Annabelle USA 2014 – 99min.

Filmkritik

Gruseln geht anders

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

Gruselige Puppen gab es im Horrorfilm schon häufig, wirklich effektiv waren sie nur selten. Angesichts von Annabelles Auftritt in The Conjuring könnte man meinen, dass es in ihrem eigenen Film anders sein würde. Aber falsch gedacht: Auch diese Horrorpuppe erweist sich als zahnloses Ungeheuer.

Ein junges Paar – er Arzt, sie werdende Mutter – bezieht ein neues Haus. Das Glück scheint vollkommen. Doch mit der trauten Zweisamkeit ist es bald vorbei, als die Nachbarn blutig umgebracht werden und die dafür verantwortlichen Satansanbeter es auch auf das Pärchen abgesehen haben. Doch das Paar überlebt, wenn auch mit Blessuren. Der Spuk scheint vorbei, dabei beginnt er nun erst. Denn etwas Böses hat sich in einer der Puppen im Haus manifestiert. Es spielt mit der schwangeren Frau – und es will eine Seele.

Mit Spin-offs verhält es sich wie mit Sequels – sie erreichen selten die Qualität des Vorgängers. Nirgendwo ist das augenscheinlicher als bei The Conjuring und Annabelle. Der eine ist ein atmosphärischer, Zeitkolorit verströmender Angsttrip, der andere ein behäbiges Baukasten-Filmchen, das kein Klischee auslässt und so wirkt, als hätte man einfach alle relevanten Geisterfilme der letzten zehn Jahre durch die Mangel gedreht und die Reste wiederverwertet.

Dabei muss man beachten: Hat man in seinem Leben nur ein oder zwei Geisterfilme gesehen, dann funktioniert auch Annabelle. Sind es aber zehn oder zwanzig, dann hat man ein Problem. Nämlich das der gähnenden Langeweile. Neue Impressionen, kühne Ideen, originelle Ansätze – all das sucht man hier vergebens. Stattdessen gibt es wieder mal Türen, die sich von selbst schließen, und geisterhafte Erscheinungen, die umherwandeln, immer wieder mal garniert mit einem Schockmoment, der aber nur deswegen zusammenzucken lässt, weil die Musik für einen Moment irre laut aufgedreht wird.

Das ist die primitivste Form der Spannungserzeugung, oberflächlich und frei von jedwedem Esprit. Das gilt für den gesamten Film, aber auch für die Figuren, die allesamt höchst abstrus handeln und keinerlei Gefühl für Authentizität aufkommen lassen. Vorhersehbarkeit ist hier Trumpf, bis zum Epilog, der dann die Brücke zu The Conjuring schlagen soll, aber nur noch einmal schmerzlich daran erinnert, wie ein wirklich atemberaubender Geisterfilm aussehen muss. Annabelle hingegen ist Dutzendware vom Wühltisch. Routiniert gemacht, durchaus ansehbar, aber einfach nicht gruselig oder spannend oder mitreißend. Im Grunde ist jeder gut beraten, diesen Film auszusitzen und auf die Heimkinoveröffentlichung zu warten. Es ist die Mattscheibe, auf die dieser Film gehört.

07.07.2017

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Kommentare

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Patrick

vor einem Jahr

Der Horror entfaltet sich sehr langsam zum unheimlichem & betrügendem Finale. Fazit:Ist Ok aber schnell wieder vergessen. Dafür gibt’s von Mir 3.1/2 Sterne von 5.


dulik

vor 4 Jahren

Der Horrorstreifen "Annabelle" spielt zwar im "Conjuring-Universum", bleibt aber deutlich hinter diesen Filmen zurück. Zwar ist die Puppe, in der sich etwas dämonisches manifestiert hat an und für sich schon gruselig, jedoch reicht dies nicht aus um 99 Minuten lang zu unterhalten. Der Film schafft es immer wieder gute Schockmomente aufzubauen, zieht diese dann aber nicht konsequent durch. Empfehlenswert ist der Gruselfilm für jene, die sich intensiver mit den Hintergründen der "Conjuring-Filme" befassen wollen. Insgesamt aber leider nur Durchschnitts-Horror.
6.5/10Mehr anzeigen

Zuletzt geändert vor 4 Jahren


An.Selm

vor 9 Jahren

Große Erwartung, große Enttäuschung, schlecht umgesetzt, 99 Minuten auf das Ende warten. Gruppen verließen vor Schluss schon das Kino...


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