Interview

Keira Knightley: «Es ist wie in einer Turnstunde.»

Interview: Portmann Media

Die schöne Britin mit dem grossen Kinn hat die physischen Aspekte des Drehs sehr genossen – schliesslich mochte sie den Sportunterricht in der Schule.

Keira Knightley: «Es ist wie in einer Turnstunde.»

Q: Wir sind hier, um über «Pirates Of The Caribbean 2» zu reden. Über den ersten Teil haben wir vor ungefähr einem Jahr gesprochen. Der Dreh muss für Sie spannend gewesen sein, da er Ihnen physisch alles abverlangt hat. Da ging's voll zur Sache, richtig?A: Ja, das tat es. Im ersten Film wollte ich unbedingt einen Schwertkampf haben. Im zweiten habe ich nun genug davon. Schwierig war es hingegen, wie wir die Rolle der Elizabeth Swann eine Stufe weiter bringen. Sie war ja ziemlich spröde, mit hartem Gerechtigkeitssinn und dazu ziemlich spiessig. Und nun versuchten wir, sie ein paar Stufen gröber zu gestalten. Sie ist sicherlich eine Frau, die ihr Leben in ihre eigenen Hände nehmen kann. Sie ist erwachsen geworden und hat zudem einen leicht düsteren Charakterzug entwickelt. Ich hoffe sehr, dass es den Leuten gefallen wird.Q: Bei einem so populären Film erhält man viel Feedback von Leuten, die den Film gesehen haben. Werden Sie bei der Entwicklung Ihrer Figur dadurch beeinflusst?A: Nein. Ich denke, das kann man gar nicht. Und das ist auch keineswegs schade. Eine Figur zu kreieren ist eine sehr egoistische Angelegenheit. Man kann nur das tun, was man selbst für richtig hält. Und bis jetzt ging's ganz gut, also werde ich wohl auch weiterhin meinen Instinkten folgen und schauen, was passiert.Q: Haben Sie die Kampfszenen genossen? Wenn ja, was daran? Dass sie physisch fordernd sind? Was hat am meisten Vergnügen bereitet?A: Ich habe sie tatsächlich sehr genossen. Ich mochte ja auch Sport in der Schule. Es ist wie in einer Turnstunde. Ich denke, wenn man einen Action-Film dreht, kann es schnell sehr langweilig werden, wenn man selbst nicht an der Action beteiligt ist, wenn man sich nur zurück lehnt und jemand anders machen lässt. Dann sitzt man endlos herum und tut nichts. Ich beteilige mich lieber am Geschehen, als nur rumzusitzen.Q: Bei den Piraten-Filmen aus meiner Kindheit hatte ich immer das Gefühl, dem Mädchen werde der ganze Spass verwehrt. Waren Sie ein Fan des Piraten-Genres?A: Ehrlich gesagt, kenne ich gar nicht so viele Piraten-Filme. Es ist ein Genre, das seit etwa 50 Jahren beinahe ausgestorben ist. «Pirates Of The Caribbean» war seit langem wieder einer der ersten Piratenfilme. Und das ist toll und gleichzeitig verwunderlich. Vermutlich ist einfach der Dreh auf dem Meer mit all den Booten wohl eine etwas teure Angelegenheit. Bei uns lief aber – glaube ich – alles ganz gut.Q: Es ist bestimmt sehr teuer. Wenn man sich nur ansieht, was alles darin vorkommt... Der Vorteil des ersten Teils war diese Offenheit. Niemand konnte sich recht vorstellen, was zu erwarten war. Es war alles sehr experimentell. Lastet nach all dem Erfolg eine grosse Verantwortung auf Ihnen?A: Ich denke nicht, dass Verantwortung der richtige Ausdruck dafür ist. Es war angenehm zu wissen, dass wir eine Formel haben, die funktioniert hat. Denn wir wussten nach dem ersten Film überhaupt nicht, ob er ankommen würde oder nicht. Als wir damals erzählten, dass wir einen Film nach einer Disneyland-Abenteuerbahn machen würden, haben alle nur gelacht. Jetzt bei einem Film mitzuspielen, bei dem man weiss, dass ihn das Publikum liebt, ist schon toll. Das war wirklich gut. Und wir alle wussten, dass der Film noch in alle möglichen Richtungen weiter ausgebaut werden kann. Ich meine, es gibt ja so viele tolle Piratengeschichten. Man merkt, dass da sehr viele Optionen vorhanden sind. Und wir haben so viele wie möglich davon wahrgenommen. Q: Es scheint alles noch ein wenig grösser und besser, aber gleichzeitig war es auch schwieriger, vor allem was Naturgewalten anging.A: Das ist richtig. Wir haben auf den Bahamas gedreht und zwar innerhalb des Hurricane-Gürtels, während der Hurricane-Saison. Zweimal lief gar nichts mehr. Doch wir hatten unglaubliches Glück. Der Teil der Insel, auf dem wir drehten, wurde nicht getroffen. Die Sets haben es abgesehen von kleineren Schäden alle überstanden. Die andere Seite der Insel wurde hingegen übel getroffen. Das heisst also, es waren schon solche Dinge, welche die Dreharbeiten erschwerten. Ausserdem arbeiteten wir ständig auf Booten und die Crew war enorm gross. Man kann nicht hinausfahren, wenn die See stürmisch ist. Deshalb war es ein grosses Warten, bis das Meer mitgespielt hat, um endlich drehen zu können. Es war wirklich kein Zuckerschlecken.Q: Es war zwar auf den Bahamas, aber gar nicht so glamourös, wie man meinen könnte. Apropos Glamour: Wir waren letzte Woche beide bei der Premiere in L.A. und später an derjenigen in London. War es eindrücklich für Sie, so etwas zu erleben?A: Ja, es ist eine ziemlich aussergewöhnliche Sache. Ich hab nämlich bisher keine Promotion für den Film gemacht, weil ich gerade an etwas anderem arbeite. Und dann in L.A. einzutauchen und diese Disneyland-Premiere mit 60'000 Leuten zu erleben, das war unglaublich. Der rote Teppich war rund eineinhalb Meilen lang. Ich brauchte etwa zweieinhalb Stunden dafür. Und man fühlte sich dann nur noch schuldig, weil wir nicht zu allen hingehen konnten. Nein, es war wirklich schlimm. Denn die mussten endlich mit dem Film loslegen, und für uns war es einfach unmöglich, bei allen vorbeizugehen. Viele waren deswegen wohl sehr enttäuscht. Was ich aber schön fand, war die Masse von Leuten, die alle den Film sehr mochten. Oder auch in London: Mit all den kreischenden Mädchen. Das war unglaublich. Es ist wirklich sehr aufregend, und es ist toll in einem Film mitzuwirken, den die Leute so mögen.

12. Juli 2006

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