Artikel16. August 2023

Dracula: Die besten und miesesten Vampirfürsten aller Zeiten

Dracula: Die besten und miesesten Vampirfürsten aller Zeiten
© IMDb

Im Lauf von mehr als 100 Jahren haben zahlreiche Menschen den Fürsten der Vampire gespielt – wer waren die Besten und wer die Schlechtesten? Zum Kinostart von «The Last Voyage of the Demeter» werfen wir einen Blick in die Geschichte der Dracula-Interpretationen und küren 4 Tops und Flops.

von Peter Osteried

Der Beste und der Schlechteste

Top 1: Bela Lugosi in «Dracula» (1931)

Lugosi als Dracula: Er war der erste Schauspieler, der die Figur darstellte – zumindest unter diesem Namen, denn Max Schreck spielte schon Graf Orlok in Friedrich Wilhelm Murnaus «Nosferatu». Im Jahr 1931 begründete «Dracula» auch die grosse Zeit der Universal-Monster-Filme mit Frankensteins Monster, dem Wolfsmenschen und anderen Kreaturen. Der Film basiert übrigens nicht direkt auf dem Roman, sondern auf dem gleichnamigen Bühnenstück.

Wieso er so gut ist: Der gebürtige Ungar sprach immer mit Akzent – für Dracula war er perfekt. Aber nicht nur das: Der Mann hatte auch ein unglaubliches Charisma. Auch heute zieht er damit in seinen Bann. Er ist der Charmeur unter den Vampiren, der Verführer, der Edelmann.

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Flop 1: Dominic Purcell in «Blade: Trinity» (2004)

Purcell als Dracula: Dracula ist einer der Erzfeinde des Daywalkers Blade. Zumindest war es in den zugrundeliegenden Comics so. In den Filmen verzichtete man auf die sicher überbeanspruchte Vampir-Gestalt, aber beim dritten Teil kam er dann doch zum Zug. Er findet sich in einer überfrachteten, reichlich öden Geschichte wieder, bei der Blade immer mehr in den Hintergrund tritt, was im Umkehrschluss aber leider nicht heisst, dass Dracula glänzen könnte.

Wieso er so schlecht ist: Weil Dominic Purcell die Ausstrahlung und die Anmut eines Rausschmeissers hat. Den Türsteher vor Draculas Schloss würde man ihm ja noch abnehmen, aber Dracula? Bei Gott, in der Historie der Fehlbesetzungen ist dies sicherlich eine der eindrucksvollsten.

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Der Eine lehrt das Fürchten, der Andere ist einfach nur fürchterlich

Top 2: Christopher Lee in «Dracula» (1958)

Lee als Dracula: Bei «Frankensteins Fluch» im Jahr 1957 durfte Christopher Lee noch das stumme Monster spielen (übrigens: Eine Rolle, die knapp 30 Jahre zuvor Bela Lugosi nach dem Dracula-Erfolg angeboten wurde, die er aber ablehnte). Nach dem Erfolg dieses Films wollte Hammer Film Productions auch «Dracula» neu verfilmen. Lee war die ideale Wahl für den Grafen. Das war die Rolle, die ihn zum Star machte. Er spielte sie dann auch noch in weiteren Filmen des Studios und in anderen Produktionen. Der Romanvorlage am nächsten kam er in «Nachts, wenn Dracula erwacht».

Wieso er so gut ist: Lee ist das Gegenteil von Lugosi. Sein Dracula spricht kaum. Er ist kein Verführer, sondern ein Eroberer, ein Despot. Nicht mit Charme, sondern mit roher Gewalt macht er sich die Menschen gefügsam. Dabei hat er eine unglaubliche Ausstrahlung. Die Bilder blutunterlaufender Augen hat seinerzeit eine ganze Generation von Kinogängern in ihren Albträumen verfolgt.

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Flop 2: Leslie Nielsen in «Dracula - Tot, aber glücklich» (1995)

Nielsen als Dracula: Gut, der Film von Mel Brooks sollte nie etwas anderes als eine Parodie sein. Aber auch da gibt es solche und solche. Manche sind witzig (z.B. Brooks‘ «Spaceballs») andere zum Fremdschämen (z.B. Brooks‘ «Robin Hood - Helden in Strumpfhosen»). «Dracula - Tot, aber glücklich» gehört letzterer Kategorie an, zumal Leslie Nielsen nach seinem Erfolg mit «Die nackte Kanone» sowieso jede Rolle so spielte, als wäre es insgeheim Frank Drebbin von der Spezialeinheit, der einfach überall in Verkleidung mitmischt.

Wieso er so schlecht ist: Weil Leslie Nielsen nichts macht, dass er nicht in jeder seiner zahlreichen Parodie-Rollen genauso gemacht hätte. Nielsen spielt nicht, er ist einfach da. Ein bisschen das Gesicht verziehen, eine Geste, immer die gleiche Routine. Wenn dann der Film auch noch völlig frei von Gags ist, dann hat man ein Problem.

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Eine Empfehlung von Winona und der Darsteller von Vlad Tepes

Top 3: Gary Oldman in «Bram Stoker’s Dracula» (1992)

Oldman als Dracula: Francis Ford Coppola suchte für seine in weiten Teilen sehr originalgetreue Adaption von Bram Stokers Roman nach dem idealen Schauspieler für Dracula. Winona Ryder empfahl ihm, sich Gary Oldman mal genauer anzusehen. Der wäre vielleicht bei vielen nicht die erste Wahl und auch nicht der Mann, an den man denken würde, wenn es um Dracula geht, aber es war nicht nur ein beherztes, sondern beseeltes Casting. So gut wie Oldman war selten jemand in der Rolle des Vampirfürsten.

Wieso er so gut ist: Weil Gary Oldman ihn nicht als Schurken, als Verderber, als Mörder spielt. Sein Dracula ist eine tragische Gestalt, zum Dasein als Untoter verflucht, als er seine grosse Liebe verloren hat. Im Alters-Make-up ist Oldman zerbrechlich, strahlt aber auch eine gewisse Gefahr aus. Verjüngt ist er ein Edelmann, bei dem man versteht, wieso Mina Murray seinem Charme erliegt. Weil er weltmännische Grösse in ihre kleine Welt bringt.

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Flop 3: Rudolf Martin in «Buffy - im Bann der Dämonen» (2001)

Martin als Dracula: Bei der Vampirjägerin Buffy ist es wie bei Blade – man sollte einfach auf Dracula verzichten. Aber die Macher sind dem Reiz der Figur erlegen und so hiess es zum Auftakt der fünften Staffel: «Buffy vs. Dracula». Ausgewählt hat man Rudolf Martin vielleicht auch deswegen, weil er im Jahr zuvor in «Dark Prince: The True Story of Dracula» Vlad, den Pfähler gespielt hat. Aber ehrlich gesagt war er da auch nicht besonders gut.

Wieso er so schlecht ist: Rudolf Martin ist einfach kein begnadeter Schauspieler. Er wirkt ständig so, als wäre er gerade auf dem Weg zu einer Kostümparty. Gut, das auf Witz ausgelegte Umfeld war vielleicht auch nicht förderlich, aber was soll man über einen Dracula sagen, dessen einziger Aktivposten es ist, dass er Xander zu seinem neuen Renfield gemacht hat?

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Der Überbordende und der Lachhafte

Top 4: Nicolas Cage in «Renfield» (2023)

Cage als Dracula: Für Nicolas Cage war dies eine Traumrolle. Schon immer wollte er Dracula spielen (auf seiner Bucket-List fehlt jetzt übrigens nur noch Käpt’n Nemo). Der Film ist als direkte Fortsetzung des Lugosi-Klassikers gedacht, inklusive einer schwarzweissen Sequenz am Anfang aus dem alten Film. Cage spielt überbordend, so wie er das häufig tut. Das macht den Reiz aus, ihn als Dracula zu sehen. Es gab vielleicht noch andere Schauspieler, die dem näher kamen, was Bram Stoker beschrieb, aber Cage macht einfach etwas Eigenes daraus.

Wieso er so gut ist: Weil Nicolas Cage eben Nicolas Cage ist. Der Mann, der schon zu Zeiten von «Vampire’s Kiss» die Frage stellte, wieso Maler expressionistisch sein dürfen, Schauspieler aber nicht. Auch als Dracula ist er eine Wucht. Bedrohlich, vornehm, elegant, aber auch mordsgefährlich und brutal.

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Flop 4: Richard Roxburgh in «Van Helsing» (2004)

Roxburgh als Dracula: Als Stephen Somers «Van Helsing» drehte, träumte er nicht nur von einer Serie zum Film, sondern auch von Sequels, im Grunde also von dem, was wir heute als Shared Universe kennen. Darum taucht nicht nur Dracula in dem Film auf. Vielmehr ist der Film eine Verbeugung vor den Universal-Monster-Filmen der 1930er und 1940er. Vielleicht sollte das alles auch ein wenig theatralisch und übertrieben wirken, aber das wurde dann mit Richard Roxburgh noch potenziert. Denn der ist so schlecht, dass es eigentlich schon wieder gut ist – was übrigens für den ganzen Film gilt.

Wieso er so schlecht ist: Richard Roxburgh agiert mit einer Theatralik, die wirklich für die letzte Reihe eines Theaters gedacht ist. Er chargiert, er posiert und er speit seine Texte mit einer Gravitas heraus, die nicht zu fassen ist. Kurz gesagt: Er wirkt wie eine Parodie auf Dracula. Aber sollte er das sein? Denn der Film war zumindest ernsthaft gedacht – dass er zur komischen Farce wurde, hatte wohl niemand in Sinn. Roxburgh hat massgeblich dazu beigetragen. Sein Overacting schon in der ersten Szene hat im Kino zu Gelächter geführt.

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