Interview

Chloë Grace Moretz: «Zacs Bauchmuskeln sind mir herzlich egal»

Patrick Heidmann
Interview: Patrick Heidmann

Zwischen ihnen liegen eine Generation und ein Gartenzaun. Im Sequel des Nachbarschaftsscharmützels «Bad Neighbors» geraten sich Seth Rogen und Chloë Grace Moretz in die Haare.

Chloë Grace Moretz: «Zacs Bauchmuskeln sind mir herzlich egal»

Seth, Fortsetzungen von Superhelden-Filmen sind längst die Regel, aber bei Komödien noch eher die Ausnahmen. Wo lagen die Schwierigkeiten bei Bad Neighbors 2?

Rogen: Ich habe bei Sequels oft den Eindruck, dass die Macher immer glauben, alles müsste größer, lauter und schneller sein als im ersten Teil. Aber das hatten wir in diesem Fall überhaupt nicht vor. Uns ging es nicht einmal darum, noch lustiger zu sein als beim ersten Mal. Stattdessen war unser Motto: lasst uns einen Film machen, der noch eine Ecke klüger ist als der erste! Wir wollten die Latte ein wenig höher legen und aller Gags zum Trotz wirklich etwas zu sagen haben und ein paar echte Themen im Film unterbringen.

Gehört es Ihrer Meinung nach zu den Pflichten eines Komikers, der Welt einen Spiegel vorzuhalten?

Rogen: Pflicht ist ein arg großes Wort. Die einzige Pflicht für Komiker ist es, die Menschen zum lachen zu bringen, oder? Aber Humor ist auf jeden Fall ein guter Weg, sich mit relevanten Themen auseinanderzusetzen. Wenn ich an «The Daily Show» oder auch «South Park» denke, könnte ich mir kaum bessere Beispiele vorstellen, wie man dem Publikum vor Augen führen kann, wie absurd unsere Welt und unsere Kultur bisweilen sind.

In Bad Neighbors 2 haben Sie nun Platz gefunden für Themen wie Polizei-Gewalt oder Sexismus...

Rogen: Je älter ich werde, desto mehr versuche ich einfach über Dinge zu sprechen, die mir wichtig sind. Und ich wollte beweisen, dass sich das nicht ausschließt, eine wirklich witzige Komödie und eine klare Haltung in Sachen Feminismus und Gewalt. Ich habe dazu klare Meinungen und leidenschaftliche Gefühle, deswegen soll sich das auch in meiner Arbeit niederschlagen.Moretz: Es wäre toll, wenn das immer der Fall wäre!

Chloë, für Sie waren nicht die ernsteren Themen neu, sondern das Komödiantische, oder?

Moretz: In gewisser Weise ja. Ich habe viele Action- und Fantasy-Filme gedreht, von Kick-Ass über Hugo bis The Equalizer. Eigentlich sterben in meinen Filmen immer jede Menge Menschen (lacht). Davon kann jetzt in Bad Neighbors 2 nicht die Rede sein, und tatsächlich ist der Film meine erste astreine Komödie. Sieht man mal von den paar Folgen «30 Rock» ab, die ich gedreht habe, als ich noch kleiner war. Jetzt mit Seth und all diesen anderen tollen Komödianten zu arbeiten, war eine fantastische Gelegenheit. Und auch wenn ich die nicht jedes Mal bekommen werde, will ich in der Zukunft trotzdem häufiger Komödien drehen.

Vermutlich wurde viel improvisiert, oder?

Moretz: Das war der Wahnsinn. Ich musste mich echt reinhängen, denn meine Erfahrungen mit Improvisation waren natürlich überschaubar. Aber gerade das machte den Job ja so spannend. Rogen: Du hast Deine Sache aber auch wirklich gut gemacht. Ein echtes Naturtalent. Und für uns waren Chloë und die anderen Mädels mit ihrem Input auch extrem wichtig. Wir waren ja lauter Männer mittleren Alters, die das Drehbuch geschrieben haben, und mussten ständig fragen, wie und was diese Kids im wahren Leben sagen würden. Uns wurde sehr schnell klar, dass Jugendliche heutzutage ein bisschen anders sprechen als wir es mit 19 Jahren taten.Moretz: Außerdem seid ihr nun einmal Jungs. Ich bin sicher dass Mädchen auch schon damals ein bisschen anders tickten als ihr!

Natürlich wird in Bad Neighbors 2 wieder wild gefeiert. Was sind Ihre schlimmsten eigenen Party-Erinnerungen?

Rogen: Da muss ich passen... Wie steht's mit Dir?Moretz: Ich erinnere mich auf jeden Fall an eine Party bei mir zu Hause, die eigentlich ganz gesittet und stilvoll ablief. Einfach eine entspannte Weihnachts-Cocktail-Party. Doch irgendwann stand eine Bekannte vor der Tür, die vorher wohl schon bei drei anderen Partys war. So besoffen habe ich selten jemanden erlebt. Schon auf den Stufen vorm Haus stürzte sie, und wenig später wurde sie ohnmächtig. Meine vier Brüder haben sie dann aufgehoben, aufs Sofa gelegt und dafür gesorgt, dass sie das meiste wieder auskotzt. Als sie am nächsten Morgen aufwachte konnte sie immer noch nicht richtig sprechen, also haben wir für sie einen Uber-Fahrer gerufen und nach Hause fahren lassen.

Über einen anderen wichtigen Aspekt von Bad Neighbors 2 haben wir noch gar nicht gesprochen: Zac Efron. Oder besser gesagt: dessen Muskelberge...

Rogen: Er hat einfach einen tollen Körper, nicht wahr? (lacht) Allerdings habe ich dieses Mal versucht, mindestens genauso viele Oben-Ohne-Szenen haben wie er. Und es störte mich dabei kein bisschen, dass ich optisch mit Zac keinen Moment mithalten konnte. Denn ich weiß, wie viel Arbeit er in diese Oberarme und das Sixpack steckt. Darauf hätte ich einfach nicht die geringste Lust, das wäre für mich wirklich kein Leben. Ich esse gerne und sitze mit meinem dicken Hintern gerne auf der Couch und gucke Fernsehen. Beides sicherlich nichts, was er sich allzu oft gönnen darf.Moretz: Wenn's hoch kommt einmal im Jahr! Aber sicher trainiert er selbst an Weihnachten!

Durften Sie diesen Astralkörper wenigstens mal anfassen?

Rogen: Ähem... (lacht)Moretz: Wenn Sie so fragen: ja, ich durfte. Aber ganz im Ernst: eigentlich sind mir Zacs Bauchmuskeln herzlich egal. Ist doch nur ein Körper. Und wenn man wie ich mit vier großen Brüdern aufwächst, hat man fürs Leben eigentlich genug halbnackte Jungs gesehen!

2. Mai 2016

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