Fallen Leaves Finnland, Deutschland 2023 – 82min.

Filmkritik

Verlorene Seelen

Filmkritik: Teresa Vena

Aki Kaurismäki kehrt mit dieser Liebesgeschichte in seine alte Form zurück. Wieder hat er in seiner üblichen Art eine zeitlose Geschichte und Atmosphäre geschaffen, die dennoch auf unsere Gegenwart Bezug nimmt. So sieht Kino aus, das berührt.

Ansa (Alma Pöysti) wird im Supermarkt entlassen, weil sie ein Fertiggericht eingepackt hat, das sie wegen des überschrittenen Mindesthaltbarkeitsdatums den Regeln zufolge hätte entsorgen müssen. Holappa (Jussi Vatanen) wird entlassen, als nach einem Unfall in der Werkstatt auffällt, dass er bei der Arbeit getrunken hat. Die beiden begegnen sich zufällig vor einem von der Polizei geschlossenen Lokal, und treten leise ins Leben des jeweils anderen.

«Fallen Leaves» ist unverkennbar ein Film des finnischen Regisseurs Aki Kaurismäki. Das zeigt sich sowohl in der Bildsprache, die von einer festen Kamera und einer Palette an fahlen Farben geprägt ist, als auch in der Reduziertheit der Geschichte. Das Drehbuch besteht aus nur wenigen geschriebenen Dialogen. Den Film tragen die beiden Darstellenden durch ihre theaterhafte Mimik. Manchmal wirken sie leicht eingefroren in ihren Gesten, sie schauen lange in die Kamera oder zur Seite, bevor sie reagieren – wenn sie überhaupt reagieren.

Wie in seinen anderen Arbeiten wartet Kaurismäki auch hier mit einem bestechend trockenen Humor und einer leicht deprimierten Grundatmosphäre auf, die melancholisch stimmt, aber auch jedem romantischen Geist die Seele streichelt. Dazu passt auch die Referenz, die der Regisseur dem Kino selbst im Film erweist, indem er das Kino zum Sehnsuchtsort macht und auf Meister wie Godard, Bresson und Chaplin verweist.

11.09.2023

4.5

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Kommentare

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Yvo Wueest

vor einem Jahr

"Fallen Leaves" ist eine weitere Filmperle Kaurismäkis, der sich nicht nur als einer der Regisseure etabliert hat, die immer herzlich in Cannes willkommen sind, sondern auch als einer der seltenen, die tatsächlich lustige Filme machen - wahrhaftig witzig und nicht nur kunsthaus-witzig.

Die Hauptfiguren Ansa und Holappa, gespielt von Alma Pöysti und Jussi Vatanen, sind so sympathisch und echt, dass wir unkompliziert mit ihnen mitfieberten. Die Handlung folgt ihren Bemühungen, trotz widriger Umstände zueinander zu finden, und erinnert an Szenen aus "An Affaire to remember" mit Cary Grant und Deborah Kerr (1957).

Der Film spielt in einer Welt ohne Smartphones (bis auf eine Szene) oder moderne Technologie, was das Gefühl der Zeitlosigkeit verstärkt. Die Radiosendungen über den Krieg in der Ukraine, die die Charaktere hören, verleihen dem Film eine zusätzliche Dimension, da die Menschen in Finnland, an der Grenze zu Russland, den Krieg in der Ukraine anders als viele Leute in Zentraleuropa wahrnehmen.

Aki Kaurismäki zeigt einmal mehr sein Talent, aus scheinbar düsteren Szenarien Humor und Pathos zu schöpfen. Mit präzisem filmischem Handwerk und einer feiern Inszenierung gelingt es ihm, eine berührende Geschichte zu erzählen. Der Film ist im Kern eine Liebeserklärung an die Kunst und die Schönheit des Lebens, die wir mit etwas gutem Willen selbst an den ungewöhnlichsten Orten finden können.Mehr anzeigen

Zuletzt geändert vor einem Jahr


cinerat

vor einem Jahr

Ich habe ALLE Kaurismäki-Filme gesehen, war wohl lange einer seiner grössten Fans, auch weil ich oft in Finnland war. Mittlerweile ist Aki Kaurismäki aber in einer Endlosschleife gefangen. Leider nichts Neues in diesem Film. Deswegen ist er nicht schlecht, für mich aber kalter Kaffee. Aber vielleicht macht der Maestro das ja absichtlich so, um das Feuilleton zu veräppeln, welches ganz begeistert ist ob so viel lakonischer Melancholie.Mehr anzeigen


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