Kritik31. Januar 2024

Amazon Prime-Kritik: «Expats»: Fremd in Hongkong

Amazon Prime-Kritik: «Expats»: Fremd in Hongkong
© Amazon Prime Video

Die australische Schauspielerin Nicole Kidman entführt uns nach Hongkong und präsentiert ihre neue Serie «Expats». Ein Projekt voller Potenzial, das sich jedoch in seinem Streben nach Perfektion verzettelt.

von Maxime Maynard, übersetzt aus dem Französischen

Die in Hongkong lebenden Amerikanerinnen Hilary (Sarayu Blue), Margaret (Nicole Kidman) und Mercy (Ji-young Yoo) werden mit einem Ereignis konfrontiert, das ihre Schicksale miteinander verkettet. In ihrer kleinen Gemeinschaft, die von den Tragödien und Herausforderungen der anderen geprägt werden, müssen die drei Frauen lernen, sich langsam wieder aufzubauen.

1997 wurde Hongkong nach über 150 Jahren britischer Herrschaft als Sonderverwaltungsregion an China zurückgegeben. Ein einschneidendes Ereignis, das zu mehreren internen Krisen führte, darunter die "Regenschirmbewegung" im Jahr 2014, die sich gegen die Reformen der chinesischen Regierung richtete und den Hintergrund für die Serie bildet.

Mercy, Hilary und Margaret nehmen diese historischen Ereignisse zwar hier und da wahr, aber durch ihren Status als Auswanderinnen werden sie nur selten mit der Realität des Alltags der Menschen in Hongkong konfrontiert. Die beiden Letzteren mischen sich von ihren Luxuswohnungen aus kaum unter die Einheimischen. Ein sozialer Clash, den die Hongkonger koreanisch-amerikanische Autorin Janice Y. K. Lee 2016 in ihrem Buch «The Expatriates» thematisiert, ein Bestseller, der nun von Lulu Wang für Amazon Prime adaptiert wurde.

Die Regisseurin, die 2019 für ihren wunderbaren Film «The Farewell» mit Akwafina in der Hauptrolle gefeiert wurde, nimmt hier die Rollen als Showrunner, Produzentin, Regisseurin und Drehbuchautorin ein und erschafft eine wunderschöne, hochästhetische Miniserie. Die Kameraarbeit übernimmt Anna Franquesa-Solano, die mit ihren entsättigten Farbtönen die Bilder veredelt und ein traumhaftes Hongkong einfängt, das zum Verweilen einlädt.

Sarayu Rao in «Expats» © Amazon Prime Video

In diesen Postkartenlandschaften verkörpern Nicole Kidman, die auch als Produzentin beteiligt ist, Sarayu Blue und Ji-young Yoo diese drei Auswandererinnen. Kidmans Talent ist unbestritten, aber eine gewisse Ausdruckslosigkeit in ihrer Mimik wirkt hin und wieder störend. Ji-young Yoo und vor allem Sarayu Blie tauchen mit Leib und Seele in ihre Figuren ein. Ihre natürlichen und kraftvollen Darstellungen sind ein Genuss.

Aber die talentierte Besetzung gleicht die oftmals zu glatte und sterile Umsetzung aber nur schwerlich aus. Die ersten beiden Episoden, die jeweils etwa 50 Minuten dauern, nehmen sich einige Zeit, um die Szenerie zu gestalten und die Atmosphäre aufzubauen. Ein lobenswertes Streben nach Perfektion, das das Interesse der Zuschauer:innen jedoch leicht zum Schwinden bringen kann.

In der zweiten Episode entwickelt sich jedoch langsam eine echte Neugier, die auf einen bessere Verlauf der Serie hoffen lässt. Und so warten wir gespannt auf die nächsten vier Episoden, von denen jede Woche eine erscheint, um herauszufinden, ob Lulu Wang die hohen Erwartungen doch noch erfüllen kann.

3 von 5 ★

«Expats» ist seit dem 26. Januar auf Amazon Prime verfügbar.

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