Artikel29. August 2022

Filmtagebuch: 10 Filme rund um den Globus

Filmtagebuch: 10 Filme rund um den Globus
© trigon-film

Im Sommer zieht es uns in ferne Länder: Wir nehmen euch mit auf eine Reise rund um den Globus und zeigen euch, welche 10 Filme auf eurer Reiseliste nicht fehlen dürfen – Bon Voyage!

1. Türkei: «Mustang» (2015)

Um den Drang nach Freiheit und das Aufbegehren gegen Unterdrückung in einer von Männern dominierten Gesellschaft geht es in dem autobiografisch gefärbten Drama «Mustang».

Der Film beruht auf eigenen Erfahrungen der Filmemacherin Deniz Gamze Ergüven. In teils extrem radikalen und verstörenden Bildern schildert sie den Kampf von fünf Schwestern, gegen ihren herrischen, erzkonservativen Onkel, um ein freiheitliches Leben. Dass der Film trotz der ernsten Thematik immer wieder auch heiter und voller Lebenslust geraten ist, liegt in erster Linie an den grossartigen Jung-Darstellerinnen.

5 von 5 ★

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2. Griechenland: «Apples» (2020)

Ohne jegliche Erinnerung an sein vorheriges Leben beginnt Aris, neue Erfahrungen zu sammeln, und versucht, so zu einer neuen Identität zu gelangen. Die Einsamkeit ist sein ständiger Begleiter, als er eine Frau kennenlernt, die in der gleichen Situation ist. Doch bald zeigt sich, dass man Nähe und Gefühle nicht erzwingen kann. Mit seiner Kontrastierung von warmem Ideal und kühler Wirklichkeit ist «Apples» ein gelungenes Stück Surrealität, das den Balanceakt zwischen Drama und Komödie wundervoll meistert.

Mit einfachen Mitteln erreicht «Apples» eine erstaunliche Vielschichtigkeit, wofür sinnbildlich die Äpfel selbst stehen; sie sind zwar einfacher Alltagsgegenstand, werden aber zu weit grösserem Effekt genutzt. Der Film ist somit zugleich leichte Kost, die an eine romantische Komödie erinnert, und eine tiefgründige psychologische Studie eines Mannes, der ein neues Selbst sucht.

4 von 5 ★

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3. Iran: «A Girl Walks Home Alone at Night» (2014)

In der iranischen Geisterstadt Bad City, die von Verfall und Perspektivlosigkeit geprägt ist, begegnet der junge Arash (Arash Marandi) einer mysteriösen Vampir-Frau (Sheila Vand) und erkennt, dass sie nicht nur ihren Blutdurst stillen will, sondern auch echte Zuneigung sucht. Wagemutig und gewitzt wandelt die Regisseurin und Drehbuchautorin Ana Lily Amirpour in ihrem Langfilmdebüt zwischen den Genres und erschafft eine stimmungsvolle Romanze, die gelegentlich in Überstilisierung erstarrt.

Mit Blick auf all die pubertären, reichlich naiven Blutsauger-Geschichten, die in den vergangen Jahren den Kinomarkt überschwemmten, ist Amirpours Spielfilmdebüt ein wahrer Segen, da hier eine Regisseurin mit grossem Gespür für Atmosphäre und Bildgestaltung am Werk ist.

3 von 5 ★

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4. Dänemark: «Die Jagd» (2012)

Thomas Vinterberg zeigt, welche fatale Kettenreaktion ihren Lauf nehmen kann, wenn in einer Kleinstadt ein Kindergärtner fälschlich des Missbrauchs bezichtigt wird. Frei von Spekulationen und mit viel menschlichem Feingefühl nimmt sich der Däne der komplexen Thematik an, und entwickelt einen dringlichen Sog, dem man sich kaum entziehen kann. Nicht zuletzt seinem exzellenten Hauptdarsteller Mads Mikkelsen ist es dabei zu verdanken, dass sich trotz einer vielleicht allzu geradlinigen und sich nahtlos ergebenden Erzählung echte Erschütterung bis zum effektvollen Ende einstellt.

Ehrlich erschüttert sieht man mit an, mit welch zwingender Plausibilität Vinterberg sein Szenario entfaltet. Ein unbedachter Satz, einige übereilte Aktionen – und schon ist das Leben eines Mannes zerstört, bevor er überhaupt selbst nach der Wahrheit gefragt wurde. Inszeniert und geschrieben hat Vinterberg (der für sein Drehbuch mit dem Europäischen Filmpreis bedacht wurde) dieses Drama über die Massen eindringlich, in manchen Momenten sogar spannend wie ein Thriller.

5 von 5 ★

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5. Israel: «Mein Herz tanzt» (2014)

Eran Riklis Buchverfilmung «Dancing Arabs» sieht einen jungen Palästinenser mit der ethnischen Ungleichheit in Israel konfrontiert. Und mit den Wirren des Erwachsenwerdens.

Als erster und einziger Araber im jüdisch-israelischen Internat in Jerusalem tut sich Eyad denkbar schwer. Dennoch findet er in der hübschen Naomi und im an einer Muskelkrankheit leidenden Yonatan zwei enge Bezugspersonen. In der jüdischen Gesellschaft bleibt er jedoch wegen seiner Herkunft stigmatisiert. Bis Eyad eines Tages einen radikalen Entschluss fasst. Gekonnt vereint «Mein Herz tanzt» Coming-of-Age und den ethnischen Völkerzwist in Israel zu einem unprätentiösen Drama.

4 von 5 ★

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