Das schweigende Klassenzimmer Deutschland 2018 – 111min.

Filmkritik

Die Macht des Schweigens

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

Mit historischen Stoffen kennt sich Autor und Regisseur Lars Kraume aus. Er hat schon mit seinem Der Staat gegen Fritz Bauer für Aufsehen gesorgt und nimmt sich eines ähnlichen Themas mit Das schweigende Klassenzimmer an. Beide Filme verbindet die Untersuchung, wie die Menschen, aber auch der junge Staat auf die Nazi-Zeit, die nur kurz zuvor vorbei war, reagiert haben. Das schweigende Klassenzimmer schildert dabei die Ereignisse in einem anderen Unrechtsregime, in dem Machthaber sich von Jugendlichen bedroht fühlen, die einfach nur schweigen.

1956: In Westberlin sehen die zwei Abiturienten Theo und Kurt aus der DDR die Wochenschau und erfahren, wie es um den Aufstand der Ungarn gegen die sowjetischen Besatzer wirklich bestellt ist. Wieder zuhause in Stalinstadt organisieren sie auf Initiative von Kurt innerhalb ihrer Klasse eine solidarische Schweigeminute für die Opfer des Aufstands. Doch diese Geste, diese politische Geste, sorgt für mehr Aufmerksamkeit, als sie erwartet hätten. Der Volksbildungsminister verurteilt die Aktion als konterrevolutionär. Wenn die Rädelsführer nicht benannt werden, wird, so droht er, die ganze Klasse von der Ablegung des Abiturs ausgeschlossen.

Kraume hält sich an das Buch von Dietrich Garstka, der sich an seinen eigenen Erinnerungen orientierte und die Vorlage für den politisch agierenden Kurt ist. Die Ereignisse werden adäquat geschildert, nur bei der Ausgestaltung der Figuren, aber auch ihrer Familien hat sich Kraume Freiheiten erlaubt, die der dramatischen Präsentation der Geschichte geschuldet sind.

Der Film versteht es dabei, im Zehrfeld einer absoluten Lebensfreude der Figuren auf der einen und einer Stimmung des Misstrauens auf der anderen Seite ein intensives Erlebnis zu bieten, das erahnen lässt, wie es sein muss, innerhalb eines Systems zu leben, in dem man immer vorsichtig mit dem sein muss, was man sagt und was man tut. Das arbeitet Das schweigende Klassenzimmer recht imposant heraus, profitiert aber auch von einem erstaunlich guten Jung-Ensemble rund um Leonard Scheicher, Tom Gramenz und Lena Klenke. Aber auch in den älteren Rollen punktet der Film, allen voran Ronald Zehrfeld, der einen besorgten Vater spielt, dessen Sohn ihm ähnlicher ist, als er es wahrhaben möchte.

Die Geschichte ist kraftvoll erzählt, kein Moment illustriert dies aber besser als das Ende, das in gewisser Weise an The Dead Poet's Society erinnert, aber auch ein Gefühl des standhaften Trotzes á la Spartacus und all jener, die sich für ihn ausgaben, transportiert. Ob das im wahren Leben auch so dramatisch war, sei dahingestellt – filmisch funktioniert es hervorragend.

13.04.2018

4

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Kommentare

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Patrick

vor 6 Jahren

Gemeinsam sind wir Stark-die Botschaft des Filmes wird virtuos und emotional in Szene gesetzt untermalt mit einem überzeugenden Jungen Ensemble.Das Schweigende Klassenzimmer ist für 4 Nominierungen für den Deutschen Filmpreis nominiert,daher auch von mir 4 Sterne.


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