Almanya - Willkommen in Deutschland Deutschland 2011 – 97min.

Filmkritik

Multikulti-Klamauk

Walter Gasperi
Filmkritik: Walter Gasperi

1964 kam Hüseyin als türkischer Gastarbeiter nach Deutschland - 45 Jahre später will er mit seiner Familie wieder in sein Heimatdorf reisen. Das Feelgood-Movie der deutsch-türkischen Samdereli-Schwestern lief auf der diesjährigen Berlinale.

Eine Ich-Erzählerin, Familienfotos und dokumentarisches Archivmaterial zum deutschen Wirtschaftswunder: Almanya, der Spielfilm-Erstling von Yasemin Samdereli (Regie) und ihrer Schwester Nesrin (Buch), lässt sich rasant an. Der Erzählton ist leicht und ungezwungen, flott wird die Familie, von den damals eingewanderten Grosseltern (Vedat Erincin und Lilay Huser) bis zur durch den Film führenden 22-jährigen Canan (Aylin Tezel) und ihrem siebenjährigen Cousin Cenk vorgestellt. Die Pointen sitzen und folgen sich Schlag auf Schlag, doch schon bei der Schilderung der Übergabe des deutschen Passes an die Grosseltern kommen leise Bedenken auf. Wie hier das Prozedere und deutsches Beamtentum beschrieben werden, ist zu abgehoben und klamaukig, als dass man es noch lustig finden könnte. Immerhin wird die Szene als Alptraum des Opas entschärft.

Diese schnelle und auf Kalauer setzende Erzählweise setzt sich fort, wenn Opa beim Familienessen verkündet, dass er ein Haus in seiner anatolischen Heimat gekauft habe und mit der Familie dorthin aufbrechen wolle. Da will der kleine Cenk doch gleich mal mehr über die Geschichte seines Opas und der Familie wissen. Canan erzählt ihrem Cousin gern davon. Ihre in die Vergangenheit führenden Ausführungen, in denen exemplarisch die Geschichte türkischer Migranten nachgezeichnet wird, betten die Samdereli-Schwestern in die in der Gegenwart spielende Reise der Familie in die Türkei ein.

Im Mittelpunkt stehen die Grosseltern sowie die Enkel, die Generation dazwischen bleibt im Hintergrund. Dem Festhalten an der türkischen Kultur bei den Grosseltern steht die völlige Übernahme der deutschen Lebensweise durch die nachfolgenden Generationen gegenüber. Da werden Klischees vorgeführt, aber gleichzeitig auch zementiert, wenn dem in warmes Licht und leuchtende Farben getauchten anatolischen Dorf ein kaltes, graublaues Deutschland gegenübergestellt wird. Eine Frage des Humors ist es wohl auch, ob man darüber lachen kann, wenn ein türkischer Junge einen deutschen Dackel für eine Riesenratte hält, eine Christusstatue Panikattacken auslöst oder sich die zweite Generation bald ein echtes deutsches Weihnachtsfest mit Christbaum und Geschenken wünscht.

19.05.2011

3

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Kommentare

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Patrick

vor 10 Jahren

Lustige und Warmherzige Story über eine Türken Familie in Deutschland. Das Ende entlässt uns mit einer Wunderschönen Botschaft, daher mein DVD oder TV-Tip.


purpi

vor 11 Jahren

Gute Idee, aber nur sosolala


manubroe

vor 12 Jahren

Ganz witziger Aufbau - aus der Sicht des Emigranten im "fremden Land" dabei zu sein. Nur hätte der Grossvater nicht sterben müssen - das war wohl ein wenig Klischee zu viel.


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