47 Ronin USA 2013 – 119min.

Filmkritik

Wie Walterli in den Klauen des Yeti

Gaby Tscharner
Filmkritik: Gaby Tscharner

Ein gebrochener Fremder mit mysteriöser Vergangenheit lehnt sich gegen ein korruptes Imperium auf: Keanu Reeves in einem japanischen Historienfilm, der es mit der Geschichte nicht so genau nimmt.

Im 18. Jahrhundert in Japan wird das "Halbblut" Kai (Keanu Reeves) vom Meister Asano Naganori (Min Tanaka) aufgenommen und grossgezogen. Aber Kai bleibt sein Leben lang ein Aussenseiter und wird von den Samurai wie ein Leibeigener behandelt. Als der Meister durch den Trick einer Hexe Lord Kira attackiert, der mit dem Shogun zu Besuch kommt, wird er gezwungen, Seppuku zu begehen - rituellen Selbstmord. Diese Tat hinterlässt seine Samurai ohne Meister und macht diese zu Ronin. Unter der Führung von Oishi (Hiroyuki Sanada) schwören Kai und die Ronin, die Ehre ihres Meisters wiederherzustellen.

Die Geschichte der 47 Ronin ist eine beliebte japanische Legende, die den Ehrenkodex der Samurai beschreibt. Regisseur Karl Eric Rinsch, der bis anhin vor allem Werbespots gedreht hat, erweitert sie um Hexen, Dämonen, Monster und Keanu Reeves, worüber sich nicht nur Historiker ärgern werden. Es ist, als würde in einem Hollywood Streifen über Wilhelm Tell der helvetische Nationalheld auf dem Weg durch die hohle Gasse einen Drachen erledigen und Walterli aus den Fängen eines Yeti retten.

Die Authentizität der Figur des Kai ist äusserst fragwürdig und in erster Linie ein PR-Gag. Reeves wird als Hauptdarsteller angepriesen, ist im Film aber weitaus weniger präsent als das Poster suggeriert, das den Hollywood-Star beim Schwingen eines Katana zeigt. Der Film gehört den grossartigen japanischen Schauspielern, von denen viele in ihrem Heimatland zwar grosse Stars sind, die aber nur sporadisch im Ausland drehen und sich in der Fremdsprache Englisch offensichtlich wenig wohl fühlen.

Es gibt Filme, die unter einem schlechten Stern stehen, schon lange bevor sie überhaupt ins Kino kommen. Die Dreharbeiten zu 47 Ronin fanden 2011 statt und nach gesprengtem Budget und Nach-Drehs wurde das Startdatum über ein Jahr lang zurück geschoben. Laut dem Branchenblatt "Variety" soll Universal den Film schon abgeschrieben haben, bevor er in die Kinos kam. Vielleicht wäre es tatsächlich besser gewesen, hätte man 47 Ronin ehrenvoll Seppuku begehen lassen und den Film gleich auf DVD veröffentlicht.

05.02.2014

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Kommentare

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Barbarum

vor 8 Jahren

Nicht nur Effektüberladen, nein die Effekte sehen zum Teil auch noch recht künstlich aus und fallen umso mehr auf. Dazu kommt, dass sich auch die Einzelteile der Handlung nie wirklich zu einem überzeugenden Ganzen zusammenfassen wollen. So ist "47 Ronin"leidlich unterhaltsam, reisst einen aber weder wirklich mit noch vom Hocker.Mehr anzeigen


honigdachs

vor 10 Jahren

Empfehlenswert, jedoch kein absolutes Meisterwerk. Kurzweilig und schöne Bilder, jedoch wenig tiefgründig. Für einen gemütlichen Kinoabend perfekt.


juuhuiii

vor 10 Jahren

Das war ein super Film!!


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