The Virgin Suicides USA 1999 – 95min.

Filmkritik

Blondinen bevorzugt

Filmkritik: Marc Mair-Noack

Fünf geheimnisvolle Schwestern verdrehen dem halben Quartier den Kopf, werden von ihrer strengen Mutter aber von der Aussenwelt abgeschirmt. Als die Nachbarjungs etwas an diesem Umstand ändern wollen, gerät die Lage dramatisch ausser Kontrolle. Sofia Coppola schildert in ihrem Regiedebüt das Schicksal der Lisbon-Schwestern auf visuell eindrucksvolle Weise, die über einige Drehbuchschwächen hinwegsehen lässt.

Die Buben in einer ruhigen Quartierstrasse im Amerika der Siebzigerjahre haben es nicht leicht: Da wohnen sie unmittelbar neben den aufregendsten Mädchen der Gegend, doch die fünf Lisbon-Schwestern sind ebenso hübsch wie mysteriös. Von ihren konservativ-strengen Eltern (Kathleen Turner und James Woods) vor den Gefahren des Teenager-Daseins auf strikte Weise behütet, bleiben die geheimnisvollen Blondinen für die Nachbarjungs absolut unerreichbar. Als schliesslich Cecilia, die jüngste der Lisbons, sich aus ihrem Fenster stürzt und stirbt, verschliessen sich die anderen Schwestern ihrer Umwelt noch deutlicher.

Erst als Trip Fontaine (Josh Hartnett), Schönling und Herzensbrecher der Schule, sich in die älteste Schwester Lux (Kirsten Dunst) verguckt, scheint wieder Bewegung in die Familie zu kommen. Trip schafft das Unmögliche und kann Vater Lisbon überreden, seine Töchter auf ein Schulfest gehen zu lassen. Die Schwestern geniessen den ungewohnt freien Augenblick - und erst recht die Nachbarjungs -, doch als Trip und Lux noch einen Schritt weiter gehen, und Lux erst am nächsten Morgen wieder vor dem Elternhaus steht, verhängt Mutter Lisbon eine radikale und folgenschwere Strafe.

Als Kind eines Filmstars hat man es bekanntlich schwer, wenn man denselben Beruf wie der Vater ausüben will. Sofia Coppola, Tochter des Godfather-Regisseurs Francis Ford Coppola, entschied sich daher für einen Umweg ins Filmgeschäft. Um zu beweisen, dass sie auch ohne die Hilfe des Vaters etwas drauf hat, machte sie Karriere als Fotografin und Designerin, bevor sie sich nun für The Virgin Suicides erstmals in den Regiestuhl setzte. Ihre berufliche Vergangenheit zeigt sich deutlich in ihrem starken Interesse für die visuelle Realisierung des Films: The Virgin Suicides fällt vor allem durch die ungewöhnlichen Bilder und Farben auf, die die Stimmung der Siebziger ebenso treffen wie die geheimnisvolle Aura der Lisbon-Schwestern.

Auch in der Wahl und Führung der Schauspieler zeigte Coppola viel Fingerspitzengefühl. Kirsten Dunst (die besonders für ihre Rolle in Interview with the Vampire zahlreiche Preise als Jungstar einheimste) als Lux und Kathleen Turner (Body Heat, War of Roses, Prizzi's Honor) als selbstsüchtige Mutter Lisbon prägen den Film mit ihren Darstellungen positiv.

Etwas weniger gelang Sofia Coppola das Drehbuch nach dem erfolgreichen Roman von Jeffrey Eugenides. Indem sie sich vor allem auf die Faszination, die die geheimnisvollen Blondinen auf die Nachbarsbuben ausüben, konzentriert, bleiben andere Elemente etwas auf der Strecke. So spielt The Virgin Suicides zwar beinahe ausschliesslich in der Welt der Teenager, jedoch bleibt die Darstellung des Lebens dieser Jugendlichen in den Siebzigerjahren auf einer überraschend oberflächlichen Ebene. Doch auch wenn die Betroffenheit über das Gesehene schon bald einmal nachlässt, bleibt die merkwürdig verträumte Stimmung, die durch die eindrucksvollen Bilder und den Soundtrack entsteht, im Gedächtnis.

12.11.2020

3

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Kommentare

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Janissli

vor 5 Jahren

Verstörender Film mit tragischem Ende den es zu sehen lohnt.


movie world filip

vor 12 Jahren

man wüsste gerade das sofia coppola talent hatte... stilvolle nicht stereotype film


mamama

vor 17 Jahren

die selbstmord-schwestern, was ist denn das für ein titel?!


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