Die Tribute von Panem - The Ballad of Songbirds & Snakes USA 2023 – 157min.

Filmkritik

Die Geburt des Bösen

Maria Engler
Filmkritik: Maria Engler

Wie wird jemand zu einem tyrannischen Präsidenten, der junge Menschen in einem Kampf auf Leben und Tod antreten lässt? «Die Tribute von Panem - The Ballad of Songbirds & Snakes» beantwortet diese Frage und stellt den jungen Coriolanus Snow und seinen wendungsreichen Abstieg in die Fänge der Bösartigkeit in den Mittelpunkt. Das Ergebnis ist ein spannungsvolles Charakterporträt mit vielen neuen Einblicken in die Welt von Panem.

64 Jahre vor den Ereignissen rund um Katniss: Nach einem Bürgerkrieg in Panem ist die Bevölkerung traumatisiert. Coriolanus Snow muss die Zukunft seiner verarmten Familie sichern und dafür perfekte Schulleistungen vorweisen. Bei den zehnten Hungerspielen sollen er und seine Mitschüler Mentoren für die ausgewählten Tribute sein und sie zum Sieg führen. Coriolanus bekommt die aufmüpfige Sängerin Lucy Gray Baird zugeteilt und setzt sich bald über alle Regeln hinweg, damit sie gewinnt – lässt er sich dabei von seinen Gefühlen für sie leiten oder strebt er nur nach Macht und Anerkennung?

Der Bösewicht im Fokus: Auch die «Panem»-Reihe geht mit dem Prequel «Die Tribute von Panem - The Ballad of Songbirds & Snakes» nun diesen Weg und setzt den späteren Tyrannen und Präsidenten von Panem Coriolanus Snow in den Mittelpunkt der Geschichte. Bereits in den Vorgängerfilmen, dort noch verkörpert von Donald Sutherland, war der skrupellose Anführer eine faszinierende Figur – und überraschenderweise macht das Wissen um seine spätere Schreckensherrschaft und damit den Ausgang der Reise den Film keineswegs weniger interessant.

Im Gegenteil: Die Figur erhält eine vielschichtige Charakterisierung, Ziele und Motive, die sich während des Films fortlaufend ändern und entwickeln. Dieses Abgleiten in charakterliche Untiefen ist nicht nur sehr unterhaltsam, sondern wird vom facettenreichen Schauspiel des jungen Darstellers Tom Blyth perfekt unterstützt. Auch Rachel Zegler, die bereits in «West Side Story» ihr musikalisches Talent unter Beweis stellte, liefert eine überzeugende Darstellung und trägt die weitaus stärkere musikalische Ausrichtung des Franchises.

Abgesehen von den neuen Gesichtern ist auch der restliche Cast vollends überzeugend – allen voran allerdings Viola Davis, die, kostümiert wie ein irrer Dr. Frankenstein in abgedrehter Panem-Mode, in einem Film voller Bösewichte die wohl überzeugendste Fieslingsfigur abgibt. Ein wenig verschenkt wirkt hingegen Jason Schwartzman, der trotz einnehmender Gameshow-Persönlichkeit aufgrund geringer Screentime nicht so strahlen kann wie sein exzentrischer Vorgänger Stanley Tucci.

Besonders eindrucksvoll in «Die Tribute von Panem - The Ballad of Songbirds & Snakes» ist allerdings der neue Einblick in die Welt von Panem kurz nach dem Krieg. Was in den früheren Filmen eine Hochglanzumgebung mit modernster Technik ist, hat hier einen spannenden Retro-Look, der sowohl das Kapitol als auch Distrikt 12 in bisher unbekanntes Licht taucht. Vor allem die Architektur des Kapitols, die deutlich sichtbar an das Berlin der Nachkriegszeit angelehnt ist, verleiht dem Film ästhetisch eine ganz neue Richtung.

Insgesamt ist «Die Tribute von Panem - The Ballad of Songbirds & Snakes» eine spannende Rückkehr in die Welt von Panem und bietet einige unbekannte Einblicke. Trotz der langen Laufzeit wirkt der Film stellenweise etwas gehetzt und nimmt sich für einige Aspekte zu wenig Zeit. Ausserdem überschreiten sowohl Handlung als auch Ästhetik hin und wieder heftig die Grenze zum Kitsch – doch die Zielgruppe wird es wenig stören.

14.11.2023

3.5

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Kommentare

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maennele

vor 4 Monaten

Sehr gut genachter Film; vielschichtig, hintergründig, spannend, unterhaltsam. Um fen Film einigermassen zu verstehen, bedingt natürlich die Gegenwart eines gewissen Intellekts!


ch31415

vor 4 Monaten

ein völlig nichtsnutziger, ärgerlicher und überflüssiger Film - ohne Sinn, ohne Ethik, ohne Botschaft.... rausgeworfenes Geld und vergeudete Zeit...


DerFilmkritiker

vor 4 Monaten

Die Vorgängerfilme waren schon nicht grandios und nun kommt dieser Film, welcher alle Filme nochmals unterbietet. Flache Charaktere, keine Charakterarcs die glaubwürdig erscheinen und ein schlechtes Ensemble. Der DOC hat gewissermassen alles ansehnlich gestaltet, aber die Kamera wusste nicht, was sie genau zeigen sollte. Story fesselt nicht und lädt schnell zum gähnen ein. Kinograuel auf eigenes Risiko.Mehr anzeigen


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