von «The Shining» mit den zeitgenössischeren Obsessionen von James Wan kreuzt.

27.07.2023

4

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Kommentare

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Taz

vor 7 Monaten

Vielleicht etwas zuviel und zu revolutionäres erwartet, aber rausgekommen ist ein solider Film, der ein paar nette Momente hat, aber auch einiges an Leerlauf bietet. Solid.


dulik

vor 7 Monaten

Ein überraschend gelungener Horrorstreifen, der durch stark agierende Schauspieler und einer packenden Geschichte zu überzeugen weiss. Überraschend, weil der Trailer einen Horrorfilm ab Stange vermuten lässt. Doch "Talk to me" hebt sich mit Tiefgang und Drama von anderen Genrevertretern ab und unterhält auch ohne viele Schockmomente ganz gut.
7/10Mehr anzeigen


Mini

vor 8 Monaten

Ich fand ihn schön gruslig und spannend. Für Horrorfilm Fans geeignet. Nicht Fans dieses Genres fanden ihn daher schrecklich.


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