CH.FILM

Wild Schweiz 2021 – 90min.

Filmkritik

Auf den Fersen und Tieren und Jägern

Irene Genhart
Filmkritik: Irene Genhart

Mario Theus begleitet eine Wildhüterin, einen Bergbauer und Jäger und einen einstigen Wilderer auf ihren Streifzügen. Ausgehend von seinen eigenen Erfahrungen als Jäger, Förster und Filmemacher reflektiert er dabei unser heutiges Verhältnis zu Tier und Natur.

Jäger sind Menschen mit Gewehren, die Tiere erlegen, wissen aufgrund von Märchen wie «Schneewittchen» schon Kinder. Doch Jagd ist kein brachialer Sport, sondern eine der urtümlichsten Arten der Nahrungsbeschaffung. Jagen verlangt viel Wissen um Natur und Tiere, profunde Geländekenntnis und körperliche Tüchtigkeit. Abgesehen davon ist die Jagd – und darum geht es Mario Theus in seinem ersten langen Dokumentarfilm – auch tiefes emotionales Erleben.

Im Zentrum seines Films stehen die erste Schweizer Wildhüterin Pirmina Caminada, die das Val Lumnezia kontrolliert, der Nidwaldner Bergbauer Andreas Käslin, der die Jagd als Bestandteil seines Berufs begreift, und der ehemalige Wilderer Urs Biffiger, der heute mit seiner Filmkamera durchs Wallis streift.

Ähnlich wie Theus, der seinen Vater bereits als Kind begeistert auf die Jagd begleitete, haben die drei Protagonisten ihre Jagdleidenschaft sehr früh entdeckt. Ihr Verhältnis dazu allerdings hat sich, wie das des Regisseurs, der erst Förster, später Filmemacher wurde, im Laufe des Lebens verändert.

Caminada wurde Wildhüterin und darf deswegen heute privat nicht mehr jagen. Biffiger begann Vater geworden sein Treiben zu hinterfragen, tauschte das Gewehr gegen eine Kamera und ist heute einer der profundesten Tierkenner und besten Wildfotografen der Schweiz. Käslin ist aktuell damit beschäftigt, seinen fünf noch kleinen Kindern zu erklären, was Jäger mit dem «letzten Biss» meinen und was es bedeutet, Tieren mit Ehrfurcht zu begegnen.

Theus begleitet seine Protagonisten auf ihren Streifzügen und lauscht ihren Erzählungen. Dabei wird eine Vielzahl Themen rund um die älteste der Kulturtechnik gestreift, wie des Menschen Angst vor Grossraubtieren, die Unterscheidung von Haus- und Wildtieren, die Tatsache, dass Tierärzte Sterbehilfe leisten.

Theus Film beeindruckt mit prächtigen Bildern von kaum erschlossenen Orten in den Schweizer Alpen sowie spektakulären Aufnahmen von Tieren. Unterlegt mit einem atmosphärischen dichten Soundtrack des Gesangkünstlers Christian Zehnder gliedert sich «Wild» ein in eine Reihe neuerer Schweizer Filme, die wie «Die Rückkehr der Wölfe» «Der Bär in mir» und «Becoming Animal» dem Verhältnis von Mensch und Tier nachforschen und dabei zum Nachdenken anregen.

18.10.2021

4

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Kommentare

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CineCrow

vor 2 Jahren

Allen der Hirschkapmf am Schluss des Films ist das Eintrittsgeld wert!


BarbaraSteMe

vor 2 Jahren

Eine authentischer und ehrliche Dokumentation die mich tief ins Herz berührte. Wunderschöne Bilder, wunderbare Musik. Bin so Stolz ein Teil unserer Kultur zu sein. Danke für dieses Filmerlebnis Mario Theus und Crew!


Tina

vor 2 Jahren

Absolut tolle Bilder und ein guter Denkanstoss zu unserem Umgang mit Wild-, Nutz- und Haustieren!


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