A Quiet Place 2 - Abseits des Pfades USA 2018 – 97min.

Filmkritik

Hinaus in die zerstörte Welt

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

Mit weit mehr als einem Jahr Verspätung erreicht das von vielen Horrorfans gespannt erwartete Sequel des Endzeitschockers «A Quiet Place» die Leinwände. Regisseur John Krasinski liefert darin handwerklich saubere Arbeit ab. Die Frische und die Intensität des ersten Films gehen aber etwas verloren.

Fast 341 Millionen Dollar Umsatz bei Produktionskosten von vermutlich gerade einmal 17 Millionen Dollar – der auf einer von Aliens verheerten Erde spielende Horrorthriller «A Quiet Place“ zählte im Jahr 2018 zweifelsohne zu den grossen Überraschungen an den Kinokassen und empfahl sich damit nachdrücklich für eine Fortsetzung. Der schliesslich in Auftrag gegebene Nachfolger, bei dem Krasinski erneut die kreative Gesamtleitung übernahm, sollte ursprünglich bereits im März 2020 anlaufen. Das Ausgreifen der Corona-Pandemie durchkreuzte jedoch alle Pläne und führte zu einer wiederholten Verschiebung.

Nun endlich erfahren die Zuschauer, ob der zweite Teil die simple, aber packende Grundidee des Ursprungsfilms – jeder Laut kann tödlich sein, da die Angreifer aus dem All über ein hypersensibles Gehör verfügen – clever und wirkungsvoll weiterspinnt. Konzentrierte sich «A Quiet Place» auf den Überlebenskampf einer einzigen Familie, wirft das Sequel ein umfangreicheres Bild an die Wand. Bevor wir dorthin zurückkehren, wo der Vorgänger endet, richtet der dieses Mal allein für das Drehbuch verantwortliche Krasinski seinen Blick auf den Beginn der Apokalypse.

Der Prolog von «A Quiet Place 2» zeigt, wie während eines Baseballspiels in der Heimatstadt der aus Kapitel eins bekannte Abbotts urplötzlich die Hölle in Gestalt der ausserirdischen Invasoren losbricht. Die fiebrige Inszenierung, die ihre volle Wucht in einer waghalsigen Autofahrt erreicht, macht das Chaos und die Panik greifbar. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass Katastrophenbilder, wie wir sie hier zu sehen bekommen, mittlerweile Standard sind, da in den letzten Jahren zahlreiche Filme den Untergang beschworen haben. Nach dem Einstieg springen wir zum 474. Tag nach dem Überfall: Evelyn Abbott (Emily Blunt) und ihre Kinder Regan (Millicent Simmonds), Marcus (Noah Juppe) und ihr gerade erst geborenes Baby müssen ohne Ehemann bzw. Vater Lee (John Krasinski) auskommen, der sich im Finale von «A Quiet Place» für seine Liebsten geopfert hat. Weil ihr Refugium nicht mehr sicher ist, zieht die Familie los, um nach anderen Überlebenden zu suchen. In einer alten Industrieanlage kommt es zu einer Begegnung mit einem Bekannten namens Emmett (Cillian Murphy), dessen fatale Sicht Regan nicht teilen will. Die gehörlose Teenagerin glaubt, im Radio einen Hinweis empfangen zu haben, stiehlt sich heimlich fort und will beweisen, dass Rettung möglich ist.

Indem Krasinski die verwüstete Story-Welt öffnet, schraubt er zwangsläufig die das Ursprungswerk bestimmende Intimität zurück. Auch die Fortsetzung hält ruhige, emotionale Momente bereit. Gleichzeitig folgt sie aber stärker den Konventionen des Endzeitkinos. Alles ist jetzt eine Spur grösser und actionreicher, ohne dass daraus mehr Intensität erwachsen würde. Erzeugte «A Quiet Place» auch deshalb eine ungemein dichte Atmosphäre, weil die Protagonisten fast ausschliesslich in Gebärdensprache kommunizierten, findet nun vermehrt verbaler Austausch statt. Krasinskis Bemühen, den Handlungsraum der tauben Regan auszuweiten, lässt sich nicht bestreiten. Allerdings hätte man ihre Figur noch konsequenter in den Fokus rücken können.

Mit einigen punktgenauen Spannungsnadelstichen, einer guten Effektarbeit und überzeugend heruntergekommenen Schauplätzen fällt «A Quiet Place 2» definitiv nicht in die Kategorie «Enttäuschend». Wer den Vorgänger in seiner minimalistisch-eindringlichen Art geliebt hat, wird jedoch weniger begeistert aus dem Kino kommen als beim ersten Mal – und womöglich die ein oder andere Logiklücke mehr entdecken.

18.06.2021

3

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Kommentare

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navj

vor 2 Jahren

„A Quiet Place 2“ knüpft nahtlos an den Überraschungshit aus 2018 an und ist eine sehenswerte Horrorfortsetzung. Nicht zuletzt wegen der starken schauspielerischen Leistungen und einer höheren Abwechslung. Interessant ist, wie die Stimmung verschoben wurde. War „A Quiet Place“ durch das Setting immer leicht klaustrophobisch, wenn sich die Familie im Haus versteckte, sind die Schauplätze dieses Mal weitläufiger.Mehr anzeigen


elelcoolr

vor 2 Jahren

Gute Fortsetzung! Im ersten Teil war die Bedrohung für den Zuschauer noch bedrohlicher und die Spannung noch spannender. Auf jeden Fall sehenswert!


dulik

vor 2 Jahren

Packende Fortsetzung des Überraschungshits. Erneut wird das Element der Stille gekonnt eingesetzt, um mitreissende Szenen zu erschaffen. Obwohl die Aliens nun verwundbar und dadurch nicht mehr ganz so furchteinflössend sind, gibt es durchaus Momente, bei denen man sich kaum wagt, einen Ton von sich zu geben. Der Überraschungseffekt ist beim Sequel nicht mehr ganz so gross, trotzdem wird es zu keiner Zeit langweilig. Eine klare Empfehlung an alle, die den ersten Teil mochten und wieder einmal etwas erfrischendes aus dem Horror-Genre sehen wollen.
7.5/10Mehr anzeigen


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