Guns Akimbo Deutschland, Neuseeland, Grossbritannien 2019 – 98min.

Filmkritik

Radcliffe unter Dauerstrom

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

In seinem zweiten Spielfilm schickt Jason Lei Howden (Deathgasm) Daniel Radcliffe auf einen Tour-de-Force-Ritt mit einer vollkommen absurden Prämisse. Zu sehen ist der Harry-Potter-Star als Loser-Typ, der sich mit zwei an die Hände getackerten Pistolen einem modernen Gladiatorenwettkampf stellen muss.

Grosse Leistungen hat der Videospielprogrammierer Miles (Daniel Radcliffe), wie er in seinen augenzwinkernden Voiceover-Kommentaren offen zugibt, bislang nicht erbracht. Auf der Arbeit wird er kleingehalten. Noch immer trauert er seiner Ex-Freundin Nova (Natasha Liu Bordizzo) hinterher. Und jeden Abend, wenn er nach Hause kommt, besucht der Möchtegernentwickler ominöse Onlineforen, um dort gezielt User und Trolle zu provozieren und sich an ihren Reaktionen zu ergötzen. Seine Beleidigungstiraden richten sich auch gegen den im Darknet live übertragenen Actioncontest „Skizm“, dessen Teilnehmer sich gegenseitig töten müssen. Riktor (Ned Dennehy), das skrupellose Mastermind hinter der mörderischen Plattform, will die Sticheleien bestrafen, lässt dem verdutzten Miles daher an beide Hände Pistolen schrauben und zwingt ihn dazu, gegen die durchgeknallte „Skizm“-Ikone Nix (Samara Weaving) anzutreten.

Regisseur und Drehbuchautor Jason Lei Howden schlägt vom Start weg ein hohes Tempo an und fährt alle nur erdenklichen Geschütze auf, um das Publikum mitzureissen. Rasante Schnitte, Chatnachrichten im Bild und eine wild umherwirbelnde Kamera, die zuweilen schräge Perspektiven einnimmt, erwecken schon früh den Eindruck, mitten in ein Videospiel hineingeraten zu sein. Amüsant sind vor allem Miles‘ erste Gehversuche mit den Waffen, die er nicht mehr loswird. Beim Pinkeln etwa erweisen sich seine neuen Begleiter als äusserst hinderlich.

Die Dynamik der comichaft überzogenen Actionhatz und Daniel Radcliffes energiegeladene Performance in der Rolle des panischen Nerds können allerdings nicht über die Schwächen der dünnen Geschichte hinwegtäuschen. Versuche, den Figuren ein wenig Profil zu geben, verlaufen im Sande. Manche Episoden fühlen sich stark nach Füllmaterial an. Die meisten Wendungen sind vorhersehbar. Filmzitate werden wahllos eingestreut. In den Dialogen greift mehrfach ein platter Genitalhumor um sich. Und das Finale, bei dem Miles aus heiterem Himmel eine drastische Wandlung durchläuft, entpuppt sich als ermüdend uninspirierte Schiesserei, statt ein atmosphärisches Katz-und-Maus-Spiel loszutreten.

Halbherzig wirken überdies die satirischen Spitzen auf Hass und Voyeurismus im digitalen Zeitalter. Guns Akimbo erlaubt sich kritische Bemerkungen, erliegt aber selbst regelmässig dem Reiz der lustvoll zelebrierten Gewalteskalation.

22.06.2020

2.5

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Kommentare

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navj

vor 3 Jahren

In „Guns Akimbo“ spielt Daniel Radcliffe einen Computer-Loser, der plötzlich mit zwei angenagelten Schusswaffen an einem Strassen-Gladiatorenkampf teilnehmen muss. Die Handlung ist wenig abwechslungsreich und in den schnellen Action-Szenen verursacht die loopinghafte Kameraführung Kopfschmerzen. Nichtsdestotrotz macht die Actionkomödie Spass, sofern man sich auf die absurde Geschichte in Videospieloptik einlassen kann und will.Mehr anzeigen


elelcoolr

vor 3 Jahren

Gehirn auf Autopilot und sich einfach unterhalten lassen. Der Film ist sehr rasant und nimmt sich selber nicht zu ernst. Sehr kurzweilige Unterhaltung. Leider ist die Kameraführung oft so wirr, dass einem davon schlecht wird.


Patrick

vor 3 Jahren

Abgefahrenes & Krankhaftes Action Baller~Movie im Stil von den Filmen:Hardcore & Crank.Ja Stimmt das Movie ist nicht jeden Geschmacks aber dessen Fans von den erwähnten Filmen werden dieses Movie abfeiern.


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