The Phantom of the Opera Grossbritannien, USA 2004 – 143min.

Filmkritik

Hausgeist mit Liebeskummer

Filmkritik: Marc Mair-Noack

18 Jahre lang trieb das Phantom der Oper auf den Musicalbühnen der Welt sein Unwesen. Nun singen die Diven und fallen die Kronleuchter auch auf der grossen Leinwand. Andrew Lloyd Webbers "The Phantom of the Opera" erweist sich in der Kinoversion als genauso bombastisch und glamourös wie auf der Bühne.

Es ist in den letzten Jahren ruhiger geworden um Sir Andrew Lloyd Webber. Zwar bringt der Brite laufend neue Musicals auf die Bühne, der nächste grosse Erfolg lässt aber schon seit Jahren auf sich warten. Doch kein Grund für ihn, unglücklich zu sein: Sein bisheriges Schaffen reicht schliesslich längstens aus, ihn in den Olymp der Musicalproduzenten zu heben. Mit Jesus Christ Superstar (1972), Evita (1976), Cats (1981) oder Starlight Express (1984) schrieb er Musikgeschichte. "The Phantom of the Opera" spielte seit 1986 über 3,2 Milliarden Dollar ein - mehr als jede andere Theater- oder Kinoproduktion.

Film wie Musical halten sich inhaltlich nahe an die Buchvorlage von Gaston Leroux. Im Jahre 1870 geistert ein mysteriöses Phantom (Gerard Butler) durch die Gänge und über die Dächer der Pariser Oper. Solange man all seine Forderungen jeweils erfüllt, herrscht Frieden. Doch als zwei neue Direktoren die Oper übernehmen und den geheimnisvollen Geist frech ignorieren, gibt's Stunk. Weil das Opernmädchen Christine (Emmy Rossum), vom verliebten Phantom jahrelang stimmlich ausgebildet, nicht die Hauptrolle der aktuellen Produktion übernehmen darf, droht der Hausgeist, alle Inszenierungen zu sabotieren.

Als die Diva La Carlotta (Minnie Driver) ausfällt und Christine doch mal ganz vorne singen darf, liegt ihr schnell das Publikum zu Füssen. Heikel wird die Angelegenheit aber, als sich Christine und der junge Graf Raoul de Chagny (Patrick Wilson) ineinander verlieben und das mächtig eifersüchtige Phantom Rache schwört.

"The Phantom of the Opera" funktioniert als Film ebenso gut wie als Bühnenmusical. Regisseur Joel Schumacher, der mit der Musicalverfilmung Neuland betritt, war clever genug, sich die Arbeit mit Andrew Lloyd Webber zu teilen. Während sich der Komponist ganz auf die musikalische Darstellung konzentrierte, war Schumacher für die Story und die visuelle Umsetzung verantwortlich. Obwohl man sich wünscht, dass Schumacher das eine oder andere Mal etwas weniger konventionell vorgegangen wäre, ist der Film ein Genuss für Auge und Ohr. Die glamouröse, fantasievolle Ausstattung passt dabei perfekt zur mal dramatischen, mal zarten Musik Webbers.

Schumacher hat bewusst wenig bekannte Gesichter für die Hauptrollen ausgesucht. In den meisten Fällen bewies er damit ein glückliches Händchen. Einzig Gerald Butler wirkt als Phantom etwas zu schön und stimmlich nicht über jeden Zweifel erhaben. Das stört jedoch nicht weiter, ist der Film ansonsten einfach ein Genuss.

Bleibt nur abzuwarten, ob der Operngeist auf der Musical-Erfolgswelle mitreiten kann, die von Moulin Rouge und Chicago so stürmisch ausgelöst worden ist. Verdient hätte er es.

10.11.2020

4

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Kommentare

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sandi84

vor 17 Jahren

Habe den Film richtig absolut klasse gefunden! Kenne das Buch und habe das Musical schon gesehen, aber der Film war wirklich spitze! Tolle Schauspieler(v. a. Gerald Butler), tolle Musik und tolle Kostüme. Bin einfach fasziniert von diesem Musical, einfach das beste aller Zeiten..


sweetginie

vor 17 Jahren

Also ehrlich, wenn ich Christine gewesen wäre, hätte ich mich eher für das Phantom entschieden als für Raoul. Bei dieser Ausstrahlung und mit diesem Charisma!!!
Der Film hat mich total gefesselt. Bin hin und weg!!!


hellas888

vor 18 Jahren

Der Film ist einer der besten Filme, die ich je gesehen habe! Und das Musikal ist sowieso das Beste...


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