Alita: Battle Angel Argentinien, Kanada, USA 2018 – 122min.

Filmkritik

Roboter wollen grössere Boobs

Gaby Tscharner
Filmkritik: Gaby Tscharner

Ein langgehegtes Projekt James Camerons wurde nun von Robert Rodriguez in eine pubertäre Männerphantasie verwandelt, in der klischierte Roboterfrauen lieben wie kleine Mädchen und killen wie Kampfmaschinen.

Wir schreiben das Jahr 2563. 300 Jahre nach dem Fall der Zivilisation ist die Menschheit zwischen der verkommenen Iron City und Zalem, der letzten der schwebenden Sky Cities, aufgesplittet. Auf einer der Müllhalden von Iron City findet Doc Ido (Christoph Waltz) die Überreste eines Cyborgs mit einem menschlichen Hirn, den er als Alita (Rosa Salazar) zum Leben erweckt. Mit der Hilfe von Hugo (Keean Johnson) macht sich Alita auf ihre Reise der Selbstfindung, auf der sie von einer ganzen Kollektion von Schurken wie dem hinterlistigen Sportveranstalter Vector (Mahershala Ali), Docs Ex-Frau Chiren (Jennifer Connelly) oder dem eingebildeten Zapan (Ed Skrein) konfrontiert wird. Bald realisiert Alita, welche Power in ihrem Teenager-Cyberbody steckt.

Eines muss an dieser Stelle mal gesagt werden. Es ist anmassend, wenn ein Film seinen Zuschauern kein richtiges Ende liefert, weil er grosskotzig damit rechnet, dass es eine Fortsetzung geben wird. Nur das Kinopublikum entscheidet mit seiner Kaufkraft, ob Alita: Battle Angel eine Fortsetzung verdient.

Aber eines nach dem anderen. Basierend auf Yukito Kishiros japanischem Manga Comic «Gunnm» ist Alita: Battle Angel ein Projekt des Titanic-Regisseurs James Cameron, der das Drehbuch mitgeschrieben und den Film produziert, die Regie aber Robert Rodriguez (Spy Kids, Sin City) überlassen hat. Von diesem hochkarätigen Team wird natürlich viel erwartet, und wenn es um den Look der Hauptfigur Alita geht, glänzt es auch. Mithilfe von Performance Capture kreiert die Schauspielerin Rosa Salazar (Bird Box, Maze Runner) eine Figur, halb Mensch, halb Maschine, die einen bisweilen vergessen lässt, dass sie nicht menschlich ist. Wenn ihr Ito eine Träne aus ihren Snapchat-Filter Augen wischt und dabei ihr unteres Augenlied zuckt, wird offensichtlich, welchen Fortschritt diese Technologie seit Avatar gemacht hat.

Die visuelle Brillanz macht ein lausiges Drehbuch aber auch nicht wett. Billige One-Liner wie „Sie hat das Gesicht eines Engels und einen Körper für die Schlacht“ bevölkern ein Script, das nicht weiss, welche Geschichte es erzählen will. Alitas Suche nach ihrer Identität wird ständig durch Nebenhandlungen unterbrochen. Der Film verbringt zu viel Zeit beim Lieblingssport des 26. Jahrhunderts, einer Art Extrem-Rollerderby, was weder die Geschichte noch ihre Protagonisten weiterbringt. Jennifer Connellys Figur ist derart unterentwickelt, dass wir keine ihrer Handlungen verstehen, und ihre Liebe zum Waschlappen Hugo lässt Alita zu einem hirnamputierten Teenager werden, der für ihren Freund ihr künstliches Herz aus dem Leib reisst und sich von ihrem neuen Roboterkörper grössere Brüste wünscht. Ist Körbchengrösse für einen Cyborg, der als Kampfmaschine gebaut wurde, wirklich eine Priorität? Und dann praktiziert Alita einen Kampfsport namens Panzer Kunst... Schade eigentlich, denn diese Figur hätte eine grossartige Actionheldin abgeben können. Stattdessen repräsentiert Alita eine Art Frauen-Empowerment, die nur der Phantasie von Männern entspringen konnte.

20.02.2024

2.5

Dein Film-Rating

Kommentare

Sie müssen sich zuerst einloggen um Kommentare zu verfassen.

Login & Registrierung

RobertdeNirosta

vor 24 Tagen

Kann die mittelmäßige Bewertung nicht nachvollziehen.
1) ist Alita keine echte Frau in der echten Welt, sondern eine Filmfigur in einem Fantasyfilm
2) ist das Drehbuch nicht lausig, sondern das nennt sich Dramaturgie bzw. einen ,Hausnummer 10-stündigen , Originalstoff auf 2 Stunden plus/minus Film-Laufzeit zu verdichten.
3) meiner Meinung nach ist Alita eine Version von zB. Wonder Woman oder Captain Marvel, nur daß man mit Motion Capture klar erweiterte Möglichkeiten gegenüber realen Schauspielern hat, speziell in Sachen Actionszenen.
Absolut überzeugend die Schauspieler; z.B. Christoph Waltz überragend wie fast immer. Natürlich ist dieser Film letzten Endes "nur" Gute Laune - Überwältigungskino, aber auf einem Level, wo sonst nur mehr z.B. die StarWars-Filme aus den 2010er-Jahren zu finden sind. Was mir besonders gefällt ist daß hier ein neuer, innovativer Stoff abseits der üblichen langweiligen 08/15-Massenware realisiert wurde, und das unter ganz hübschem Risiko, denn dieser Film war definitiv sauteuer in der Produktion. Gesamtwertung: 5/5 RollerbälleMehr anzeigen


HardyDeutsch

vor 4 Jahren

Daß flashgordon eine Marvel-Birne ist und offenbar auch sonst das Hirn an der falschen Stelle hat, geht gut aus seinem sinnentleerten Kommentar hervor. Von dieser Sorte gibt´s einfach noch zu viele und ehrlich gesagt, ist Alita für derartige Tiefflieger auch nicht gemacht. Der Film regt zum Nachdenken an, begeistert durch schauspielerische, emotionale, charakterliche und technische Brillianz auf allen Ebenen! Das ist für flashgordon und Co. einfach ´ne Nummer zu groß. Solche Vertikalpinkler haben ausser einer große Klappe mit Nichts dahinter ein riesiges Neiderproblem und gottlob machen solche Looser keine Filme...
Mir hat Alita: Battle Angel bestens gefallen, hab ihn mehrmals gesehen und warte sehnlichst auf den nächsten Teil. Großes Lob an alle Macher dieses genialen Films!Mehr anzeigen


alex_elzer

vor 4 Jahren

Ein visuelles Meisterwerk


Mehr Filmkritiken

Kung Fu Panda 4

Dune: Part Two

Arthur the King - Arthur der Grosse

Oh la la - Wer ahnt denn sowas?