Ben is Back USA 2018 – 103min.

Filmkritik

Mein Sohn, der Junkie

Gaby Tscharner
Filmkritik: Gaby Tscharner

Julia Roberts zieht alle Register als Mutter, die nichts ungetan lassen würde, um ihren drogensüchtigen Sohn (gespielt von Lucas Hedges) zu retten.

An einem idyllischen Morgen vor Heilig Abend kommt Holly Burns (Julia Roberts) mit ihren drei Kindern von einer Probe für die Weihnachtsaufführung nach Hause, als unerwartet ihr ältester Sohn Ben (Lucas Hedges) vor der Haustüre steht. Ben ist drogensüchtig und sollte sich eigentlich in einer Therapieeinrichtung befinden, wo er lernt, sich nach dem Entzug wieder ins Leben einzugliedern. Holly ist so froh, Ben zu sehen, dass sie zunächst nur wenig Vorsicht und Misstrauen walten lässt. Aber ihre Tochter Ivy (Kathryn Newton) und ihr Ehemann, Bens Stiefvater Neal (Courtney B. Vance), sind skeptisch, was die wahre Motivation für Bens Weihnachtsbesuch sein könnte.

Neben Beautiful Boy ist Ben is Back aktuell der zweite Film, der sich mit der Drogenepidemie unter Teenagern in den USA auseinandersetzt. Aber im Gegensatz zu Beautiful Boy weist dieser Film Schuld an Bens Suchtverhalten zu. Holly identifiziert ständig "Täter", die ihren Sohn zum Drogenmissbrauch geführt haben. Ihr Mann Neal, der moralische Kompass der Geschichte, stellt ihre leicht simplifizierenden Schlussfolgerungen allerdings in Frage, zeigt auf, wie Hollys ständige Hilfe für Ben den Rest der Familie gefährdet und wie er als junger weisser Süchtiger aus wohlhabendem Hause bessere Chancen hat, clean zu werden als Jugendliche anderer Hautfarbe. Argumente, die bei der überfürsorglichen Holly aber auf taube Ohren stossen.

Bens Rückkehr in die namenlose Kleinstadt geschieht nicht unbemerkt und bleibt auch nicht ohne Konsequenzen. Als am Heiligen Abend die ganze Familie in der Kirche Weihnachten feiert, wird zu Hause eingebrochen und der Familienhund gekidnappt. Hier macht der Film plötzlich eine Kehrtwende und wechselt vom Drama zu einer Art Actionfilm. Mutter und Sohn begeben sich auf Hundejagd, auf der Holly scheussliche Details über das Junkie-Leben ihres Sohnes erfährt. Am meisten schmerzt es sie jedoch, als Ben seine Sucht so erklärt: "Auf Drogen fühle ich mich sicher, geliebt, glücklich und so heil, wie noch nicht einmal du mich fühlen lassen kannst."

Unter der Regie seines Vaters Peter liefert Lucas Hedges eine beeindruckende Leistung ab, die uns ständig über Bens wahre Absichten spekulieren lässt. Will er einfach nur Weihnachten im Schosse seiner Familie verbringen oder ist er rückfällig geworden und braucht Geld, um Stoff zu besorgen? Diese Ungewissheit macht es dem Publikum aber schwer, sich auf Bens Seite zu stellen. Julia Roberts zeigt uns das ganze Repertoire ihres Schauspielkönnens, was den Film in erster Linie zum Oscar-Vehikel für ihr unbestrittenes Talent macht. Zum Muss unter den Oscar-Filmen macht das Ben is Back aber nicht.

12.12.2018

3.5

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Kommentare

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maege70

vor 4 Jahren

Interessante Story, die aber zu sehr in die Länge gezogen wird.
Sorry, hat mich nicht vom Hocker gehauen.


maennele

vor 5 Jahren

Eher zwei als drei Sterne. An und für sich ein spannendes Thema. Allerdings lässt das Ende mehr Fragen offen als am Anfangdes Filmes. Schade, da hätte man was Gutes draus machen können!


Manuela.Kipfer-Miescher

vor 5 Jahren

Sehr guter Film, wir nahmen unsere Kinder mit.
Gibt den Kinder gutes mit auf den Lebensweg.


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