Ferdinand – Geht STIERisch ab USA 2017 – 108min.

Filmkritik

Von wegen wilder Stier

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

1936 erschien das von Munro Leaf verfasste und von Robert Lawson illustrierte Kinderbuch „The Story of Ferdinand“, das einen sanftmütigen Stier ins Zentrum seiner Handlung stellte. Nur zwei Jahre später brachte Disney die Adaption Ferdinand the Bull ins Kino, die kurz darauf den Oscar als bester animierter Kurzfilm einheimsen konnte. Fast acht Dekaden später nehmen sich auch die kreativen Köpfe hinter der Ice Age-Saga dieser Erzählung an und legen eine nicht sonderlich komplexe, meistens aber warmherzige Animationskomödie vor.

Im Gegensatz zu seinen Stallgenossen kann sich der blumenvernarrte Jungbulle Ferdinand für das Kämpfen in einer Arena nicht begeistern. Als sein Vater eines Tages auf nimmer Wiedersehen abtransportiert wird, reißt der verunsicherte Stier aus der Zuchtfarm aus und läuft der kleinen Nina in die Arme, die irgendwo in Spanien auf einem Bauernhof lebt. Jahre später ist Ferdinand zu einem kräftigen Tier herangewachsen und muss sich ganz plötzlich von seiner menschlichen Freundin trennen. Eine Verkettung unglücklicher Umstände führt den stattlichen Stier an den Ort zurück, den er einst panisch verlassen hat. In der Stierzuchteinrichtung trifft er nicht nur auf die Ziege Elvira (im Original Lupe genannt), sondern auch auf seinen alten Widersacher Valiente, der einen berühmten Matador um jeden Preis beeindrucken und sich damit die Teilnahme an einem Stierkampf sichern will.

Der Brasilianer Carlos Saldanha (Robots) erzählt in Ferdinand eine recht gradlinige Geschichte, die im zweiten Akt immer mal wieder ein wenig auf der Stelle tritt und manchmal willkürliche Lückenfüller wie einen Tanz-Wettstreit bemüht. Nett, aber wenig facettenreich zeichnet das Drehbuch das Nebenfigurenensemble, aus dem die quirlige Elvira hervorsticht. Ein Lob gebührt den Machern für die Darstellung des rundum sympathischen Ferdinand, dessen friedfertige Haltung ganz bewusst dem Klischeebild des wilden Stiers widerspricht.

Während es zwischendurch etwas Leerlauf gibt, legt der größtenteils mit kindgerechten Späßen und Slapstick-Einlagen arbeitende Animationsfilm im Finale eine Schippe drauf. Geboten bekommt das Publikum hier nicht nur eine lustige, für optische Abwechslung sorgende Verfolgungsjagd, die nach Madrid führt. Erfreuen kann man sich auch daran, dass Ferdinand keinen plumpen Erkenntnisprozess durchlaufen muss, was einen Showdown mit kleinen Überraschungen garantiert. Lobenswert ist an dieser Stelle ohne Wenn und Aber, dass Saldanha und seine Mitstreiter die blutige Tradition des Stierkampfes in ihrer Inszenierung, die das Empfinden des bedrängten Tieres spürbar macht, kritisch hinterfragen.

18.02.2024

3

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Kommentare

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Mua81

vor 6 Jahren

Als normalerweise nicht diese Genre guckender Kinogänger muss ich sagen, dass ich sehr positiv überrascht von Ferdinand war.
Sehr kurzweilig, mit einer bunten Story erzählt, schön gezeichnet und mit den Stimmungen spielend... Daumen hoch.


Andib

vor 6 Jahren

Der schöne Kinderfilm "Ferdinand" ist absolut zu empfehlen, und zwar für Kinder ab ca 9 Jahren, wie auch für Erwachsene! Sehr traurige, emotionale wie auch schöne Momente, musste lachen, weinen, Hände drücken, sooooo schön!
100% empfehlenswert, aber eher nicht mit kleinen Kinder ab 6 Jahren.Mehr anzeigen

Zuletzt geändert vor 6 Jahren


Patrick

vor 6 Jahren

Von der Machart ist Ferdinand sehr goldig geworden.Hat aber leider etwas Längen und wirkt daher etwas ermüdend,aber die Szene in Madrid ist Temporeich und das Ende geht ans Herz.Dafür gibts 3.1/2 Sterne von 5.


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