Doctor Strange in the Multiverse of Madness USA 2021 – 126min.

Filmkritik

Eine Welt ist nicht genug

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

In «Spider-Man: No Way Home» musste Supermagier Doctor Strange dem jugendlichen Spinnenmann aushelfen. Und sein zweites Soloabenteuer paart ihn nun mit einer Teenagerin in Not, die über eine besondere Gabe verfügt. Der 28. Leinwandbeitrag im Marvel Cinematic Universe ist ein Fest für die Augen und wagt sich in Horrorfilmgefilde vor.

Gegen Risse im sogenannten Multiversum, der Gesamtheit aller parallel existierenden Welten, kämpfte Stephen Strange (Benedict Cumberbatch) schon im letzten Spider-Man-Streifen an. Und was soll man sagen? Der Titel schreit es laut heraus: Auch in «Doctor Strange in the Multiverse of Madness» ist die Balance zwischen den Dimensionen in Gefahr.

Als er die Hochzeit seiner angebeteten Ex-Kollegin Christine Palmer (Rachel McAdams) besucht, muss der frühere Starchirurg Strange die Teenagerin America Chavez (Xochitl Gomez) vor einem hässlichen Tentakelmonster retten. Er und sein Vertrauter Wong (Benedict Wong) staunen anschliessend nicht schlecht über das, was das Mädchen zu sagen hat. Offenbar besitzt America, wenn sie Angst empfindet, die Kraft, Portale zwischen verschiedenen Universen zu öffnen und hindurchzuspringen. Auf ihren Reisen hat sie bereits zahlreiche andere Doctor-Strange-Versionen kennengelernt, weiss jedoch nicht, wie sie ihre Gabe kontrollieren soll.

Hilfe erhofft sich Stephen von der in Hexenkunst bewanderten Wanda Maximoff (Elizabeth Olsen), die allerdings – das darf man verraten, das es im Film früh preisgegeben wird – in ihrer Trauer um den Verlust ihres Geliebten Vision und ihrer in der Miniserie «WandaVision» selbstkreierten Vorstadtscheinwelt samt Kindern zu versinken droht. Eben sie hat es auf America abgesehen, jagt sie durch die Parallelwelten und verlangt die Herausgabe der Jugendlichen, weil sie deren Fähigkeit nutzen will, um endlich wieder glücklich zu werden. Nach dieser erschütternden Erkenntnis muss Strange mit Chavez die Flucht antreten.

Vorab wurde oft darüber spekuliert. Nun herrscht Gewissheit: «Doctor Strange in the Multiverse of Madness» spielt stärker als alle anderen Marvel-Arbeiten mit den Motiven und der Stimmung des Horrorfilms. Ironische Bemerkungen gibt es auch hier. Verglichen etwa mit «Spider-Man: No Way Home» halten sich die lustigen Auflockerungen allerdings in Grenzen. Regisseur Sam Raimi, der seine Karriere mit deftigen Schlachtplatten wie «The Evil Dead» begann und dem Grauen stets verbunden blieb, unternimmt quasi einen Streifzug durch das Genre. Besessenheit, Gedankenkontrolle, zarte Splatter-Anflüge und Zombie-Anleihen – viele vertraute Elemente finden Eingang in die Handlung. Bei aller Freude über den düsteren und makabren Anstrich fällt aber auf, dass nichts den popcorntauglichen Rahmen sprengt, den das Marvel-Franchise schon aus Gründen der niedrigen Altersfreigabe vorgibt. Wer auf wirklich verstörende Momente hofft, wartet vergeblich.

Besonders spannend ist dieses Mal jedoch die Antagonistin, die komplexer ausfällt als viele Bösewichte, die bisher in der fortlaufenden Kinosaga auftauchten. Wanda Maximoff alias Scarlet Witch kämpfte einst auf der guten Seite, ist inzwischen allerdings von ihrem Schmerz zerfressen und entwickelt in ihrer Verzweiflung grauenhaft destruktive Züge. Die aufregende Ambivalenz kommt nicht zuletzt im Spiel von Elizabeth Olsen zum Tragen, die brutale Entschlossenheit und tiefe Verletzlichkeit geschickt zu bündeln weiss. Schade nur, dass der Charakterbogen Wandas gegen Ende etwas fahrig wirkt. Während der Titelheld in einer anderen Dimension gegen sein anderes «ich» antritt und emotionalen Entfaltungsraum bekommt, bleibt Reihenneuzugang America Chavez unverständlicherweise blass und eindimensional. Dass es sich bei ihr in den Comics um eine lesbische Figur handelt, spielt im Film keine Rolle. Ihre tragische Backstory wird lediglich kurz angerissen. Und im Showdown durchläuft sie plötzlich eine Wandlung, die arg aufgepfropft erscheint. Für weitere Auftritte Americas im Marvel-Kosmos braucht es definitiv mehr Profil!

Uneingeschränktes Lob verdienen sich Raimi und Co für die kreative Optik, die wie schon in «Doctor Strange» aus dem Jahr 2016 teils psychedelische Formen annimmt. Die Jagd durch das Multiversum wird für wilde Actionchoreografien, akrobatische Kameraeinlagen, Perspektivspiele und sekundenschnelle Ortswechsel genutzt und serviert dem Zuschauer aufregende Schauwerte am Fliessband.

04.05.2022

3.5

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Kommentare

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RobertdeNirosta

vor 2 Monaten

Starke Regie-Arbeit von Spiderman-Mastermind Sam Raimi und für mich einer der allerbesten MCU-Beiträge bisher. Schon die einleitende Actionsequenz mit einem skurillen Monsterkraken zeigt wo's langgeht: fantasievolle, kreative Bilder, Humor, perfekte Kamera und Schnitt und dazu extrem gute CGI-Technik.
Nachdem die Figur des Dr.Strange in Teil 1 gut aufgebaut wurde, geht es jetzt richtig zur Sache. Statt einer 08/15 Gut-gegen-Böse-Story, bekommt man hier viel Besseres geboten. Die überraschend gute Handlung wird von fast schon ikonischen Bildern unterstützt, hier sieht man deutlich die Handschrift des Regisseurs. War wohl generell eine gute Entscheidung von Marvel, die Leitung mal einem erfahrenen Weltklasse-Regisseur zu geben.
Auch die durchwegs starken Schauspieler ( sensationell Liz Olsen ), passen perfekt in ihre Rollen. Zum Thema Horror-Anteil in diesem Film: bleibt erfreulicherweise stets im kinder-tauglichen Bereich, und ist eher Fantasy-lastig ausgelegt, passt somit gut zum Gesamtpaket und bildet für mich einen guten Kontrast zu der leider in letzter Zeit etwas fad gewordenen Superhelden-Massenware.Mehr anzeigen


walter-Oliver

vor einem Jahr

Ein Schwachsinn mit Lärm. Keine Handlung, nur eine Anhäufungen von animierten Spezialeffekten . Film ist das nicht !


Barbarum

vor einem Jahr

Das immer gleiche Jump Jump Pow Pow Zisch Zisch, das man mittlerweile von Marvel gewohnt ist. Convenience-Cinema dankenswerterweise dieses Mal mit etwas Grusel-Sauce.


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