Fading Gigolo USA 2013 – 98min.

Filmkritik

John Turturro auf den Spuren des Stadtneurotikers

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

Man könnte fast meinen, einen Film von Woody Allen vor sich zu haben. Fading Gigolo liegt auf Wellenlänge des Stadtneurotikers. Aber auch nur dem, der Allen vor vielen Jahren einmal war. Er hat sich weiterentwickelt, während John Turturro, der mit seiner Regie-Arbeit seinem Idol huldigt, nicht nur auf dessen alten Stand verharrt. Er ahmt nach, wodurch sein Film jedoch nie eigene Strahlkraft erlangt.

Der in Brooklyn lebende Fioravante (John Turturro) führt ein unauffälliges Leben, zu dessen Highlights die Treffen mit seinem alten Freund Murray (Woody Allen) gehören. Aber der ist in Geldnöten und hat keine Wahl mehr, als seinen Buchladen zu schließen. Doch bevor es dazu kommt, ergibt sich eine Möglichkeit, doch noch Geld aufzutreiben, denn seine Ärztin sucht nach einem Partner für einen flotten Dreier. Murray denkt an Fioravante, der schließlich einwilligt – und zu Virgil wird, einem Gigolo. Gerade in dem Moment lernt er aber eine Frau kennen, an der ihm wirklich etwas liegt …

Dass Turturro Woody Allen überzeugen konnte, eine der Rollen zu spielen, mutet erstaunlich an. Aber immerhin, die Präsenz des großen alten Mimen verleiht dem Film ein paar Momente, die zu amüsieren wissen. Im Großen und Ganzen jedoch versagt Fading Gigolo, und das in mehr als nur einer Hinsicht. Das Problem ist das Drehbuch, das sich wie „Woody Allen light“ liest, so, als hätte der einen ganz, ganz schlechten Tag gehabt. Denn den Figuren fehlt echte Charakterisierung, sie erfüllen in Turturros Film nur Funktionen, entwickeln aber nie ein Eigenleben.

Der Film lässt echte Konflikte vermissen, dementsprechend auch echtes Drama. Ein Gefühl dafür, warum die Hauptfigur den Weg des Gigolos einschlägt, wird nie greifbar. Es wird behauptet, aber spürbar ist es in keiner Sekunde. Ebenso wenig wie die Liebelei zur von Vanessa Paradis gespielten Frau, die das Herz des Gigolos erobert.

Wirklich überzeugen kann Fading Gigolo nur, wenn Woody Allen in den Mittelpunkt rückt. Seine Figur ist so fahrig, so nervös, so geschwätzig, wie man das von ihm erwartet. Da sie zugleich so viel lebendiger als alle anderen in diesem Film ist, darf man wohl davon ausgehen, dass Allen stark improvisiert hat. Und hier zeigt sich dann eben auch der Unterschied zwischen einem Genie wie Woody Allen und einem guten Schauspieler wie John Turturro. Der eine ist ein Multitalent, der andere sollte das alte Sprichwort beherzigen: Schuster, bleib bei deinen Leisten. Turturro, bleib weiterhin bei der Schauspielerei und überlas die Regie und das Drehbuch anderen.

15.08.2014

2

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Kommentare

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nicca23

vor 9 Jahren

Schön weichgezeichnet und mit einem perfekten Soundtrack unterlegt kommt das Werk von John Turturro daher. Warmes New York, Woody Allen textet einen zu, kauzige Rabbis müssen über die Bücher, die grotesk überschminkte Sofía Vergara, die entzückende Zahnlücke der Vanessa Paradis und eine tragikomische Liebesgeschichte. Überraschen tut "Fading Gigolo" nicht, aber man taucht über 98 Minuten in die greatest City und eine amüsante und unterhaltsame Story ein.Mehr anzeigen


Berufsromantiker_disabled

vor 9 Jahren

ein schöner, feinfühliger, unterhaltsamer Film mit Woody Allen in überzeugender Hochform. Es werden die moralischen Vorstellungen und Hemmschwellen angesprochen. Nichts für Action-Fans.


Watchlist

vor 9 Jahren

Woody Allen in Hochform!


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