Ernest & Celestine Frankreich 2012 – 80min.

Filmkritik

Grosse Maus in einer kleinen Welt

Filmkritik: Andrea Wildt

Eine expressive Parabel über Toleranz und den kleinen Unterschied für Gross wie Klein: Drei Animationsfilmemacher adaptieren die beliebten Bilderbücher der Belgierin Monique Martin.

Bären und Mäuse leben seit jeher getrennt. Die Bären auf - die Mäuse unter der Erde: So war es schon immer und so soll es auch bleiben. Dies hören die Mäusekinder von klein auf: Der grosse Bär ist böse und frisst am liebsten kleine Mäuse, roh und frisch. Aber die gescheite Maus Célestine glaubt nicht so recht an die Märchen, die die Aufseherin im Waisenhaus vor dem Schlafengehen über den Unhold Bär erzählt. Als Célestine nachts an die Erdoberfläche klettert, um frisch ausgefallene Milchzähne zu stehlen, trifft sie auf den Vagabunden-Bären Ernest. Eine ungewöhnliche Liebe auf den ersten Beschnüffler beginnt.

Die Geschichte um die Freundschaft des Bären Ernest und der Maus Célestine stammt aus den gleichnamigen Bilderbüchern (auf Deutsch auch unter "Mimi und Brumm" bekannt) der belgischen Schriftstellerin und Illustratorin Monique Martin alias Gabrielle Vincent. Mit ihren in feinem Aquarelle gezeichneten Episoden um die Abenteuer des ungleichen Paares hatte sie seit den 1980er-Jahren die Phantasien der Kinder in aller Welt erobert. Die geachtete Produktionsfirma für Animationsfilme Les Amateurs hat diese nach dem Tod der Autorin nun für die Kinoleinwand adaptieren lassen.

Die Realisation des Zeichentrickfilms haben sich drei Animationsfilmemacher geteilt: Der Franzose Benjamin Renner übernahm die grafische Gestaltung des Films und die Belgier Vincent Patar und Stéphane Aubier zeichnen sich für die Postproduktion und die Tonspur verantwortlich. Gemeinsam haben sie Storyboard und Schnitt erarbeitet. Das Drehbuch übernahm der französische Schriftsteller Daniel Pennac. Den feinen Stil der Buchvorlage hat der Film beibehalten, ebenso die Nüchternheit der Zeichnung, die vor allem auf die Kreativität des Strichs und die Ausdruckskraft von Farbtupfern setzt. Entstanden ist eine geistreiche und ergreifende Geschichte für Gross und Klein, die mit Vorurteilen und Erwartungen spielt und anstatt derer lieber mit scharfsinnigen Überraschungen aufwartet.

Ernest et Célestine beginnt, sich wie ein Buch aufzublättern: Feine Bleistiftstriche geben auf dem Papier den Off-Stimmen erste Formen bis wir Célestine erblicken, die umringt von anderen Mäuse-Waisenkindern einen kuschligen Bären zeichnet. Sobald sich das Bild aufgebaut hat, ist es auch schon wieder am Verschwinden. Diese Leichtigkeit des Bleistiftstrichs, der von einer Szene in die andere hinüber zu zeichnen scheint, gibt dem Film seine heitere Beschwingtheit und sein flinkes Tempo und zieht das Auge von Anbeginn wie ein Strudel in die Geschichte hinein.

Die Farben übernehmen den emotionalen Part und füllen die Striche mit Leben. Immer wieder gibt es in Ernest et Célestine Szenen, in denen die Farben und Formen einfach nur Materie sind. Wenn die beiden Helden in Alpträumen gefangen sind, Célestine den Winter malt oder der Frühling in ihrem trautem Heim Einzug hält, gehören zu den expressivsten Szenen. Auf die Ausdruckskraft von Farbklecksen und Bleistiftstrichen!

16.09.2013

5

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Kommentare

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Barbarum

vor 8 Jahren

Da ich selbst mit den Büchern aufgewachsen bin, mag ich etwas voreingenommen sein. Aber ich fand den Film einfach zauberhaft.


skccc

vor 8 Jahren

Ein wunderbarer Film, fantastisch gezeichnet, süsse Geschichte, die Kinder sind fasziniert und die Eltern sind happy.


gefuehlsmensch

vor 10 Jahren

trauhaft


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