Mary Poppins' Rückkehr USA 2018 – 131min.

Filmkritik

Emily Poppins

Irina Blum
Filmkritik: Irina Blum

Über 50 Jahre nach dem Original bringt Disney mit Mary Poppins Returns eines seiner Steckenpferde zurück auf die Grossleinwand. Und die Fussstapfen, die es zu füllen gilt, sind gross: Ganze 5 Oscars durfte das Musical mit Julie Andrews und Dick van Dyke damals mit nach Hause nehmen.

Wir schreiben das Jahr 1930 in London. Mary Poppins (Emily Blunt) wählt den Zeitpunkt, um in das Leben des mittlerweile erwachsenen Michael Banks (Ben Wishaw) zu treten, genau richtig: Ohne die Mutter seiner drei Kinder ist er restlos verloren, sowohl organisatorisch als auch finanziell. Als dann der Bankdirektor Wilkins (Colin Firth) den Banks ein Ultimatum setzt und mit der Zwangsversteigerung des berühmten Hauses an der Cherry Tree Lane droht, kann auch seine Schwester Jane (Emily Mortimer), die als Gewerkschafterin politisch ganz ihrer Mutter nacheifert, nicht mehr viel ausrichten. Gut, schwebt Mary Poppins mit einem selbst gemachten Drachen den Himmel herab, bringt wieder Ordnung in das Leben der Familie Banks – und einen lang verloren geglaubten Zauber zurück an die Strasse mit den berühmten Kirschbäumen.

Man merkt, dass Mary Poppins Returns unter der Federführung von Regisseur Rob Marshall grosse Fussstapfen zu füllen hatte: Man hält sich vielleicht fast ein wenig zu brav an die über 50-jährige Vorlage, die damals für ein Musical rekordverdächtige 5 Oscars abgestaubt hat, unter anderem für die Musik und die beste Hauptdarstellerin. Ohne Frage hat der Film, der gleichzeitig Fortsetzung und Reboot ist, viel Buntes, Zauberhaftes und Fantasievolles an sich. Und Szenen wie der an die alten Disney-Filme erinnernde Ausflug auf der Suppenschüssel deuten darauf hin, wo man im kreativen Bereich hätte hingehen können.

Im Gegensatz zum ebenfalls dieses Jahr auf Grossleinwand gezeigten Christopher Robin war Disney bei Mary Poppins Returns sichtlich darauf erpicht, das Ganze kinderfreundlich zu gestalten. Schade nur, hat man dies bei der Story etwas zu sehr berücksichtig: Die dünne Handlung wäre wohl in zwei Sätzen erzählt. Dafür hat man Zeit für einige Storyausbrüche, die mit einigen Gastauftritten angereichert werden. Besonders erwähnenswert: Marys Cousine mit osteuropäischen Wurzeln, gespielt von Meryl Streep, die gewohnt souverän und vor allem herrlich verrückt auftritt. Und ein weiterer Cameo-Auftritt zum Ende des Films wird wohl vor allem Fans des Originals in Verzückung bringen.

Was Liebhaber von Mary Poppins jedoch vermissen dürften, sind die eingängigen Songs: Da ist kein Superkalifragilistikexpialigetisch oder Chim Chim Cheree. Zwar sind die Lieder wunderschön komponiert – jazzige Komponenten gleichen die romantische Orchestermusik aus – und exzellent gesungen von Emily Blunt und Multitalent Lin-Manuel Miranda (Erfinder von «Hamilton»). Die Melodien laufen jedoch Gefahr, zum einen Ohr rein- und zum anderen wieder rauszugehen – wie der gesamte Film einen lang vergessenen Zauber hervorruft, der schnell wieder verflogen ist. Ganz im Gegensatz zu Emily Blunt, welche die Nanny keck und mit einer britischen Coolness spielt, ohne dabei unnahbar zu wirken. Wenn es mit dem Oscar für den besten Soundtrack also nicht mehr klappen sollte, dann könnte es bei der Hauptdarstellerin ein zweites Mal funktionieren: Mit der Wahl von Emily Blunt als Mary Poppins haben die Macher ein äusserst glückliches (oder besser: magisches) Händchen bewiesen.

19.12.2018

3.5

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Kommentare

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Barbarum

vor 4 Jahren

Mary Poppins' Rückkehr ist leider nur eine uninspirierte Kopie des Klassikers aus den 60ern. Die Storyelemente gleichen sich, da gibt es wieder einen Ausflug in eine Malerei, den Besuch bei der schrulligen Verwandschaft, in einer Bank findet ein Aufruhr statt, aus tanzenden und singenden Schornsteinfegern sind ebensolche Laternenanzünder geworden usw. Doch das Magische, was damals so selbstverständlich erschien, wirkt jetzt ziemlich aufgesetzt und die Songs sind bei Weitem nicht so eingängig.Mehr anzeigen


Patrick

vor 5 Jahren

Die neue Mary Poppins kan nahezu Verzaubern wie das Original,dank Emily Blunt den Sie ist als neue Poppins eine Wucht ,sowie der witzige Gast Auftritt am Ende des Filmes von Dick van Dyke.Die Tanz~Szenen und die Zeichtrickfilm Einlagen kommen ebenso herzlich altmodisch wie das Original daher.Mehr anzeigen


basil1906

vor 5 Jahren

Toller film. Verstehe die kritik an die geschichte nicht. Es basiert auf das zweite buch, warum sollte also der zusammenhang zum
Ersten fehlen. Ich fands toll. Coole musik, tolle bilder und eine hervorragende mary poppins. Ich hoffe sie verfilmen auch das dritte buch einmal. 😍


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