First Position USA 2011 – 95min.

Filmkritik

Traumberuf Ballerina

Filmkritik: Anna Studer

Der Dokumentarfilm folgt sechs jungen Tänzerinnen und Tänzern, welche sich auf eine weltweite Ballettmeisterschaft vorbereiten. Diese könnte der Sprung zur grossen Karriere sein – die harte Vorbereitung darauf bringt jedoch auch nicht zu unterschätzende körperliche und seelische Opfer mit sich. Thematisiert wird so einiges: karrierebedrohende Verletzungen oder Manager-Mütter, Ernährung und Finanzierung. Im Zentrum stehen jedoch die Porträts der ehrgeizigen Protagonisten mit ihrer Leidenschaft.

Die amerikanische Journalistin und Regisseurin Bess Kargman zeigt mit ihrem Regiedebüt, was hinter Ballett - Leistungssport und Kunstform zugleich - steckt: Ein Jahr lang begleitet sie sechs junge Tänzerinnen und Tänzer bei ihren Vorbereitungen für den "Youth America Grand Prix", einem der grössten und renommiertesten Ballett-Wettbewerbe. Die Porträtierten sind zwischen 9 und 19 und stammen von fünf verschiedenen Kontinenten. So unterschiedlich sie auch sind, haben doch alle dasselbe Ziel: Die Jüngsten kämpfen um eine der angesehenen Auszeichnungen, die älteren um ein Stipendium einer Schule oder gar um einen Vertrag mit einer Kompanie.

Gemeinsam mit den Protagonisten macht man verschiedene Vorausscheidungen des Wettbewerbs mit, bis hin zum grossen Finale. So entwickelt der Film eine hohe Spannung - ähnlich wie bei einer Castingshow. Dazwischen lernt man die persönlichen Geschichten der Tänzer kennen. Da ist etwa eine 16-jährige Kriegswaisin aus Sierra Leone, die mit vier Jahren von Amerikanern adoptiert wurde. Obwohl sie als Schwarze in der Ballettwelt oftmals mit Vorurteilen konfrontiert wurde, versucht sie, ihren grossen Traum zu erfüllen und eine Ballerina zu werden. Oder Joan Sebastian, der mit 16 Jahren seine Heimat Kolumbien auf der Suche nach einer besseren Zukunft verliess und hofft, durch das Ballett seine Familie bald finanziell Unterstützen zu können.

Der Film schlägt, zumindest zu Beginn, auch einen kritischen Ton an und greift Themen wie die verlorene Kindheit, Verletzungen oder auch die hohen Kosten auf. Auch wiederlegt er wohl gewisse Vorurteile gegenüber der Ballettwelt. Was jedoch seltsam anmutet: Niemand scheitert, obwohl der Weg zum Ballett-Star unheimlich schwierig scheint. Geplatzte Träume, vorzeitig beendete Karrieren oder bleibende körperliche Schäden sind kein Thema, obwohl auch diese in der Ballettwelt präsent sein müssen - man denke nur schon daran, dass am "Youth America Grand Prix" jährlich über 5000 Tänzer teilnehmen.

Auch keiner der Protagonisten selbst scheint an seiner Berufung zum Tänzer zu zweifeln. Alle sind überzeugt, das Richtige zu machen, alternative Berufswünsche oder Lebensentwürfe kommen kaum zur Sprache. Was man sich in Angesicht des immensen Leistungsdrucks und der enorm hohen Disziplin nur schwer vorstellen kann.

So ist es beinahe beruhigend, was auf der offiziellen Website von First Position zu lesen ist: Rebecca, die im Film noch ein Engagement bei der "Washington Ballet's Studio Company" erhalten hat, beendete einige Monate später freiwillig ihre Karriere und studiert heute Logopädie. Sie hat zu ihrer alten Liebe, dem Jazzdance, zurückgefunden und tanzt noch immer häufig und leidenschaftlich in ihrer Freizeit.

18.02.2024

3

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Kommentare

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88fabian88

vor 10 Jahren

sehr gute Tanzszenen!


geenti

vor 10 Jahren

wenn man tanzen gern hat, unbedingt schauen!


caipi111

vor 10 Jahren

super gelungener Film!


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