The Mule USA 2018 – 116min.

Filmkritik

Eastwood in seinem Element

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

88 Jahre und kein bisschen müde. Auch im hohen Alter dreht Hollywood-Legende Clint Eastwood fleissig weiter. Seine neue Regiearbeit The Mule ist sicher nicht frei von Holprigkeiten, versprüht aber dank der mitreissenden Darbietung der Leinwandikone einen eigenwilligen Charme.

Im Leben des hochbetagten Blumenzüchters Earl Stone (Clint Eastwood) stand die Arbeit stets an erster Stelle, was ihm seine Ex-Frau Mary (Dianne Wiest) und seine Tochter Iris (Alison Eastwood) noch heute übelnehmen. Als dem finanziell angeschlagenen Senior eine Zwangsversteigerung droht, lässt er sich auf das zwielichtige Jobangebot eines Bekannten seiner Enkelin Ginny (Taissa Farmiga) ein, der Verbindungen zu einem mexikanischen Drogenkartell unterhält. Da sich Earl auf seinen beruflichen Reisen nie etwas zu Schulden kommen liess und dank seines Alters unverdächtig ist, soll er für das Verbrechersyndikat Rauschgiftpakete durch die Gegend fahren. Während ihm Gangsterboss Laton (Andy Garcia) nach ersten erfolgreichen Touren schnell grössere Lieferungen anvertraut, bereitet der Drogenermittler Colin Bates (Bradley Cooper) mit seinem Partner (Michael Peña) einen Schlag gegen die kriminelle Bande vor.

The Mule basiert auf der wahren Geschichte des greisen Drogenkuriers Leo Sharp, wirkt aber vor allem wie eine melancholische Reflexion über die Heldenfiguren, die Clint Eastwood in seiner langen Karriere verkörpert hat. In Earls egoistischem, unangepasstem Auftreten scheinen unter anderem der namenlose Fremde aus Für eine Handvoll Dollar und der verbitterte, rassistische Walt Kowalski aus Gran Torino durch. Die politisch nicht selten unkorrekten Äusserungen und die manchmal starren Sichtweisen des Blumenliebhabers fordern den Zuschauer heraus, bieten Reibungsfläche, sorgen aber auch für erstaunlich unterhaltsame Momente.

Eastwood, der seit dem Sportlerdrama Back in the Game von 2012 nicht mehr als Darsteller in einer tragenden Rolle zu sehen war, reisst den Film mit seiner lässig-launigen Performance an sich und spielt immer wieder augenzwinkernd mit dem Image des engstirnigen Traditionalisten. Das von Nick Schenk verfasste Drehbuch nutzt die absurde Prämisse – ein gebückter alter Mann arbeitet muskelbepackten Kriminellen zu – für allerlei humorige Einlagen, driftet manchmal allerdings zu weit in den Klamauk-Bereich ab. Allzu durchschaubar und klischeehaft erscheint der familiäre Erzählstrang, der besonders im letzten Akt auf den Holzhammer vertraut. Und bedauerlich ist zweifelsohne, dass Earls Haltung zu seinem illegalen Treiben lange Zeit nicht thematisiert wird. Eastwood-Fans dürften an der holprigen, ohne Hektik inszenierten Mischung aus Roadmovie, Thriller und Melodram dennoch ihre Freude haben.

28.01.2019

3

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Kommentare

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Patrick

vor 4 Jahren

Durch die Hochgradigen Darsteller und dem stimmigem Soundtrack kan das Movie auf jeden Fall punkten.Leider wird der Szenen Wechsel etwas zu Schnell hin& her geschoben,daher wirkt das Movie etwas zerstückelt.Aber dennoch ein Eastwood Movie so wie dessen Fans es mögen.


maege70

vor 4 Jahren

Eine amüsant erzählte, wahre Geschichte - einfach gutes Popcorn-Kino mit einem gut aufspielendem Clint Eastwood.


oscon

vor 4 Jahren

Routinierte Erzählung nach einer wahren Geschichte von und mit Clint Eastwood!
Nach dem Konkurs seiner Blumenzucht, erlebt der Traditionalist Earl Stone (Clint Eastwood) und verdient als Drogenkurier seinen zweiten Frühling und findet zurück zur eigenen Familie.
Das Schauspiel Eastwoods ist auch mit fast 90 Jahren, wenn auch holprig immer noch ein Genuss anzuschauen!
Ein Rauhbein mit Ecken und Kanten, aber dem Herz am richtigen Fleck!Mehr anzeigen


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