Das schönste Mädchen der Welt Deutschland 2018 – 103min.

Filmkritik

Die Macht der Worte

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

Die Geschichte von Cyrano de Bergerac ist mehr als 120 Jahre alt und wurde schon häufig verfilmt. Zumeist sehr originalgetreu wie die französische Produktion mit Gerard Depardieu aus dem Jahr 1990, hin und wieder auch in die Moderne transportiert, wie bei der Steve-Martin-Komödie Roxanne. Gleiches geschah nun auch mit Das schönste Mädchen der Welt, der das Ganze ins Teenie-Milieu verlagert.

Roxy (Luna Wedler) ist neu in der Klasse, verdreht aber gleich allen Jungs den Kopf. Von ihrer alten Schule geflogen, hat sie eigentlich keine Lust auf die Klassenfahrt nach Berlin, muss aber eben daran teilnehmen. Sie freundet sich mit dem Aussenseiter Cyril (Aaron Hilmer) an, der sich sofort in sie verliebt, sich aber wegen seiner enorm grossen Nase keinerlei Chancen ausrechnet. Zudem interessiert sich Roxy für den feschen Rick (Damian Hardung), der allerdings geistig nicht viel zu bieten hat. Der wortgewandte Cyril hilft nun Rick, das schönste Mädchen der Welt für sich zu erobern. Aber wird sie erkennen, wer der Poet wirklich ist?

Im Grunde hätte man bei der Prämisse, die wohl als «Cyrano de Bergerac trifft Fack Ju Göhte» der Produktionsfirma vorgeschlagen wurde, nicht viel erwartet. Schon alleine deswegen, weil Drehbuchautoren, die zehn, zwanzig oder noch mehr Jahre älter als ihre Hauptfiguren sind, nur selten eine glaubwürdige Form von Jugend-Lingo erschaffen. Hier funktioniert es aber. Nicht, weil Jugendliche zwangsläufig so reden, sondern weil die Figuren sich auf eine Art unterhalten, die frech und ungezwungen ist.

Der Film hält sich bei der Geschichte mehrheitlich an die Vorlage, bringt aber noch eine weitere Figur ein, die um Roxy buhlt, weswegen Cyril überhaupt erst den Einflüsterer für Rick geben muss. Nichtsdestotrotz hat man hier eine der schönsten Versionen der Geschichte. Zugleich ist dies auch eine der besten Komödien, die der deutsche Film seit vielen Jahren vorgelegt hat: Weil es alle Beteiligten verstanden haben, die Ernsthaftigkeit der Geschichte mit schönem Humor zu kombinieren.

Darüber hinaus haben die Macher ein glückliches Händchen bei der Besetzung bewiesen. Das gilt für die männlichen Hauptdarsteller, mehr aber noch für die Schweizer Newcomerin Luna Wedler, die nicht nur die Figuren des Films, sondern auch den Zuschauer bezaubert. Das schönste Mädchen der Welt ist damit alles, was es sein muss: Romantisch, bezaubernd, unverkrampft, nicht peinlich und schon gar nicht voller Schmalz. Ein frischer, junger, unverbrauchter Film, der es wert ist, von einem grossen Publikum entdeckt zu werden.

20.02.2024

4

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Kommentare

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thomasmarkus

vor 5 Jahren

Viele Pointen brauchen etwas Vorwissen oder Belesenheit - so lachten mehr Erwachsene als Teenies im Saal...


Andib

vor 5 Jahren

Der Film und der Inhalt wären "eigentlich" gut.. altes Thema Cyrano de Bergerac. Jedoch: der Film ist ab 12 freigegeben. Ich war mit meinen Kindern dort. Ich musste ihnen durch den ganzen Film hindurch die Ohren /Augen zuhalten! Hallo, wie primitiv sprecht ihr denn? Sorry, aber so läuft es nicht, sonst müsst ihr den Film ab 16/18 freigeben!!!!! So schade, denn zwischen Roxy und Cyril gab es ein paar gute Szenen!Mehr anzeigen


Patrick

vor 5 Jahren

Nette Unterhaltung mit Sympathischen Darstellern,verfeinert mit coolen/fetzigen Rap~Einlagen. “Das schönste Mädchen der Welt “ kommt als 8 Mile&Fack ju Göhte Filmmix daher.Dafür gibts von mir 3.1/2 Masken von 5.

Zuletzt geändert vor 5 Jahren


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