About a Boy Frankreich, Deutschland, Grossbritannien, USA 2002 – 101min.

Filmkritik

Zyniker entdeckt Herz

Filmkritik: Nathalie Jancso

Die Romane des Engländers Nick Hornby treffen den Zeitgeist. Süffig erzählt er darin von durchschnittlichen Typen um die dreissig, die sich für etwas ganz besonderes halten und hauptsächlich eines sind: Beziehungsunfähig. Nachdem zwei der bisher vier Werke Hornbys erfolgreich verfilmt wurden - «Fever Pitch» und «High Fidelity» - folgt jetzt der dritte Streich: «About A Boy», eine leichtfüssige Komödie mit tiefgründigem Touch und einem grandiosen Hugh Grant in der Hauptrolle.

Hugh Grant ist Will: Ende dreissig, Single, cool, kinderlos, ohne Job und glücklich damit. Denn von den Tantiemen eines Songs, den sein Vater in den 60er Jahren geschrieben hat, lässt sich gut leben. Und befreit von kleinkarierten Geldsorgen kann er sich voll und ganz den Dingen widmen, die ihm wichtig sind: Fernsehen, shoppen, zum Coiffeur gehen, lunchen, flirten, fernsehen - und das im Halbstunden-Takt. Seine Beziehungen zu Frauen sind von kurzer Dauer, was für ihn kein Problem darstellt, da seine etwas verwuschelte, aber trendige Egozentrik das weibliche Geschlecht anzuziehen scheint wie ein Misthaufen die Fliegen. Als er sich erstmals mit einer allein erziehenden Mutter einlässt, erkennt er, wo sein zukünftiges Glück liegt: Sitzengelassene Mütter sind anlehnungsbedürftige Wesen, die ein offenes Ohr und Streicheleinheiten nötiger haben als andere Frauen. Also verschafft er sich mit etwas Phantasie und viel Charme Zugang zu einer Selbsthilfetruppe für allein erziehende Mütter und Väter und lernt dort auch gleich die attraktive Susie (Victoria Smurfit) kennen, die er zu verführen versucht. Bloss hat er nicht mit dem eigenwilligen 12-jährigen Marcus (Nicolas Hoult), dem Sohn von Susies Freundin Fiona (Toni Colette), gerechnet. An dem Tag, an dem Will Marcus zum ersten Mal trifft, versucht sich Fiona umzubringen. Und Marcus sieht in Will die einzige Rettung für seine Mutter. Gegen seinen Willen wird der coole Yuppie vom uncoolen, grüblerischen Schuljungen gezwungen, seine egomanische Lebenshaltung aufzugeben und sich um die Sorgen und Nöte anderer zu kümmern.

Eine klassische Bekehrer-Story also: Unschuldig-reines Herz bringt zynischem Charakter die wahren Werte des Lebens bei. Dabei ist "About A Boy" aber so leichtfüssig inszeniert, mit trocken britischem Humor gewürzt und von tollen SchauspielerInnen getragen, dass man sich erstens nie langweilt und zweitens nie vor kitschigen Tränendrüsendrücker-Szenen fürchten muss. Als Regisseure verpflichteten die Produktionsgesellschaften Tribeca und Working Title («Bridget Jones's Diary») die Gebrüder Paul und Chris Weitz, die davor unter anderem für die Teenie-Komödie «American Pie» verantwortlich zeichneten. Eine auf den ersten Blick eher ungewöhnliche Entscheidung, die sich aber ausbezahlt hat, vor allem auch was das Timing in «About A Boy» betrifft. Ein weiterer Glücksfall ist die Wahl der Hauptdarsteller. Nicolas Hoult überzeugt als Junge mit skeptischem Blick, der Gottseidank nicht ins typische Hollywoodsche Kinderschema passt. Und - ob es wohl die neue Frisur ausmacht? - Hugh Grant scheint wie geschaffen für die Rolle des Egozentrikers Will. Er darf gleichzeitig als Hauptfigur und Erzähler brillieren, was die witzige Doppelbödigkeit seiner Figur noch betont, und hat sich damit (hoffentlich endgültig) von seinem ewig verknittert lächelnden «Idealer-Schwiegersohn»-Image getrennt, das ihn in «Four Weddings And A Funeral» über Nacht zum Star machte.

20.07.2021

4

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Kommentare

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Tatschi82

vor 11 Jahren

Feel-Good-Film, obwohl nicht nur lustig, sondern auch ernst. Tolle Toni Collette.


movie world filip

vor 12 Jahren

nicht so stark mehr wie vorher... die frauen sind nicht mehr die grossen stars neben grant... okay, aber nicht überraschend


2fuexli

vor 13 Jahren

Ja, Entenszene is witzig:)!!


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