Monster Japan 2023 – 121min.

Filmkritik

Das Ungeheuer Mensch

Filmkritik: Teresa Vena

Für seinen neuen Film kehrt Regisseur Kore-eda in den Wettbewerb von Cannes und inhaltlich in sein Heimatland Japan zurück.

Feuerwehrwagen rauschen durch die Strassen von Tokio. Die Hostessen-Bar in einem markanten Hochhaus der Stadt steht in Flammen. Minato (Soya Kuokawa) steht mit seiner Mutter Saori (Sakura Andō) auf dem Balkon und schaut gebannt zu. Dann fragt er gedankenverloren: «Wird das Gehirn eines Menschen mit dem eines Schweins ausgetauscht, ist dieser dann immer noch ein Mensch?» Das ist das erste einer Reihe von Anzeichen, dass Minato etwas beschäftigt. Saori zieht schnell ihre eigenen Schlüsse und ist überzeugt, dass der Junge von seinem Klassenlehrer gequält wird. Sie will keine Ruhe geben, bis dieser dafür zur Rechenschaft gezogen wird.

Der Charakter der alleinerziehenden Saori ist insofern ungewöhnlich, als sie sich ganz anders, als es die japanische Gesellschaft in der Regel erwartet, sehr konfrontativ zeigt. Sie will sich nicht mit den üblichen pauschalen Entschuldigungen zufriedengeben. Sie will, dass konkrete Massnahmen und Konsequenzen folgen. Das Wohl des Kollektivs und die Vermeidung des offenen Konflikts sind Grundwerte der japanischen Mentalität. Regisseur Hirokazu Kore-eda zeigt auf, was passieren kann, wenn nicht alle mitspielen, wenn sie ihren Stolz und ihren Sinn für Ungerechtigkeit nicht bedingungslos hinunterschlucken können.

Aus drei Perspektiven erzählt das Drama mit dem erwartungsvollen Titel «Monster» was Misstrauen, das Fehlen von empathischer und offener Kommunikation und Angst vor Ausgrenzung anrichten kann. In jedem von uns steckt ein Monster. Kaum je lässt sich das von aussen so einfach erkennen, wie man gerne glauben möchte. Die gesellschaftlichen Zwänge können einem zudem das Gefühl geben, falsch oder «monströs» zu sein. Um diese berührenden und wichtigen Gedanken kreist der Film, doch an vielen Stellen, insbesondere in der zweiten Hälfte, wirkt er übermässig konstruiert und gleichzeitig sehr pathosgeladen.

22.01.2024

3

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Kommentare

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thomasmarkus

vor 2 Monaten

Nichts ist, wie es scheint. Selbst der Schluss. Ich fands nicht pathetisch, und auch nicht konstruiert: Als Zuschauer aber muss ich konstruieren, was passiert jetzt, das ich schon gesehen hab.
PS erstmals fällt mir auf, dass in Linksverkehr herrscht ;-).


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