French Exit Kanada, Grossbritannien, USA 2020 – 113min.

Filmkritik

Die elegante Kunst des Verschwindens

Irene Genhart
Filmkritik: Irene Genhart

Azazel Jacobs Komödie um den gesellschaftlichen Rückzug einer von Michelle Pfeiffer mit Verve gespielten Dame aus Manhattans versnobter High Society ist ein Paradestück des absurden Humors.

Frances Price ist cool, elegant, impulsiv und mit 60 noch eine strahlende Schönheit. Sie hat lange gute Zeiten gesehen, als ihr Mann vor zwölf Jahren starb, hinterliess er ihr ein ansehnliches Vermögen. Doch Frances lebt in einer eigenen Welt, ein auch nur einigermassen vernünftiger Umgang mit Geld ist ihr nicht gegeben. Als ihr Finanzverwalter sie darauf aufmerksam macht, dass Frances, um ihre Rechnungen begleichen zu können, ihre Möbel und Habseligkeit verhökern muss und dabei beiläufig fragt, wie sie sich das eigentlich alles vorgestellt habe, antwortet sie lapidar, sie habe geplant zu sterben, bevor das Geld alle sei.

Nun aber ist Frances noch nicht tot, aber bankrott. Und so bleibt ihr nichts anderes übrig, als das Angebot einer Freundin anzunehmen, sich zusammen mit ihrem Sohn Malcolm und ihrem Kater «Small Frank», der vielleicht die Reinkarnation ihres Mannes ist, aus Manhattan wegzuziehen und in der leer stehenden Wohnung der Freundin in Paris niederzulassen. Was Frances so schlimm nicht scheint. Denn schliesslich ist Paris schick und Frances – wie eine Rückblende zeigt, in der Frances Malcolm nach dem Tod ihres Mannes in einer spontanen Aktion aus dem Internat holt und die Schule abbrechen lässt – unverhofften Veränderungen nicht abgeneigt. Per Schiff geht es nach Europa.

Das Leben in Paris lässt sich leidlich an. Derweil Malcolm insgeheim hofft, dass seine Langzeitverlobte, die sich kurz vor der Abfahrt von ihm trennte, nach Paris reist, verprasst Frances ihr letztes Geld. Sie findet in der verwitweten Madame Reynard eine Vertraute und engagiert, als Small Frank eines Tages verschwunden ist, eine Hellseherin und einen Privatdetektiv. Als ihre Freundin aus New York eines Tages unangemeldet auftaucht, findet sie ihr Appartement gefüllt mit Menschen, die Frances in Paris um sich geschart hat.

«French Exit» ist die Verfilmung eines Romans des Kanadiers Patrick deWitt und ein Paradestück des geistreichen und absurden Humors. Mit viel Feingefühl entwirft Regisseur Azazel Jacobs darin eine Welt von Vereinsamten, die nach ihren eigenen sonderlichen Regeln leben. Mitten unter diesen findet sich in ihrer seit Jahren besten Rolle Michelle Pfeiffer, die, je mehr es mit Frances finanziell bachab geht, hinter deren coolen Eleganz eine warmherzige und zerbrechliche Frau in Erscheinung treten lässt.

16.08.2021

4

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Kommentare

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Swisscheese

vor 2 Jahren

Enttäuschend. Ein paar witzige Dialoge, aber sonst zu sehr in die Länge gezogen


Annemarie.Ulrich

vor 2 Jahren

Total witzig und schräg. Michel Pfeiffer is outstanding, and all the other actors likewise!


Patrick

vor 2 Jahren

Grandiose Darsteller~Leistungen(die Katze mit ein geschlossen),gewürzt mit Messerscharfen Dialogen.Die Story wird gemächlich und schräg erzählt. Schade um das Abrupte Film Ende.Fazit:Ein Film für den besonderen Filmgeschmack.

Zuletzt geändert vor 2 Jahren


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