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Zama Argentinien, Brasilien, Frankreich, Libanon, Mexiko, Niederlande, Portugal, Spanien, Schweiz, USA 2017 – 115min.

Filmkritik

In der Sonne verrotten

Julian Gerber
Filmkritik: Julian Gerber

Der neuste Film der argentinischen Regisseurin Lucrecia Martel ist ein irrwitziges Porträt des spanischen Kolonialismus, das mit zum Teil hypnotischen Bildern vom Scheitern des Don Diego de Zama erzählt.

Don Diego de Zama (Daniel Giménez Cacho) ist ein untergebener Beamter der spanischen Krone und wird als Verwalter in einer fernen kolonialisierten Provinz eingesetzt. Um näher bei seiner Familie zu sein, möchte er jedoch seine Versetzung erwirken und wird darum immer wieder beim Gouverneur vorstellig – denn nur dieser kann ihn mit einem Schreiben an die Krone für höhere Aufgaben vorschlagen. Doch die Mühlen der Bürokratie mahlen bekanntlich langsam, weshalb Zama immer wieder vertröstet wird, und zwar durch Gouverneure, die kommen und gehen. Die Zwecklosigkeit seiner Bemühungen und der zermürbende Warteprozess treiben seinen inneren Zerfall voran und lassen ihn immer wie mehr den Verstand verlieren, wovon teils surreale Episoden im Film berichten. Als sämtliche Hoffnung verloren scheint, bietet sich ihm die Gelegenheit, Jagd auf den berüchtigten Verbrecher Vicuña Porto zu machen und sich dadurch endgültig für eine Versetzung zu empfehlen.

Die Eröffnungsszene des Films zeigt Don Diego de Zama am Strand: In erhabener Pose erinnert er mit seinem Dreispitz und seinem Schwert an einen triumphierenden Eroberer – doch der Schein trügt. In Tat und Wahrheit ist Zama ein niedergekämpfter Beamter, der fast schon devot um seine Versetzung bettelt. Trotz seines Ranges ist er nie Herr der Situation und wirkt meist hilflos und verlegen, ja sogar dümmlich. Je länger der Film andauert, desto mehr entwickelt sich sein Schicksal zu einem fiebrigen Albtraum: Absurde Szenen und Sätze, die ständig wiederholt werden, zeugen von Zamas abnehmender geistiger Verfassung.

Aufgrund der losen Szenenabfolgen ist der Plot anfangs nicht wirklich greifbar und entwickelt sich erst in der zweiten Hälfte in eine feste Richtung. Doch nicht nur die verworrene Storyline, sondern auch die teilweise surreal anmutenden Einschübe sorgen für den absurd-ironischen Grundton von Zama. Dieser wird unterstützt durch den Soundtrack, der überspitzt gelassen daherkommt und mehr an Hawaii-Urlaub als an kolonialistische Bestrebungen erinnert. Das ist nicht unbedingt leichte Kost, berichtet aber mit viel Irrwitz über den europäischen Kolonialismus und das Beamtendasein in festgefahrenen Strukturen, was alles am tragikomischen Scheitern des Don Diego de Zama aufgehängt wird. Ein sehenswerter, visuell beeindruckender Film, dessen Handlungsbogen jedoch nicht für jedermann oder jedefrau geschaffen ist.

26.03.2024

4

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Kommentare

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Filmenthusiast

vor 5 Jahren

Ich erkannte keine Handlung und bin eingeschlafen

Zuletzt geändert vor 5 Jahren


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