Nymphomaniac Part 2 Belgien, Dänemark, Frankreich, Deutschland, Grossbritannien 2013 – 123min.

Filmkritik

Schmerz und andere Hochgefühle

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

Der zweite Teil von Lars von Triers großem Sexsucht-Epos setzt genau dort an, wo der erste geendet hatte. Noch immer berichtet die geschundene Joe (Charlotte Gainsbourg) dem Intellektuellen Seligman (Stellan Skarsgård) ihre Lebens- und Leidensgeschichte als Nymphomanin. Und ist in ihren Erinnerungen gerade an jenem Punkt angekommen, an dem sie nichts mehr spürt.

Das Experiment des kleinfamiliären Glücks mit Mann (Shia LaBeouf) und Sohn will nicht aufgehen, aber Sex mit Fremden bringt auch nicht die Erlösung von oder zumindest ein Lindern ihrer Sucht. Joe sucht ihre Rettung im Schmerz, doch auch die Sado-Maso-Sitzungen mit K (Jamie Bell) sorgen bestenfalls für ein vorübergehendes Hochgefühl. Über alltägliche Verantwortlichkeiten von Familie bis Job verliert sie zusehends die Kontrolle, und dass daran eine Selbsthilfegruppe etwas ändern könnte, erkennt nicht zuletzt Joe selbst sofort als lächerlichen Trugschluss. Später gelingt ihr als gnadenlose Schuldeneintreiberin für L (Willem Dafoe) eine Art Neuanfang. Doch der desolate Zustand, in dem Seligman sie zu Beginn des ersten Films von der Straße aufgelesen hat, lässt schon erahnen, dass auch diese Episode nicht zu einem glücklichen Ende findet.

In diesem letzten Kapitel, in dem Joe auch zur Mentorin einer jungen Frau (Mia Goth) wird, die zunächst Schützling und bald mehr für sie wird, läuft Nymphomaniac erstmals wirklich aus dem Ruder und verliert ein wenig den Boden der Realität unter den Füßen. Auch in der Rahmenhandlung dreht sich der Film in seinem Blick auf die beiden Gesprächspartner und ihr Verhalten zueinander in eine andere Richtung, die man – je nach Sichtweise – als Schwachpunkt empfinden kann. Das ist vor allem deswegen schade, weil von Trier gerade zu Beginn des zweiten Teils der Spagat zwischen groteskem Humor und bitteren Abgründen besonders meisterlich gelingt und dabei vor allem der erstaunlichen emotionalen Offenheit Charlotte Gainsbourgs viel verdankt.

Vor allem aber leidet dieser zweite Teil von Nymphomaniac unter der fragwürdigen Entscheidung, die beiden Teile nicht im Doppelpack oder zumindest zeitgleich in die Kinos zu bringen (ganz zu schweigen davon, dass es sich noch nicht einmal um den von von Trier selbst geschnittenen, noch längeren Director's Cut handelt). Denn erst der Kontext des gesamten, vor Ideen strotzenden, komplexen und bisweilen in sich widersprüchlichen Werks lässt einen die Stärke dieses schwer zu fassenden Films zu schätzen wissen, der mitunter gleichzeitig schockierend und sanftmütig, intellektuell hochtrabend und frappierend schlicht, seltsam egozentrisch und doch erstaunlich universell sein kann. Deswegen: nach Möglichkeit in einem Rutsch – und gerne auch mehrmals gucken.

21.02.2024

4

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Kommentare

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Deg89

vor 9 Jahren

Es gibt im 2. Teil wieder interessante Charaktermomente. Auch die neuen Figuren wie der Masochist gespielt von Jamie Bell überzeugen. Der Schauspielwechsel von jung zu alt ist jedoch misslungen und die extremen Szenen wirken noch etwas drastischer.


Reptile

vor 10 Jahren

So so, der Film hat dem guten Herr Tuvok nicht gefallen und er möchte nicht allzu LANGE darüber schreiben und trotzdem schafft er es wieder einmal problemlos eine "Kritik" zu verfassen, welche in einem handelsüblichen Textverarbeitungsprogramm GANZE DREI SEITEN füllt und auch noch darlegt, was der gute Herr im Kino mit seiner Freundin anstellt? - Schuss schon gehört? Herr Jesus, was müssen wir von dem noch alles ertragen bis Cineman sagt jetzt ist schluss?Mehr anzeigen


tuvock

vor 10 Jahren

Vielleicht kann ich noch erwähnen dass der Film in der Türkei verboten ist, ich glaube in Arabischen Ländern sowieso, und dass Liam Hemsworth, den Jerôme nicht spielen wollte. Ich glaube wenn ich den Film noch weiter beschreibe brauche ich noch 5 Seiten, mir dauerte der Film viel zu lange, er ist nicht künstlerisch, aber er hat gute Ansätze, er ist nicht lustig, aber er hat nette Ansätze, er ist kein Thriller oder kein Krimifilm oder kein Actionfilm er ist von überall ein bisschen was, und mir leider zu kurz, dafür hat er gute Darsteller, eine ungewöhnliche Geschichte und geile Szenen. Was an dem Film nett ist, dass er nicht zu sehr sexy ist, dass er nicht zu pervers ist, dass er nicht unnötig schockierend ist, und wieso der Film so viele Stars hat weiß ich nicht, einfache Leute würden es auch tun. Aber ich glaube dass ist weil er wollte dass der Film mehr einspielt.

Viel an Psychologischem Gequake tritt im Film auf, hin und wieder habe ich meiner Freundin masturbiert und sie dann oral befriedigt, aber das ist bei so einem Film normal. Gut das keiner im Kino war. Die Szenen mit Jamie Bell der als Sadist auftritt, oder Willem Dafoe als Chef von einer Mafia Vereinigung sind nett, aber auch unnötig. Wieso Udo Kier mitspielt, als Kellner, weiß ich nicht, dann ist da noch die Szene mit Jean-Marc Barr der einen Kinderschänder spielt, hin und wieder gibt es Musik im Hintergrund von Bach und Beethoven zu hören, also viel Klassik mit langen Bildern und Szenen, ja dass ist auch unnötig finde ich.

Die Darstellung von Charlotte Gainsbourg ist nicht übel gelaufen, sie redet, sie leidet sie erzählt, meine Güte was für eine Leistung, ja Sex gibt es auch, und einige Szenen aber das verrate ich nicht. Jedenfalls so lange möchte ich nicht über den Film schreiben, mir hat er nicht gefallen, er war viel zu lange und zum Abschluss zu kommen, 70 von 100 Punkten kriegt er weil er doch irgendwie was seltenes ist und nicht übel, aber dass ist das höchste der Pornogefühle.Mehr anzeigen


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