Interview

Chris Evans: «Wenn ich mich in meinem blauen Kostüm im Spiegel betrachte, kann ich kaum glauben, dass ich einen Superhelden spiele. Das ist ja die Kindheitsfantasie schlechthin.»

Interview: Portmann Media

Chris Evans würde gerne nochmals in die Strumpfhosen steigen, denn das Superheldentum gefällt ihm.

Chris Evans: «Wenn ich mich in meinem blauen Kostüm im Spiegel betrachte, kann ich kaum glauben, dass ich einen Superhelden spiele. Das ist ja die Kindheitsfantasie schlechthin.»

Q: Hallo Chris, toll Sie auf dem Riesenrad (London Eye) treffen zu können. Da wird einem gleich ein wenig schwindlig. Wie geht's Ihnen soweit?A: Zum Glück bewegt es sich ziemlich langsam. Bisher ist mir noch nicht schlecht geworden.Q: Das witzige ist ja, dass eine Szene im Film auf dem London Eye spielt, Sie und die anderen Schauspieler das Original jedoch noch nie zu sehen bekommen haben. Erst jetzt fürs Interview haben Sie sich hier eingefunden. A: Ja, das ist das erste Mal.Q: Wie war es für Sie bezüglich der Special Effects, die ja auch einen sehr wichtigen Teil des Films ausmachen? Hat die Art und Weise, wie der Film gedreht wurde, auch Ihren Schauspiel-Stil verändert?A: Nicht wirklich. Manchmal kann es schwierig werden, wenn man bedenkt, dass man mit etwas zusammenarbeitet, das sich nicht greifen lässt. Da muss man einfach seine Fantasie benutzen, und ich bin sicher, dass die meisten Schauspieler über eine blühende Fantasie verfügen. Q: In diesem zweiten Film gelangen alle Figuren zu dem Punkt, wo sie beginnen, ihre Fähigkeiten und die eigene Funktion richtig zu nutzen und einzusetzen. Vor allem aber auch die Verantwortung kennen zu lernen, die damit einhergeht – das gilt besonders für Ihre Figur: Sie lernen, «das Feuer zu teilen». A: Richtig, ja. Es ist nicht nur so, dass Johnny nun seine Kräfte mit den anderen austauschen kann; er ist gezwungen, sie sozusagen an die Leine zu nehmen. Und Johnny fühlt sich bekanntlich eher im Mittelpunkt des Geschehens wohl. Er mag das Scheinwerferlicht, die Aufmerksamkeit, er liebt es, eine Berühmtheit zu sein. Und durch eben dieses Austauschen und Abgeben seiner Kräfte muss er sich nun etwas zurücknehmen und das ist etwas völlig Neues für Johnny. Q: Da lernt man dann auch ein bisschen seine verletzbare, etwas softere Seite kennen.A: Ja, das ist sehr schön dargestellt. Seine Figur wird nun in die etwas erwachsenere Ecke gedrängt, das finde ich gut. Er muss plötzlich seine Beziehungen hinterfragen, er muss sich selbst fragen, ob ihn dieses Junggesellen-Leben, das er führt, auch tatsächlich erfüllt. Oder eben nicht. Und das wirkt sich dann beschleunigend aus auf seine Entwicklung. Q: Wir waren gestern an der Premiere und da sieht man immer all die Fans, die wohl noch viel mehr über Ihre Figur wissen als Sie selbst. Ist das überraschend und gibt Ihnen das nicht das Gefühl, sich noch mehr mit den Hintergründen und Geschichten auseinandersetzen zu müssen?A: Nun, wir haben schon ganz gut recherchiert, vor allem noch vor dem Dreh des ersten Teils. Und ich denke auch, dass wir uns alle ziemlich kompetent und sattelfest fühlen, wenn es darum geht, Diskussionen über die Comicbücher zu führen. Man war stets bemüht, dass auch wir Schauspieler das wahre Gefühl kennen lernen, dieses Gefühl, das die hartgesottenen Fans verspüren. Und sie sind es schliesslich auch, für die diese Filme gemacht werden. Q: Was speziell ist an den Fantastic Four, ist der Humor der darin steckt. Wenn man es mit anderen Superhelden-Geschichten vergleicht, fehlt es denen oft daran und sie nehmen sich viel ernster. Finden Sie das auch?A: Das ist sehr richtig. Ich denke, die Stimmung, die den Fantastic Four zugrunde liegt – besonders auch in den ersten Comic-Büchern -, ist sehr locker. Es war nie wirklich etwas für ein Publikum mit Vorlieben für Düsteres. Es war nie extrem ernst, vielmehr lag darin immer ein Hauch von familiärer Lockerheit. Q: Wurden Sie je damit konfrontiert, wie facettenreich die ganze Comic-Welt eigentlich ist? Da passiert ja dermassen viel...A: Es ist wirklich sehr viel! Es ist schon verrückt, wenn man Comic-Messen besucht und sieht, was für eine Kultur das ist, wie tief das geht und mit wie viel Leidenschaft gewisse Menschen daran hängen. Und ehrlich gesagt ist es eine grosse Ehre, ein Teil von dieser Welt zu sein, denn ihr entspringen viele tolle Dinge. Q: In einer anderen Riesenradkapsel haben wir mit Jessica Alba über Kleider und Kostüme gesprochen und darüber, wie toll es ist, in Superhelden-Filmen mitwirken zu können und immer neue Kostüme tragen zu dürfen. Und sie meinte, dass es für die Jungs diesmal noch mehr Spass gemacht haben dürfte. Vor allem für Sie, mit all den Dolce & Gabbana-Anzügen. Das ist schon nicht schlecht, oder?A: Richtig erkannt. Johnny hat schon einen ganz guten Stil. Was soll ich sagen, es macht Spass. Und auch das blaue Kostüm ziehe ich ganz gerne an. Nur schon, weil man sich darin im Spiegel betrachtet und kaum glauben kann, dass man einen Superhelden spielt. Ich meine, das ist ja die Kindheitsfantasie schlechthin. Q: Auch für Sie?A: Absolut. Ich glaube, jeder kleine Junge rennt mindestens einmal im Leben mit einem Bettlaken um den Hals gebunden herum und hält sich für einen Superhelden. Q: Wir sprechen über einen Film, der von Superkräften handelt und dies provoziert sicher viele aussergewöhnliche Fragen. Was war das Merkwürdigste, das Sie diesbezüglich je gefragt wurden?A: (überlegt lange) Ich kann mich jetzt gar nicht so genau erinnern. Mein Hirn hat sich gerade in Apfelmuss verwandelt und ich kann nicht richtig nachdenken, tut mir Leid. Q: Kein Problem. Wir kreisen ja auch in luftiger Höhe. Mit grosser Wahrscheinlichkeit werden noch weitere Fortsetzungen folgen. Je grösser schliesslich der Erfolg, desto mehr Fortsetzungen werden wir sehen. Sind Sie darauf vorbereitet?A: Hoffe ich doch. Ich bin sicherlich bereit dazu. Ich würde es zumindest machen wollen. Es kommt nun darauf an, wie viele Leute den zweiten Teil sehen werden. Aber ich würde mich schon sehr freuen, nochmals in die Strumpfhosen zu steigen und einen dritten Teil zu drehen. Q: Denken Sie auch, dass der gute Cast alles ein wenig einfacher macht, da alles gut zusammenpasst und alle miteinander auskommen?A: Auf jeden Fall. Das ist beim Film ganz allgemein ein sehr entscheidendes Puzzle-Stück: Wenn man untereinander nicht gut auskommt, überträgt sich das auch auf die Leinwand. Und bei uns geht es dermassen gut zu und her... Wir haben eine sehr innige Beziehung und kamen schon von Anfang so gut miteinander aus. Wir brauchten keine Anlaufszeit; gleich von Beginn weg haben wir uns wie eine Familie gefühlt, und das merkt man, glaube ich, auch auf der Leinwand. Q: Wie war es, den ganzen Tag mit Michael Chiklis rumzuwirbeln? Das war bestimmt spassig!A: Ja, er ist toll, er ist unheimlich lustig. Er liebt es, zu plaudern, zu lachen und das macht es dann einfacher, weil es sich nicht wie schwere Arbeit anfühlt.

21. August 2007

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