Interview

Antonio Banderas über «The Legend of Zorro»

«Der Film behandelt viele Familienthemen»

Antonio Banderas über «The Legend of Zorro»

Q:CINEMAN: Hallo Antonio. Es ist immer eine Freude, Sie zu sehen. «The Legend of Zorro» ist sehr speziell, er erinnert irgendwie an ein Klassentreffen. All die Leute, die sich mögen, kommen zusammen.A:Banderas: (lacht) Ja, eigentlich haben wir grosses Glück. Diese Möglichkeit zu haben, die Story von Zorro nochmals zu überarbeiten und mit denselben Leuten zusammenzuarbeiten. Da sind Martin Campbell, Steven Spielberg, der produziert hat, Catherine Zeta-Jones, sogar der Kameramann war der gleiche Typ, der Art-Director ebenfalls, die Castingdesigner.... Ja es ist eine tolle Sache und gleichzeitig hat es auch der Geschichte einen kleinen Schwenker gegeben. «The Legend of Zorro» ist viel eher ein Familienfilm und behandelt auch viele Familienthemen. Q:Was sicherlich gut ist in Bezug auf das, was unterschwellig erzählt wird: Eine Familiengeschichte, bei der es darum geht, wie man eine Beziehung zusammen hält. Dann gibt es auch weitere, zum Beispiel politische Themen und all das sehr gut zusammengemischt. Da ihr ja unterschiedliche Bedingungen hattet, was eure Familien betrifft: Hat diese jeweilige Familiensituation Einfluss ausgeübt? Catherine wurde ja Mutter und Sie sind ein gemachter Familienmann.A:Ja, denn so, wie sich die Filmfigur in den letzen sieben Jahren entwickelt hat, haben auch wir uns weiterbewegt. Als ich meinen ersten Zorro aufnahm, war mein Baby eineinhalb Monate alt. Ich wusste damals also nicht wirklich, was es bedeutet, Vater zu sein. In diesen sieben Jahren habe ich es natürlich gelernt. Und Catherine hatte gar keine Kinder damals, und jetzt hat sie zwei. Somit: Ja, wir sind erwachsen geworden, genau wie die Filmfigur Zorro. Das wichtigste in diesem Film ist schliesslich gar nicht Zorro zu sein, sondern ein Vater, ein guter Vater. Denn am Anfang des Filmes ist er ein bisschen von sich selbst eingenommen. Er verhält sich wie ein Filmstar. Es amüsiert ihn, Zorro zu sein, nicht jedoch des Volkes wegen. Also muss er wieder in geordnete Bahnen gebracht werden. Und das tun wir mit viel Komik und brechen dadurch auch ein wenig aus dem typischen Zorro-Raster aus. Q:Genau, denn Zorro ist ja wie ein Schauspieler, der den Auftritt und die Anerkennung liebt. Deshalb ist es auch schwierig, die Maske abzulegen.A:Er überspielt sozusagen alles.Q:Er überspannt den Bogen. Wenn wir gerade dabei sind. Der körperliche Einsatz ist sehr wichtig bei solchen Figuren. Wie war es nun für Sie, wieder eine solche Rolle zu spielen, bei der die schauspielerische Leistung nicht ausreicht, sondern auch die körperliche Fitness entscheidend ist?A:Das ist tatsächlich so. Und dieser Film war sogar härter als der erste, denn wir haben mehr Action hineingepackt und zudem bin ich sieben Jahre älter... Q:Sie meinen doch bestimmt sieben Monate?A:(lacht) ...und es ruht nun ein wenig auf meinen Schultern. Es war körperlich sehr fordernd. Doch gleichzeitig bin ich sehr starrköpfig und ich wollte nicht zu viele Leute um mich sehen, die als Zorro verkleidet sind – Stuntmen halt. Also bin ich so gut ich konnte gegen die Versicherungsfirma angerannt und tat, was ich konnte, um möglichst viele Action-Szenen selber zu drehen. Aber ich habe meinen Preis dafür bezahlt, denn nach dem Dreh war ich einfach aufgebraucht. Q:Zeit für lange Ferien?A:Oh ja. Ich war schon Skifahren. Nach dem Dreh ging ich 45 Tage lang ununterbrochen Skifahren. Das brauchte ich, denn meine Ellbogen hatten stark gelitten, ich hatte gebrochene Finger, der Rücken war hinüber... Ich hab den Film wirklich ziemlich elend beendet. Q:Ich finde es toll, dass ich Sie treffe und sehe, dass es Hollywoodstars gibt, die eine sehr entspannte Beziehung zum ganzen Filmgeschäft pflegen. Wie haben sie das geschafft, in dieser Hollywood-Familie zu sein und dennoch sehr relaxt damit umzugehen?A:Ich weiss nicht. Ich glaube, als ich nach Hollywood kam, hatte ich bereits 40 Filme in Europa gemacht. Also kannte ich die Branche aus jedem Winkel. Ich hatte nie den Bombenfilm, der so richtig einschlug. Es war mehr eine Stück-für-Stück-Karriere. Das ist sicherlich gut für die mentale Gesundheit. Und als ich dann nach Hollywood kam, wurde ich nicht gleich verrückt. Ich ging da zwar hin, verzog mich dann aber wieder nach Europa. Und dann riefen sie mich wieder und danach ging ich wieder zurück nach Europa. Und langsam aber sicher fing ich an in Hollywood Fuss zu fassen. Dann traf ich meine Frau und damit kam die grosse Veränderung, da ich von da an in LA lebte. Doch ich nehme alles sehr natürlich hin, weil ich mir bewusst bin, dass dieser Beruf sehr vergänglich ist und er einfach so weg sein kann. Was ich also versuche, ist, das zu geniessen, was ich tue. Und ich denke, wenn man das tut, wird die eigene Karriere länger andauern, weil die Leute spüren, dass da keine Nervosität besteht, sondern dass man das, was man tut wirklich liebt und die Karriere bei «Action» beginnt und bei «Cut» wieder aufhört.Q:Genau dasselbe gilt ja auch für Ihr Eheleben. Sie haben einen Weg gefunden, dass es in Hollywood funktioniert. War das schwierig für Sie? Ich meine, mit Melanie Griffith scheinen Sie ja da eine Bindung gefunden zu haben...A:Es stimmt, und das gilt nicht nur für Hollywood: Ein paar Stunden, ein paar Tage zusammen zu verbringen, ist sehr wichtig. Doch wir mussten uns in unseren früheren Beziehungen erkennen und in den Fehlern, die wir früher gemacht hatten. Als wir zusammen kamen, war uns das sehr bewusst. Und dann beginnt man festzustellen, dass eine Frau zu lieben etwas ist, das sich verändert im Laufe der Jahre und man gelangt durch verschiedene Stadien der Liebe. Und womöglich verwandelt sich diese Leidenschaft, die am Anfang da ist, in etwas völlig anderes und dann hat man die Möglichkeit, sich in die eigene Frau zu verlieben. Und dann entdeckt man, dass man sich das verdienen muss, dass nicht alles einfach so da ist, wie am Anfang. Zu Beginn sieht man einfach diese Frau und man weiss: Das ist es. Doch das, was man später benötigt oder haben möchte, muss man sich verdienen. Da muss man schlau sein, tolerant gegenüber seinem Partner, im Wissen, dass es auch Krisen geben wird, dass auch schlechte Momente kommen werden. Doch genau wie man diese Momente übersteht, wird auch die Partnerschaft stärker. Denn dann hat man die Gewissheit, dass am Ende jedes Tunnels ein Licht ist und man wieder herauskommt. Es ist nur eine Art gedankliches Spiel und... ja, wir sind mitlerweilen seit elf Jahren zusammen und am Anfang haben die Leute gewettet, es würde maximal sechs Monate überdauern. Somit bin ich wirklich sehr stolz und sehr glücklich. Q:Danke vielmal Antonio. Schön, mit Ihnen zu reden.A:Gern geschehen.

24. Oktober 2005

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