Steve Jobs Grossbritannien, USA 2015 – 122min.

Filmkritik

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

Es gibt formale Regeln eines Biopics, denen sich Autor Aaron Sorkin allesamt verweigert. Wo andere streng nach Checkliste jeden Fakt abarbeiten und den Lebensfluss illustrieren, konzentriert sich Sorkin auf wenige Momente in Steve Jobs' Leben. Der Film ist so strukturiert, dass es nur drei Sequenzen gibt, die allesamt rund um eine Produkt-Präsentation stattfinden - und doch reicht das, um das komplexe Bild eines vielschichtigen Mannes zu zeichnen.

Es sind drei Produkt-Präsentationen, die für Steve Jobs' Leben und Karriere besondere Wichtigkeit haben: 1984 mit der Einführung des Macintosh, 1988 mit seinem Black Cube und 1998 mit dem iMac. Rund um diese Präsentationen lernt man Steve Jobs kennen, den Mann, der eigentlich selbst nichts zusammenbauen kann, aber ein Visionär ist, auch wenn er die Menschen in seiner unmittelbaren Umgebung damit vor den Kopf stösst. Was hinter den Kulissen passiert, ist wichtiger als alles, was auf der Bühne stattfindet, sind es doch die persönlichen Konflikte, die ihn immer weiter vorantreiben.

Mit wenigen Rückblenden rundet Sorkin das Bild ab, aber ihm reicht die Interaktion von Steve Jobs mit Freunden, Wegbegleitern, Gegnern und Familie innerhalb dieser drei wichtigen Stationen in seinem Leben, um dem Zuschauer ein Verständnis für den Mann zu verleihen. Man erkennt, woher er kam, wer er ist und - das am wichtigsten - wohin er wollte. Es ist dabei nicht die romantisierende Verklärung eines Idols, die hier dargeboten wird, sondern das Porträt eines Mannes, der nicht nur gute Seiten hatte. Der rechthaberisch war, der eisern an seinem Weg festgehalten hat, der auch unsympathisch agiert, der aber eben auch ein echter Mensch ist, der all dies mit guten Seiten konterkariert. Er sei schlecht programmiert, erklärt Jobs seiner Tochter - und hat damit Recht. Aber es ist diese "Programmierung", die ihn Dinge sehen liess, die andere nicht erkannten.

Der Ansatz, drei Schlüsselmomente eines Lebens zu nehmen, und anhand ihrer dieses Leben in seiner Gänze begreifbar zu machen, ist kühn, zahlt sich aber aus. Weil Sorkin ein exzellenter, bis ins Detail brillanter Autor ist, weil Danny Boyle sein Skript packend umsetzt und weil Michael Fassbender, der eigentlich keine Ähnlichkeit mit Steve Jobs hat, ihn dennoch lebendig werden lässt.

Steve Jobs ist ein bemerkenswertes Stück Kino, das mit der Form spielt, Grenzen nicht nur auslotet, sondern überwindet und nachhaltig wirkt. Besser kann ein Biopic nicht sein, weil es die Reduzierung ist, die letztendlich der Schlüssel zum Verständnis dieses Mannes ist.

16.04.2024

5

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Kommentare

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dulik

vor 6 Jahren

Grundsätzlich ein wirklich guter Film, jedoch ist er nicht das, was er vorgibt zu sein. In diesem "Biopic" von Steve Jobs dreht sich fast alles nur um seine familiären Probleme. Auch seine Vorbereitungen auf diverse Produktpräsentationen werden stark gewichtet. Von den daraus resultierenden und für Steve Jobs bekannten Vorträgen, kriegt man dann aber überhaupt nichts zu sehen. Dies fühlt sich beim Zuschauen fast ein bisschen so an, als würde man ein Feuerwerk zünden, dieses dann aber nicht sehen können. Auch wichtige Meilensteine wie sein Beginn in der Garage, die Einführung des Iphones oder Steves Tod werden überhaupt nicht thematisiert.
Michael Fassbender spielt die Rolle des Apple Chefs allerdings meisterlich und trägt sehr viel dazu bei, dass der Film an und für sich trotzdem gut geworden ist. Hätte man den Fokus jedoch auf das wesentliche gesetzt, wäre hier ein grosses Meisterwerk möglich gewesen. Schade.
7.5/10Mehr anzeigen


mfrukacz

vor 8 Jahren

Without any tension between characters, this movie brings just flat and obvious story.


Ortygiano

vor 8 Jahren

Das neue Jahr ist noch jung - dennoch ist dies fuer mich der unnoetigste, un-sehbare Film des Jahres schlechthin. langweilig. unspektakulaer.
der film beschraenkt sich auf Jobs angebliche Nervositaet for seinen Key Notes.... musste das sein?


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