CH.FILM

Tom Medina Frankreich, Schweiz 2021 – 100min.

Filmkritik

Lost in Migration

Irene Genhart
Filmkritik: Irene Genhart

Beim Herumstrolchen straffällig geworden landet Tom auf einem Hof in der Camargue. Er ist fasziniert von Pferden, Stieren, Landschaft, findet einen guten Draht zum Hofbetreiber, bleibt aber rastlos. Eine packende Migrationsgeschichte von Tony Gatlif, in der Titelrolle brillant gespielt von David Murgia.

Tom Medina vagabundiert durch Europa. In Frankreich straffällig geworden landet er auf einem Wiedereingliederungshof in der Camargue. Er schottet sich ab, kann es aber gut mit den Pferden, ist fasziniert von den Stieren und findet wissbegierig den Draht zum Hofbetreiber Ulysses, der ihn zum Wildhüter ausbildet. In der Begegnung mit der Rosmarin-Verkäuferin Suzanne bahnt sich zart eine Romanze an. Doch die Albträume der Vergangenheit und die Geister der Sumpflandschaft lassen ihn nicht zur Ruhe kommen.

Wie schon in seinen früheren Filmen, etwa «Exils» und «Djam», erzählt der Algerier-Franzose Tony Gatlif auf dem Hintergrund der aktuellen Migrationssituation und in Bezug auf die eigene Biografie die Geschichte eines Heimatlosen. Roadmovie, Aussenseiterdrama und Romanze zugleich, fasziniert sein Film durch eine exquisite filmische Sprache, in deren melancholisch- schmissigem Soundtrack sich Seelen- und Gemütszustände ebenso spiegeln wie in den von Patrick Ghiringhelli sensationell schön fotografierten Landschaftsbildern.

David Murgia spielt den Titelhelden intensiv und sehr körperlich, mit der stürmischen Kraft und beherrschenden Leichtigkeit eines Tänzers. «Tom Medina» ist das fesselnde Porträt eines unerschrockenen, im Kern seines Wesens überaus charmanten, aber verstörend von mysteriösen Geistern getriebenen jungen Mannes, der überall und nirgends zu Hause ist.



07.06.2022

4.5

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Kommentare

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Filmenthusiast

vor einem Jahr

Hat mir sehr gut gefallen dieser französische Film in der Camargue. Aufgeprägte, starke Charaktere, viel Natur, viel Ruhe, viel Zwischenmenschliches. Besonders gefallen hat mir die eigene Sprache der Camargue, deren Sprachmelodie an sich schon wie ein Gedicht klingt. Die mystisch-paranormalen Einlagen blieben glücklicherweise kurz.Mehr anzeigen

Zuletzt geändert vor einem Jahr


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