Lammbock Deutschland 2001 – 90min.

Filmkritik

Pizzas mit Zugabe

Filmkritik: Senta van de Weetering

Zwei junge Männer tun sich schwer mit dem Erwachsenwerden. Ihre Lieblingsbeschäftigungen: Kiffen und quasseln. Das Gequassel ist von einer gekonnten Blödheit, und den beiden beim Rumhängen zuzusehen hat hohen Unterhaltungswert: da braucht gar nichts zu passieren. Der deutsche Star Moritz Bleibtreu und Lucas Gregorowicz, der bisher nur auf der Bühne zu sehen war, geben ein wunderbar gegensätzliches Duo ab. Im zweiten Teil allerdings zaubert Drehbuchautor und Regisseur Christian Zübert Action aus dem Hut. Das macht die Sache mit der Zeit ziemlich öde.

Die Eröffnungssequenz gibt den Tarif durch: Während er einen Joint dreht, lässt sich Kai (Moritz Bleibtreu) des Langen und Breiten über die Silikon-Implantate der "Baywatch"-Darstellerinnen aus; Stefan erklärt, er habe keine Lust mehr zu derart stumpfsinnigen Themen. Er wolle fortan nur noch über die richtigen Probleme des Lebens reden. Worauf das Gespräch natürlich versandet.

Schritte ins Erwachsenendasein

Stefans Versuche, aus dem Kifferdasein in ein bürgerliches Erwachsenenleben auszubrechen äussern sich nicht nur in der angestrebten Themenwahl, sondern auch im Versuch, auf das Jura-Examen zu lernen und seiner Freundin während ihres mehrmonatigen Amerikaaufenthaltes treu zu bleiben. Kai seinerseits hat keine Ambitionen, die über die nächste Marihuanaernte hinausgehen. Die Pflanzen grünen in einer Waldlichtung beneidenswert üppig, sind jedoch von Blattläusen bedroht. Daneben rauchen beide einen Joint nach dem anderen und vertreiben den Stoff via die gemeinsame Pizzeria "Lammbock": Unter einer Salamischeibe finden sich dort hübsche, silberne Päckchen.

Schwesterchen

So weit, so gut. Auch die Nebenhandlung um Stefans Schwester, die mit der Treue und ihrem Freund nicht so ganz klar kommt, fügt sich bestens ins Bild. Sie macht sich an Kai ran - der dem nicht gewachsen ist. Die junge Schauspielerin Marie Zielke schafft es, vollkommen naiv und unschuldig zu wirken, während sie über Seitensprünge und Aids philosophiert.

Unnötige Action

Nur kommt dann unglücklicherweise Achim ins Bild. Zunächst ist das nicht weiter störend; Julian Wiegend gibt dem verdeckten Ermittler genügend Kiffercharme, dass die Figur sich gut in das Panorama von blödelnden Rumhängern einfügt. Bis - ja, bis sich dieser Handlungsstrang überschlägt. Da werden halluzinogene Pilze geschluckt, werden Menschen mit Läusegift betäubt, in bewusstlosem Zustand mit Alkohol abgefüllt und im Kofferraum eingesperrt. Und da macht sich im Publikum plötzlich Langeweile breit.

Bekiffter Dialog

Einmal wird der Film noch gerettet, wenn die beiden Antihelden bekifft, mit zwei Ohnmächtigen und einigen Kilos Marihuana im Kofferraum nachts auf einem Feldweg eine tiefgründige Unterhaltung darüber führen, ob und warum Stefan einem virtuellen Fussballspieler einen blasen würde. Doch dann dreht sich das Handlungskarussell weiter, und man wünscht Christian Zübert für seinen zweiten Film den Mut, auf leere Action zu verzichten und sich auf seine Stärke zu konzentrieren: Figuren und Dialoge.

07.06.2021

2

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Kommentare

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mrwolf

vor 10 Jahren

Gespickt mit Zitaten für jede Lebenslage: -)
Der Mehmet hätt's gemacht.


Patrick

vor 14 Jahren

Ein lustiger Film mit einem goldigem Bleibtreu.
Im Film spielt ein Mann mit dem Staubsauger an seinem Famillienglück rum und grad zu diesem zeitpunkt kommt seine Freundin plus seine Kumpels ins Zimmer und rufen Alles Gute zum Geburtstag: -)
Nein ich schreibe nicht vom Film Brüno sondern von Lammbook der genau so viel Spass macht!
Fazit: TV. oder DVD-Tip!Mehr anzeigen


Gelöschter Nutzer

vor 20 Jahren

Es ist einfach unbeschreiblich genial wie es dem Regisseur und der ganzen Crew gelungen ist eine irre coolness den ganzen Film lang durchzuhalten.
Überschwengliches gerede über Stil und Schein und die Probleme einer Jugend in einem konservativen Dorf in Süd-Deutschland sich von der Masse abzuheben.
Die Characktere müssen dabei nicht cool oder stilvoll rüber kommen, es reicht wenn sie drüber reden.
Chara´cktere wie "Dopex" die (für die oberflächlichen Zuschauer) eigentlich die coolen Charackter darstellen werden ironisiert und durch ihr agressive Coolheit völlig peinlich verarscht.
Ein weiteres großes Lob muss man dem Cast eingestehen.
Die Schauspieler passen wie der sprichwörtliche "Arsch auf den Eimer".

Selten das ein Film so lustig, so cool und so tiefgründig aber dennoch leicht zu verdauen ist.
Ein Stern am Himmel des deutschen Kinos!Mehr anzeigen


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