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Martin Senn: «Es gibt noch immer Tage, an denen ich mich kneifen muss»

Federico Gagliano / Kinowetter
News: Federico Gagliano / Kinowetter

SAN FRANCISCO Der Animationsfilm «Alles steht Kopf» nimmt seine Zuschauer mit auf eine emotionale Achterbahnfahrt. Der Animator Martin Senn hat geholfen, dieses 3D Spektakel zu kreieren. Im Interview mit kinowetter verrät uns der Schaffhauser, wie er es nach Amerika geschafft hat.

Martin Senn: «Es gibt noch immer Tage, an denen ich mich kneifen muss»

Die Fragen stellte Federico Gagliano von kinowetter.ch.

Martin Senn, seit wann begeistern Sie sich für Animation?

Ich habe als Kind schon sehr gerne gezeichnet. Dabei habe ich mir Papier ausgeliehen, bin auf den Boden gesessen und habe gemalt. Das war meine Hauptbeschäftigung. Zudem haben mich Trickfilme schon immer fasziniert, weil etwas, das still steht, zum Leben erweckt wird.

Sie leben also Ihren Traumberuf. Was ist Ihr Erfolgsrezept?

Es ist wichtig, etwas zu finden, worin man wirklich gut ist. Zudem ist es wie bei allen Zielen im Leben: Man muss an sich und seine Fähigkeiten glauben, gleichzeitig aber auch an neuen Fähigkeiten arbeiten. Ich treffe viele junge Leute, die in dieser Branche arbeiten möchten, aber kein festes Ziel haben und nicht wissen, worauf sie sich spezialisieren möchten.

Bei Pixar sind Sie Technical Director. Was ist denn das genau?

Ich bin ein «Matte Paint Technical». Das betrifft alles, was mit gemalten Hintergründen zu tun hat. So zum Beispiel Landschaften oder Objekte im Hintergrund, die zu detailliert sind, um in 3D modelliert zu werden. Daher werden sie gemalt und ich bin für die technische Umsetzung dieser Bilder zuständig.

Heisst das, es wird noch klassisch gemalt?

Nein. Meine Aufgabe ist es mit den Künstlern zusammen zu arbeiten, die am Computer digital malen. Ich bearbeite diese Bilder weiter und füge sie so in den Film ein, dass man keinen Unterschied mehr zwischen Gemaltem und 3D-Modelliertem sieht.

Klingt spannend. Gefällt es Ihnen, für Pixar zu arbeiten?

Es gibt noch immer Tage, an denen ich mich kneifen muss, um herauszufinden, ob das jetzt wirklich kein Traum ist. Für mich gibt es keinen besseren Ort. Ich könnte mir nicht vorstellen, irgendwo anders zu arbeiten.

Haben Sie jemals Heimweh?

Meine ganze Familie ist in der Schweiz. Sie und meine Freunde vermisse ich am meisten. Wir skypen praktisch jedes Wochenende. Wenn ich kann, fliege ich im Sommer oder an Weihnachten nach Hause.

Apropos Gefühle, in Inside Out geht es um Angst, Wut, Ekel, Freude und Kummer. Welches dieser Gefühle hat bei Ihnen Vorrang?

Im Allgemeinen bin ich gut drauf und die Freude hat Vorrang. Aber bei der Arbeit kann das Angstgefühl schon auch dominant sein. Zum Beispiel wenn es Stress gibt und ich eine Deadline einhalten muss.

Zum Schluss: Was ist für Sie das Besondere an diesem neusten Pixar-Film?

Es ist ein Film, der einerseits Menschen zum Lachen bringt und andererseits auch sehr tiefgründig ist. Das gefällt mir sehr. Es werden Themen aufgegriffen, die nicht sehr lustig sind, sondern eher nachdenklich machen. Die Philosophie vom Film ist, dass man auch mal traurig sein darf. Da ist doch eine starke Position.

Trailer Inside Out

30. September 2015

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