CH.FILM

Gotthard – One Life, One Soul Schweiz 2017 – 95min.

Filmkritik

Rock to Heaven

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Im letzten Jahr feierte die Tessiner Band «Gotthard» ihr 25-Jahr-Jubiläum und die Premiere des Dokumentarfilms Gotthard – One Life, One Soul am Filmfestival Locarno. Filmer Kevin Merz hat die Geschichte der Rockmusiker um Leo Leoni aufgeschlüsselt, erzählt von Talenten, Träumen, harter Arbeit, von Erfolg und Verlust des Sängers Steve Lee. Ein Rock-Dokument mit Ecken und Kanten.

Sie sind das Urgestein der Schweizer Rockgeschichte, die rollende Alpensteine: «Gotthard» aus dem Tessin. Filmer Kevin Merz erzählt vom Suchen und Finden, von Down- und Highlights. Merz, der teilweise selber die Kamera führte, liess gleich zu Anfang den Blick über eine rockige Landschaft schweifen, durchzogen von einem Highway. Ein schicksalhafter Punkt, Kilometer 105 in Nevada. Der Ort, an dem Leadsänger Steve Lee am 5. Oktober 2010 tödlich verunglückte. Ein schmerzhafter Einschnitt in der «Gotthard»-Geschichte von Leo Leoni, Steve Lee und der Band.

1991 gegründet, feierte die Band «Gotthard», bereits mit dem gleichnamigen Debütalbum (1992) einen Grosserfolg. Seither erreichtes jedes Album Platz 1 in den Schweizer Charts. Über drei Millionen Tonträger wurden in den letzten 25 Jahren verkauft. Merz hat sich auf die Spuren gemacht, er, der im selben Tessiner Ort Porza aufgewachsen ist wie Sänger Steve Lee. Er ist von der Band fasziniert, bewundert ihren Mut und fand viele Berührungspunkte: «Sie haben in mir den Wunsch geweckt, mich voll und ganz in diese 'Rock-Odyssee' mit dem Titel Gotthard – One Life, One Soul zu vertiefen.»

Geschickt verknüpft Kevin Merz zahlreiche Film- und Konzertausschnitte, Interviews, Statements und Berichte. Dabei schälen sich drei Schwerpunkte heraus: Die Ära Chris von Rohr («Krokus»), der ab 1991 rund zwölf Jahre die Band als Produzent und Mentor prägte, der «Gotthard» zum Erfolg («D-Frosted», «Homerun») führte – weltweit. Doch der kommerzielle Erfolg behagte Gründer Leo Leoni immer weniger. Er wollte zurück zu den Wurzeln, zur harten Rockmusik. Infolgedessen kam es 2003 zur Trennung vom Manager. Ein schicksalhaftes Ereignis stürzte die Band 2010 in eine tiefe Krise: Der charismatische Sänger Steve Lee starb auf einer Motorradreise in Nevada. Weitermachen oder Schlussstrich ziehen? Im Australien-Schweizer Nic Maeder fand die Band einen exzellenten Nachfolger.

Zu den Höhepunkten der Hommage zählt der Auftritt Steve Lees mit der Opernsängerin Montserrat Caballé («One Life, One Soul») und die Swiss Music Award-Überreichung 2011 durch «Pink Floyd»-Keyboarder Jon Lorde an den verstorbenen Steve Lee. Gotthard – One Life, One Soul ist eine 95-minütige Geschichtsstunde in Sachen Schweizer Rockmusik, ein rotziger, ungeschminkter Film über Musikträume und Krisen, Partnerschaft und Spannungen, Freundschaft und Durchhaltevermögen.

03.04.2024

4

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Kommentare

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Urs_Hofstetter

vor 6 Jahren

Eigentlich keine schlechte Filmkritik. Eigentlich. Wären da nicht 2 grössere Böcke darin enthalten:

- Das Urgestein der Schweizer Rockgeschichte sind nicht Gotthard, sondern Krokus (über 15 Jahre länger im Geschäft). Und...
- Du meine Güte: "...durch «Pink Floyd»-Keyboarder Jon Lorde»!!! Der gute Mann hiess Jon Lord und war Keyboarder bei DEEP PURPLE!!!

Nachsitzen, Herr Breiner.Mehr anzeigen


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