Silver Skates Russische Föderation 2020 – 134min.

Filmkritik

Eine winterliche Romanze

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

Punkten kann diese russische Produktion vor allem damit, dass Sankt Petersburg im Winter einfach von traumwandlerischer Schönheit ist. Dieses Setting bildet den fast schon märchenhaften Hintergrund für eine Geschichte, die im Grunde natürlich nicht mehr als ein gängiges Melodram ist. Geschichten von Liebenden – der eine aus dem Proletariat, die andere aus reichem Hause – hat man in der Filmhistorie einige gesehen. Neues kann Silver Skates nicht unbedingt bieten, die Umsetzung ist aber mehr als solide.

Sankt Petersburg im Jahr 1899. Es ist Weihnachten, auf den zugefrorenen Flüssen herrscht Betriebsamkeit, die einen jungen Mann und eine junge Frau, die sich eigentlich nie begegnen sollten, zusammenführt. Matevy ist der Sohn eines Laternenanzünders, Alisa die Tochter eines hochrangigen Politikers. Während sein grösster Schatz ein paar versilberte Schlittschuhe ist, träumt sie davon, Wissenschaftlerin zu werden. Ihre Wege könnten unterschiedlicher nicht sein, und doch kreuzen sie sich nicht nur, sondern führen einer gemeinsamen Zukunft entgegen.

Die Geschichte bietet keine Überraschungen. Sie verläuft so geradlinig, wie man das anhand der Inhaltsangabe erwarten würde. Nichts an dieser Produktion sticht wirklich heraus, abgesehen vom wunderbaren Sankt Petersburg. Gerade vor dieser winterlichen Kulisse weiss diese Geschichte, ihren zwar klischierten, aber vorhandenen Reiz zu entwickeln. Das liegt auch daran, dass die beiden Hauptdarsteller, die Newcomer Fedor Fedotov und Sonya Priss, eine gute Chemie haben. Schauspielerisch werden sie von den Nebendarstellern, und hier vor allem von Kirill Zaytsev und Aleksey Guskov, in den Schatten gestellt.

Amüsant ist, dass dem russischen Film ein amerikanisches Kinderbuch als lose Vorlage diente: „Hans Brinker oder Die silbernen Schlittschuhe“ von Mary Mapes Dodge. Der Roman spielt in den Niederlanden, die Verlegung ins Sankt Petersburg der Jahrhundertwende funktioniert jedoch gut. Der Film weicht auch von der Vorlage ab und macht sich die Geschichte in einer genretechnischen Mixtur zu eigen. Er streift verschiedene Themen, ist Sittengemälde und Krimi zugleich, hat Humor und eine märchenhafte Stimmung, ist aber vor allem ein Melodram, ohne die Gravitas echten Dramas zu erreichen.

Ausstattungstechnisch ist Silver Skates eine Pracht, erzählerisch funktioniert er der Vorhersehbarkeit der Handlung zum Trotz auch gut. Dieser Film versteht es, den Zuschauer in eine andere Zeit und eine andere Welt zu entführen. Am Ende ist man über diesen Besuch in Sankt Petersburg froh und erfreut sich an einem unerwartet guten Film.

22.04.2021

3

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