Modest Reception Iran 2012 – 100min.

Filmkritik

Geldgeschenke machen misstrauisch

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Ein Mann, eine Frau, ein Auto voller Geldbündel und eine karge Berglandschaft im Iran: Auf einer Reise ins Nirgendwo verteilt ein ungleiches Pärchen haufenweise Geld und stösst auf wenig Gegenliebe. Eine schroffe Parabel über Geld, Moral und Manipulation, inszeniert von Mani Haghighi, der gleich auch noch die Hauptrolle übernimmt.

Macht Geld glücklich? Macht es bessere oder schlechtere Menschen? Verführt es, verbindet es, verliert es an Wert, wenn es missachtet wird? Solche Fragen schwingen in diesem Roadmovie der anderen Art mit. Ein Paar in einem Auto: Der gebieterische Kaveh (Mani Haghighi) und die aufmüpfige Leyla (Taraneh Alidoosti). Ein Kontrollposten in den Bergen. Ein Soldat (Saeed Changizian) will ihren Fahrausweis überprüfen. Die Fahrerin ereifert sich über Massen, veranstaltet ein Mordsgezeter, in das auch ihr Beifahrer einfällt. Der Soldat bleibt beharrlich - und wird von dem Pärchen mit Geldbündel überschüttet. Danach braust es einfach los. Erst jetzt wird klar, dass das Duo ein Riesentheater aufführte und dabei einen Höllenspass hatte.

Der Wagen ist mit Dutzenden von Plastiksäcken geladen, prall gefüllt mit Geldnoten. Auf ihrer Tour wird jeder, dem das Paar begegnet, haufenweise mit Geld beschenkt: Ein stoischer Hirte (Esmail Khalaj), der das Geldgeschenk verweigert. Ein Vater versucht, sein totes Baby in der gefrorenen Erde zu begraben, und will nichts vom Geld wissen, bis Kaveh ihm quasi das tote Kind abkauft. Ein anderer junger Mann (Saber Abar) bemächtigt sich eines Geldsackes und wird später mit Kumpanen auf Motorrädern die Spender quasi berauben. Bei einem Zufallstreffen mit zwei Arbeitern spielt Kaveh diabolisch seine Macht aus: Zuerst schenkt er dem einen Millionen, um sie ihm dann wieder abzunehmen und dem andern zu schenken.

Es ist ein teuflisches Spiel, das Kaveh und Leyla veranstalten. Man weiss nicht genau, bei Kaveh vor allem, ob er nun ein barmherziger Samariter oder ein grosser Manipulator ist. Man erfährt auch nicht, wie Kaveh und Leyla zueinander stehen - sind sie Vater und Tochter, Kumpan und Gefährtin? Auch über die Beweggründe ihres Tuns kann man nur spekulieren. Es ist eine verstörende Tour durch eine wilde, abweisende und armselige Bergregion, die für vieles im Iran stehen kann. Die Menschen misstrauen denen, die das Geld verteilen, auch wenn an die Almosen keine Bedingungen geknüpft sind. Man will sich nicht kaufen lassen und wird doch manipuliert. Geld verführt, verformt, verändert.

Mani Haghighi glückte eine packende Parabel über Geld und Manipulation, Moral und Misstrauen - mit markanten Schauspielern und eindrücklichen Bildern. Der Filmtitel bezieht sich übrigens auf eine Schachtel mit Keksen, welche die Figuren am Ende verzehren.

04.10.2012

4

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Kommentare

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brightey

vor 11 Jahren

Dieser Film sperrt und verweigert sich dem Zuschauer und bietet kaum Unterhaltung. Habe ihn erst Stunden später verstanden. Genial subtile Metaphern.


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