Kritik22. Mai 2024

Netflix-Kritik: «Thelma, das Einhorn»: Glitzernder Kampf zwischen Kunst und Kommerz

Netflix-Kritik: «Thelma, das Einhorn»: Glitzernder Kampf zwischen Kunst und Kommerz
© Netflix

Ein kleines Pony träumt von der grossen Musikkarriere und lässt dafür in «Thelma, das Einhorn» alles andere hinter sich: Freund:innen, Erinnerungen und das eigene Ich. Verkleidet als Einhorn soll endlich der Durchbruch kommen. Wir haben in den Netflix-Animationsfilm reingeschaut und verraten dir, was unter der glitzernden Verpackung steckt.

Thelma ist ein kleines braunes Pony vom Lande mit ganz grossen Träumen. Gemeinsam mit ihrer Band «The Rusty Buckets» will sie ganz gross rauskommen, doch niemand gibt der wenig schillernden Truppe eine Chance. Eines Tages kippt ein Laster voller Farbe und Glitzer über Thelma aus – mit dem Aussehen eines Einhorns ist der Erfolg sicher und schon bald steht sie im Rampenlicht. Doch wie lange kann sie mit dieser Lüge leben?

Schon der Einstieg in den Film macht grossen Spass. «The Rusty Buckets» performen auf der grossen Bühne, die Stimmung ist bombastisch und Thelma setzt zum Stagediving an – um dann etwas unsanft auf einem Heuballen zu landen. Der grosse Traum vom Erfolg ist noch nicht erfüllt, die Band befindet sich in Wirklichkeit in ihrem etwas schäbigen Proberaum in einer Scheune, Zuschaueranzahl: 0. Kluge Inszenierungen und Schnitte und ein rasantes Erzähltempo sind die Zutaten, die auch in den kommenden 1,5 Stunden von «Thelma, das Einhorn» für Spass sorgen.

Szene aus «Thelma, das Einhorn» © Netflix

Die Netflix-Produktion wirft mit Witzen und schrägen Ideen nur so um sich – und das alles in einem Affenzahn! Die teilweise sehr hohe Gag-Dichte, sowohl für Kinder als auch für Erwachsene, kann gar nicht so schnell verarbeitet werden, wie sie in «Thelma, das Einhorn» rausgehauen werden. Hinzu kommt eine sehr mitreissende Musikauswahl sowohl von bekannten Songs wie «Are You Gonna Go My Way» von Lenny Kravitz oder «Hold On, I'm Coming» von Sam & Dave, als auch von hörenswerten Eigenkompositionen für den Film.

Dass die Musik in «Thelma, das Einhorn» so viel Spass macht, liegt einerseits am Komponisten John Powell, der bereits die Musik für Filme wie «Shrek», «Rio» oder «Drachenzähmen leicht gemacht» kreiert hat, und andererseits an der grossartigen Synchronisationsstimmen der Charaktere. Im englischen Original konnte die Grammy-Preisträgerin Brittany Howard für die Stimme von Thelma gewonnen werden – besser geht’s nicht! Die Regie für die Adaption des gleichnamigen Kinderbuches von Aaron Blabey übernahmen Jared Hess («Napoleon Dynamite») und Lynn Wang («Unikitty!») – daher rührt wohl auch der schräge Humor.

Neben all dem Spass verhandelt «Thelma, das Einhorn» aber auch einige gesellschaftliche Themen wie die Oberflächlichkeit in der Musikindustrie und in der Welt der sozialen Medien, das Lechzen nach immer grösserer Profitsteigerung um jeden Preis und den Einsatz von KI in der Kunst. Diese Denkanstösse und die hohe Diversität der Figuren helfen über die stellenweise eher seichte und vorhersehbare Handlung hinweg und machen «Thelma, das Einhorn» zu einem überaus sehenswerten Animationsfilm für jedes Alter.

3.5 von 5 ★

«Thelma, das Einhorn» ist seit dem 17. Mai auf Netflix verfügbar.

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