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The Beach Bum Frankreich, Schweiz, Grossbritannien, USA 2019 – 95min.

Filmkritik

Die Melodie, nach der man tanzt

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

Der Kids-Autor Harmony Korine hat vor ein paar Jahren mit Spring Breakers schon gezeigt, dass er problemlos eine Geschichte nehmen, die für eine seichte Komödie gut wäre, sie aber durch den experimentellen Fleischwolf drehen und mit Metaphorik aufladen kann, um etwas Einzigartiges daraus zu erschaffen. Das hat er nun auch mit The Beach Bum gemacht.

Moondog ist ein Poet, der die Drogen und die Frauen liebt. Von beidem kann er nicht genug bekommen, auch wenn er seine Minnie von ganzem Herzen liebt. Nach der Hochzeit ihrer Tochter kommt es zum fatalen Unfall, den die aus sehr reichem Hause stammende Minnie nicht überlebt. Ihr Vermögen vermacht sie Moondog – jedoch nur unter einer Bedingung. Er muss endlich einen Roman schreiben, ansonsten bekommt er gar nichts. Moondog folgt dem letzten Willen seiner Frau, doch dafür begibt er sich auf eine Reise, die ihn auf höchst ungewöhnliche Menschen treffen lässt, die ihn aber auch für sein Werk inspirieren.

Unter normalen Umständen wäre dies eine seichte Komödie mit mehr oder minder halbgaren Gags. Bei Harmony Korine wird jedoch ein existenzialistischer Trip daraus, nicht unähnlich Spring Breakers, der von der Verpuppung von College-Kids inmitten eines deformierten amerikanischen Traums berichtete. Sein ganz eigener Traum ist in The Beach Bum für Moondog längst Wahrheit geworden. Er tanzt nach einer Melodie, die nur er hören kann, er lebt ein Leben, das abseits aller Normen und Konventionen ist, und er wird dafür mit einer inneren Stimme belohnt, die es ihm erlaubt, rohe Poesie in schöne Wörter zu verpacken.

Matthew McConaughey als Moondog ist der ultimative Traum eines Aussteigers. Das, was jeder vielleicht gerne wäre, wenn das Korsett des täglichen Lebens nicht wäre. Weil man auch den Mut haben muss, so zu leben. Dabei geht es nicht ums Geld, denn Moondog kommt zwar dem Wunsch seiner verstorbenen Frau nach, die Millionen interessieren ihn aber nicht. Er ist geil, weil er geil ist – und damit ist er sich selbst, aber auch den Menschen in seinem Umfeld genug. Denn Moondog verkörpert etwas Freigeistiges, das immens anspricht, das aber auch Angst macht. Weil ein solches Leben nicht von der Gefahr frei ist, alles zu verlieren.

The Beach Bum ist in Neon-Farben getaucht – er wirkt optisch wie die Fortführung von Spring Breakers, inklusive einer prägnanten Szene rund um ein Klavier. McConaughey geht ganz in seiner Rolle auf, so manches wirkt dabei improvisiert, und der Humor ist ausgesprochen rotzig und frech. Dies ist keine klassische Komödie, sondern ein irrlichternder Trip, an dessen Ende die einfache Moral ist, dass man Geld nicht braucht, um glücklich zu sein.

15.05.2019

4

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Kommentare

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maege70

vor 4 Jahren

Matthew McConaughey spielt die Rolle fabelhaft - aber ich kann mich trotzdem nicht für den Film erwärmen - zu einfach, zu billig ist für mich diese Story vom ständig kiffenden/rauchenden/saufenden/koksenden und vögelnden Aussteiger - I'm so sorry!


Crious

vor 4 Jahren

Ein feel-good Movie der anspruchsvollen Art.


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