Blumhouse präsentiert: Wahrheit oder Pflicht USA 2018 – 98min.

Filmkritik

Wie ein mässiger Snapchat Filter

Noëlle Tschudi
Filmkritik: Noëlle Tschudi

Olivia scheint eine vorbildliche College-Studentin zu sein: Ambitioniert, gewissenhaft und verlässlich wirkt sie wie das absolute Gegenteil ihrer besten Freundin Markie. Als Olivia sich schliesslich von ihr überreden lässt, ihren letzten Spring Break vor ihrem Abschluss mit ihr und einigen weiteren Freunden in Mexiko zu verbringen, wird einem drohenden Unheil Tür und Tor geöffnet…

In Mexiko angelangt, lässt es die junge Frau mit ihren Freunden ordentlich krachen. Als sie während einer Partynacht schliesslich den charmanten Carter trifft, der die Gruppe zu einer Partie «Wahrheit oder Pflicht» einlädt, schlägt die fröhliche Stimmung plötzlich in Entsetzen um. Was als lustiger Abend beginnt, endet in einer Katastrophe, deren wahres Ausmass erst in Kalifornien deutlich wird. Als Olivia unheimliche Botschaften erhält, in denen sie aufgefordert wird, zwischen Wahrheit oder Pflicht zu wählen, kommt die unausweichliche und brutale Wahrheit ans Licht: Das Partyspiel wird zur Realität, der niemand entrinnen kann. Wer eine Mutprobe verweigert oder lügt, der verliert sein Leben auf eine grauenhafte Art und Weise. Das Desaster nimmt seinen Lauf…

Blumhouse Productions dürfte vielen Horror-Fans auf der ganzen Welt unterdessen ein Begriff sein. Die von Jason Blum ins Leben gerufene Filmproduktionsgesellschaft ist für zahlreiche profitable Horrorstreifen wie Paranormal Activity oder Split bekannt und übertraf sich mit dem für das beste Drehbuch mit einem Oscar ausgezeichneten Get Out im Jahr 2017 selbst. Umso enttäuschender wirkt Blumhouse präsentiert: Wahrheit oder Pflicht vor diesem Hintergrund, denn mit seinem einfach gestrickten und wenig originellen Plot, voraussehbaren Wendungen und Klischees in Hülle und Fülle gelingt es dem Film – der im weitesten Sinne an eine zeitgemässe Form von Final Destination erinnern mag – nicht ansatzweise, zu überzeugen.

Zahlreiche Komponenten tragen dazu bei, dass der neueste Streifen von Blumhouse nicht greift: Während der Trailer zahlreiche Schreckensmomente vorwegnimmt und den Film dadurch um seine Spannung bringt, trägt ein Grossteil der Figuren das seinige zum matten Horror-Flick bei: Die Schüler agieren meist realitätsfremd, irrational und leichtsinnig, nicht in Übereinstimmung mit ihrer ursprünglichen Rolle oder moralisch fragwürdig, sodass kaum Mitgefühl zu den einzelnen – mit zahlreichen Klischees überhäuften – Figuren aufgebaut werden kann und ihr Tod bestenfalls ungerührt hingenommen und schlimmstenfalls aufgrund der Voraussehbarkeit des Plots und der unbeeindruckten Reaktionen der übrigen sogenannten Freunde mit einem ungläubigen Lachen quittiert werden dürfte.

Dass die Regeln des weltbekannten Spiels im Verlauf des Films kurzerhand geändert werden, da der Plot ohne diese Massnahme wohl nicht funktionieren würde, und die Visual Effects, die selbst im Film mit Snapchat Filtern verglichen werden, kaum schockieren, tut dem Horror-Streifen auch keinen Gefallen. Einzig die Referenzen (zum Beispiel in Sachen Social Media) könnten als netter Versuch zur Abholung eines jüngeren Publikums gewertet werden. Ob diese Zielgruppe aber auch auf die Anspielungen anspringen wird, steht auf einem anderen Blatt geschrieben. Am meisten unterhält der Horrorfilm – tragischerweise – durch (un-)freiwillige Komik.

20.02.2024

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Kommentare

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elelcoolr

vor 5 Jahren

So schlecht ist er jetzt auch nicht. Der Film hat ein paar gute Ideen. Einige Szenen waren gruslig aber zu keinem Zeitpunkt war es ein Horrorfilm.


navj

vor 5 Jahren Exzellent

„Wahrheit oder Pflicht“ bediente sich hierbei klar beim bekannten und prägenden Genrevertreter Scream. Angesichts des kleinen Budgets von geschätzten USD 3‘500‘000 ist „Wahrheit oder Pflicht“ bemerkenswert gut inszeniert. Anfangs ist der Film stellenweise durchaus gruselig, selbst wenn der Szenenaufbau kaum überrascht. Das bedeutet jedoch nicht, dass man sich nicht unterhalten lassen kann und mit dem richtigen Publikum wird es sowieso nicht langweilig. Aber das Spiel mit seinem mystischen Hintergrund verliert bereits ab der dritten Runde seinen Reiz. Wenn die Mitspieler ohnehin nicht gewinnen können, macht das Mitfiebern wenig Spass. Immerhin heben die Macher die beste Idee für den nicht ganz überraschenden, aber gelungenen Schlusskniff auf.Mehr anzeigen


Taz

vor 5 Jahren

Ah, come on! Wieder so ein Zwirbel-Gruseldings, das ein paar mal erschreckt und am Ende nicht aufgeht. Grösstenteils langweilig, aber wer Happy Death Day mochte, der wird auch hier wieder ins Kino stürmen.... Und dann jammern, weil es so vorhersehbar und zäh war!


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