Anklagen gegen «The Hurricane» – Runde zwei

Norman Jewison scheint mit seinem Realdrama «The Hurricane» in ein Wespennest gestochen zu haben. Nachdem sich Hinterbliebene der Mordopfer und Nachkommen der Untersuchungsbeamten bereits öffentlich über den Film empört haben, steht jetzt die erste Anklage ins Haus – von einem Boxer.

Wie das Boxen gehören in den USA bekanntlich auch gewinnträchtige Schadenersatzklagen zum Volkssport, und so liess es sich Boxer Joey Giardello nicht nehmen, die Macher von «The Hurricane» vor Gericht zu bitten. Giardello fühlt sich durch den Film verleumdet. Dort wird nämlich der Boxkampf Rubin «Hurricane» Carter versus Joey Giardello gezeigt, wo Carter seinem Gegner eine tüchtige Tracht Prügel erteilt, den Sieg aber wegen rassistischer Vorurteile der Kampfrichter nicht zugesprochen bekommt. Diese Darstellung gefällt dem ehemaligen Profi-Boxer Giardello überhaupt nicht: Er behauptet, den Kampf fair gewonnen zu haben. Der Mittelgewichtler fordert nun – ausser dem nebensächlichen Geld – dass am Schluss des Kinofilms ein Video des wirklichen Boxkampfes gezeigt werde. Giardello schaffte es, für eine Pressekonferenz einen der damaligen Kampfrichter herbeizuziehen und ein Video-Tape vorzuführen, auf dem Rubin Carter zugibt, den Kampf gerecht verloren zu haben. Weniger Sorgen muss sich momentan Will Smith machen, der auch bald im Ring vor der Kamera stehen wird. Für den Streifen «Ali» hat er nämlich bereits die Zustimmung des Dargestellten eingeholt, keinem Geringeren als Boxlegende Muhammad Ali. Gemäss Ali ist dies der Film, der erzählen wird, wie es wirklich war, und Will Smith sei die einzige Person, der er zutraue, diese Geschichte auf die Leinwand zu bringen. Derweilen sind auch die Knock Out-Kämpfe um die Regie ausgetragen: Michael Mann hat die Fäuste oben, Spike Lee und Curtis Hanson wurden aus dem Ring getragen.