Magic in the Moonlight USA 2014 – 98min.

Filmkritik

Entzauberter Zauberer

Michael Lang
Filmkritik: Michael Lang

Im Berlin von 1928 boomt die Unterhaltungsindustrie. Etwa wenn der weltweit gefeierte Illusionskünstler Stanley Crawford (Colin Firth) die Bohemien-Szene aufmischt. Im Kostüm eines chinesischen Mandarins lässt der Brite Elefanten verschwinden, assistiert von attraktiven Damen, zu süffigen Swing-Klängen. Der Magier hat scheinbar alles unter Kontrolle, bis er in den Bann einer Konkurrentin (Emma Stone) gerät, die er als Scharlatanin überführen will. Was dann passiert, ist in einer weiteren Komödie des 75-jährigen Woody Allen zu sehen.

Stanleys Publikum lässt sich gegen Bares jeden Bären aufbinden, doch abseits der Bühne ist der Magier ein geschäftstüchtiger Unternehmer und als Typ sehr realistisch und skeptisch. Der Bitte eines Freundes folgend reist Stanley nach dem Gastspiel an der Spree nicht mit der Verlobten in die Ferien, sondern nach Frankreich, an die Côte d'Azur ans Mittelmeer. Dort will er ein blutjunges Medium aus den USA unter die Lupe nehmen, von dem die vergnügungssüchtige Klientel in den höchsten Tönen schwärmt.

Eben wickelt Sophie (Emma Stone) - mit ihrer Mutter als Managerin - eine steinreiche Witwe und ihren hübschen Sohn, der intellektuell keine Leuchte ist, um den Finger. Die Platzhirsche in der Zaubereibranche argwöhnen, dass Sophie die Herrschaften mit oberfaulen Tricks ausnehmen will, was rufschädigend wäre. Stanley ist schon nach der ersten Begegnung bombensicher, dass er Sophie flugs enttarnen wird. Doch er hat nicht mit deren Cleverness und mit Gott Amor gerechnet, der offensichtlich mit der Göre verbündet ist. Und zu allem Übel muss Stanley erkennen, dass ihn sogar die eigenen Kollegen ganz schön an der Nase herumführen.

Woody Allen hat bisher 50 Filme gedreht, seit Jahrzehnten jedes Jahr einen. Salopp gesagt ähnelt er Bob Dylan auf seiner Never-Ending-Konzerttour, wo auch der Maestro aller Folkrockbarden nicht nur Optimales abliefert. So wie Woody Allen in Magic in the Moonlight: Da ist zwar Witzpotential vorhanden, werden ein paar kluge Pointen serviert, und Colin Firth ist ein ganz famoser Hauptakteur: Mal mimt er den arroganten Zauberkönig, dann wieder den älteren Galan, dem eine forsche Maid den Kopf verdreht.

Im Ganzen jedoch mangelt es dem Werk an dramaturgischem Esprit und den Charakteren an Tiefe. Also genau an dem, was Allens Qualitäten ausmacht. Und weil die Handlung flach und absehbar ist, bleibt nur Mittelmass. Immerhin, liebe Allen-Aficionados: Mit Blue Jasmine hat Woody unlängst bewiesen, dass er immer noch könnte.

15.12.2014

2

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Kommentare

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Janissli

vor 6 Jahren

Super schöne Szenerie, tolle Inszenierung und top Schauspieler. Leider ist das Ende etwas lasch und aprupt.


Barbarum

vor 8 Jahren

Der Cast ist toll und die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern scheint durchaus vorhanden, aber als Liebespaar konnte ich sie mir nur schwer vorstellen. Aber alles in allem unterhält der Film, die Dialoge sind gewitzt, doch das Besondere fehlt.


holiday88

vor 8 Jahren

Kurzweilige, romantische Unterhaltung für Zwischendurch.


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