The Possession of Hannah Grace USA 2018 – 85min.

Filmkritik

Lebendige Leiche

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

Dass mit Toten nicht zu spassen ist, wissen Kenner des Horrorgenres nur zu gut. Auch der Dämonenthriller The Possession of Hannah Grace schlägt in eben diese Kerbe und konfrontiert das Publikum mit einer Leiche, die ein gefährliches Eigenleben führt.

Den originellsten Einfall präsentieren der niederländische Regisseur Diederik Van Rooijen und Drehbuchautor Brian Sieve gleich zu Anfang. Während andere Besessenheitsfilme auf einen markerschütternden Exorzismus hinauslaufen, steigt dieser Schauerstreifen gleich mit einer wilden Austreibungsszene ein: Zwei Priester versuchen verzweifelt, den Dämon zu bezwingen, der die junge Hannah Grace (Kirby Johnson) peinigt, haben der bösen Macht aber nicht viel entgegenzusetzen. Als einer der Kirchenmänner grausam zu Tode kommt, fasst sich Hannahs ebenfalls anwesender Vater (Louis Herthum) ein Herz und erstickt seine Tochter mit einem Kissen, um weiteren Schaden abzuwenden.

Nach einem Zeitsprung von drei Monaten begegnet der Zuschauer der psychisch angeschlagenen Ex-Polizistin Megan Reed (Shay Mitchell, zuletzt in der Netflix-Serie «You – Du wirst mich lieben» zu sehen), die nach einem Fehler im Dienst den Boden unter den Füssen verloren hat. Frisch kuriert von ihrer dadurch ausgelösten Alkohol- und Tablettensucht, tritt sie eine neue Stelle in der Pathologie eines Bostoner Krankenhauses an, wo sie die Nachtschicht übernehmen soll. Auch wenn ihr der Job Unbehagen bereitet, läuft zunächst alles nach Plan. Erst als die Leiche der grausam zugerichteten Hannah Grace eingeliefert wird, kommt es zu schrecklichen Ereignissen.

Mit ihrer brachialen Betonarchitektur, ihren langen Fluren und ihren Lichtquellen, die über Bewegungsmelder aktiviert werden, verströmt die Klinik durchaus etwas Unheimliches. Clever auszunutzen weiss Van Rooijen seinen Hauptschauplatz allerdings nur selten. Was nach einer aufregenden Mischung aus William Friedkins The Exorcist und Ole Bornedals Nachtwache klingt, entpuppt sich als schablonenhafte Horrorshow mit ermüdenden Schockeffekten und abgegriffenen Inszenierungsideen.

So löblich es auch sein mag, dass die Macher Megan eine Hintergrundgeschichte geben, so wenig lassen sich die eklatanten Drehbuchschwächen ignorieren. Der Versuch, der Protagonistin Tiefe zu verleihen, erscheint bei Licht betrachtet doch arg gezwungen. Und das Bemühen, die Geschichte mit einer gewissen Ambivalenz aufzuladen, verpufft angesichts des expliziten Einstiegs denkbar wirkungslos. Für einen halbwegs ordentlichen Eindruck reicht es trotz einiger leidlich gruseliger Momente auch deshalb nicht, weil das willkürlich aus dem Boden gestampfte Finale enttäuschend lieblos abgewickelt wird. Genrefreunde dürften spätestens hier genervt mit den Augen rollen!

29.01.2019

2

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Kommentare

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Taz

vor 5 Jahren

Einstieg zäh und was danach folgt hat man in anderen, ähnlich thematisierten, Filmen schon besser gesehen. Es bleibt bei der Gruselstunde, in der jeder Zuschauer den Ausgang nach spätestens der Hälfte des Films weiss. Schwach!


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