Song für Marion Grossbritannien 2012 – 93min.

Filmkritik

Schöner altern

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

Die Liebe alter Menschen, aber auch die Musik sind Themen, die im Kino gerade sehr präsent sind. Michael Haneke machte mit Liebe ein Oscar-gekröntes Drama daraus, Dustin Hoffman ließ es unlängst leichtherziger angehen. Und Paul Andrew Williams geht den leichten Weg eines nicht immer treffsicheren, aber schönen Films.

Arthur (Terence Stamp) liebt die krebskranke Marion (Vanessa Redgrave), deren einzige Freude das Singen ist. So bringt er sie regelmäßig zu den Chorproben im Gemeindesaal, wird selbst aber nicht mit dieser Rentnertruppe warm, die sich in Rock- und Popsongs ergeht, die ihrem Alter alles andere als angemessen sind. Arthur ist kein Mann, der aus sich herauskommen würde, aber als seine Frau stirbt, fühlt er sich schuldig. Er fragt sich, ob er nicht Marions Beispiel folgen und dem Chor beitreten soll. Vielleicht ist es das, was seine Trauer leichter machen könnte – ein Lied für Marion.

Vor allem lebt Song for Marion von seinem grandiosen Hauptdarsteller Terence Stamp, der ausdrucksstark, aber zurückgenommen einen Typ Mann spielt, wie er für seine Generation und seine Herkunft typisch ist. Die Gefühle werden hinter Verschluss gehalten, aber manchmal brechen sie eben doch hervor. Das soll in Song for Marion ein zentraler Punkt der Geschichte sein, der innere Kampf, den Arthur ficht, um seiner Marion nachzufolgen, ist jedoch eher behauptet als dargestellt. Hier macht es sich das Drehbuch etwas zu einfach und lässt Konfliktpotenzial außen vor, das das Werk tiefgründiger hätte werden lassen können.

Dafür punktet der Film mit seiner unbeschwerten Lebensfreude, die sich besonders darin spiegelt, dass bekannte Popsongs von alten Sängern dargeboten werden. Das Wundersame dabei: Die älteren, bisweilen brüchigen Stimmen verwandeln diese Songs, laden sie mit Lebensweisheit und Authentizität auf. Es ist erstaunlich, was Vanessa Redgrave und Terence Stamp in Solos aus diesen bekannten Stücken machen.

Song for Marion will kein tiefgründiges Drama sein. Der Film zelebriert das Leben, wenn er eine Figur zeigt, die sich auch im hohen Alter noch neu erfinden kann. Es ist nie zu spät, wird hier dem Publikum zugerufen. Egal, wie alt man ist, man kann sich in jeder Sekunde dafür entscheiden, ausgetretene Pfade zu verlassen. Das ist bisweilen etwas holzschnittartig dargeboten und nimmt auch nicht immer die elegantesten Wendungen, ändert aber nichts daran, dass Song for Marion einem das Herz aufgehen lässt. Und das Verständnis dessen neu definiert, wie man richtig altert.

18.03.2013

3

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Kommentare

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Barbarum

vor 7 Jahren

Vorhersehbares Rührstück.


gefuehlsmensch

vor 10 Jahren

wirklich super gedreht.


marcelino65

vor 11 Jahren

Bis in die kleinste Nebenrolle perfekt besetzt. Intensive Schauspielleistung, Spitzen-Kameraführung, gelungenes Drehbuch und wirksam eingesetzte Musik. Wer kann es besser?


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