Sherlock Holmes Deutschland, USA 2009 – 128min.

Filmkritik

Meisterdetektiv als Actionheld

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

Sherlock Holmes, ein gemütlich Pfeife schmauchender Mützenträger, der seine Fälle in einem ähnlich entspannten Tempo löst wie Miss Marple? Bei Guy Ritchie wird der Meisterdetektiv zum echten Actionhelden, der es am liebsten mit James Bond und Jason Bourne gleichzeitig aufnehmen würde.

Zwar gönnt sich der berühmte Detektiv (Robert Downey Jr.) auch im Update von Guy Ritchie, das natürlich der Anfang eines neuen Franchise werden soll und nach dem furiosen US-Start schon bald eine Fortsetzung bekommt, hier und da einen Zug Opium oder auch mal eine kleine Depression zwischen zwei Aufträgen. Aber vor allem hält er sich mit Sprints durchs London des späten 19. Jahrhunderts fit und steigt in dunkeln Wettschuppen in den Boxring, wenn er nicht gerade herauszufinden versucht, ob der gefährliche Lord Blackwood (Mark Strong) tatsächlich von den Toten auferstanden ist. Dessen Verhaftung und spätere Hinrichtung aufgrund satanischer Experimente hatte Holmes eigentlich höchstselbst in die Wege geleitet, doch Machenschaften in der Unterwelt zufolge scheint er quicklebendig und Größeres zu planen.

Neu ist neben der körperlichen Seite des Meisterdetektivs in diesem Macho-Makeover allerdings auch Holmes' Emotionalität. Dass Watson (Jude Law) das höchst vertraute WG-Dasein für eine Frau (unterbeschäftigt: Kelly Reilly) aufgeben will, macht Holmes ordentlich zu schaffen - und dass irgendwann plötzlich wieder sein großer Schwarm, die ebenso geheimnisvolle wie kriminelle Irene Adler (ziemlich von der Rolle: Rachel McAdams) vor ihm steht, verkompliziert den Gefühlshaushalt zusätzlich.

Man kann es ohne Frage unnötig und aufgesetzt finden, dass "Sherlock Holmes" in den Händen von Madonnas Ex-Ehemann ein typischer Guy Ritchie-Film geworden ist: zu laut, zu hektisch und ohne Tiefgang. Ganz zu schweigen vom hinlänglich bekannten und Testosteron-getränkten Schweißgeruch, der über allem hängt und dem Regisseur jegliches Gespür für die Frauenfiguren in dieser Geschichte raubt. Wer aber ohnehin Angst vor einer muffigen Tea-Party hatte, dem fällt es auch nicht schwer, das Ganze von der amüsanten Seite zu sehen. Denn bei allen Mätzchen machen zumindest die Dialoge und Bonmots - teilweise ganz nah an Arthur Conan Doyles cleverer Originalvorlage - richtig Spaß. Und selbst wenn sich nicht jeder clevere Regieeinfall ins größere Ganze einfügen mag, ist doch die Männerfreundschaft zwischen dem permanent augenzwinkernden Downey, der durchaus nicht zu Unrecht mit dem Golden Globe ausgezeichnet wurde, und Law ein wahrer Buddy-Genuss!

17.02.2010

4

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Kommentare

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Barbarum

vor 8 Jahren

Hervorragend besetzt und neben Geistesakrobatik auch mit handfester Action bringt diese Verfilmung frischen Wind in die alt bekannten Erzählungen um den Londoner Meisterdetektiv und seinen Assistenten.


manolo

vor 9 Jahren

Beste Unterhaltung


hari_d

vor 12 Jahren

Also ich hatte den Sherlock Holmes aus den Büchern etwas anders in Erinnerung ^^

Guy Ritchies Neuinterpretation des klassikers ist schnell, lustig und grossartig inszeniert. Nichts desto trotz ist die Story manchmal etwas sehr verworren. Downey Jr. und Jude Law aber brillieren wunderbar in ihren Rollen.

Alles in allem gute Popcorn Unterhaltung. Ich wiederum freue mich auf nen zweiten Teil mit etwas mehr Präsenz von Professor Moriarty.Mehr anzeigen


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